Eishockey:Unter Männern

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Nicht nur die Statistiken sprechen für ihn - auch wenn er nicht gerade zu den Größten zählt: Florian Bugl. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

In seiner ersten Saison nach der Jugendzeit spielt Torwart Florian Bugl, 20, bei den Straubing Tigers bereits eine wichtige Rolle in der DEL. Vor allem seine Ruhe überzeugt.

Von Christian Bernhard

Wer nach Seltenheiten in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sucht, landet schnell bei jungen Torhütern, die regelmäßig spielen. Das liegt daran, dass die Rolle des Schlussmanns im Eishockey von besonderer Bedeutung und deshalb mit großem Druck verbunden ist. Der ehemalige NHL-Spieler Gene Ubriaco fasste das so zusammen: "Im Eishockey macht der Torhüter 75 Prozent des Spiels aus. Es sei denn, er ist ein schlechter Torhüter. Dann sind es 100 Prozent." In der laufenden DEL-Keeper kommen nur drei U23-Torhüter auf mehr als zehn Einsätze: Tobias Ancicka von den Eisbären Berlin, Mannheims Arno Tiefensee - und Florian Bugl.

Für Bugl ist es im Gegensatz zu Ancicka und Tiefensee die erste Saison bei den Erwachsenen - und die kann sich sehen lassen. Der 20-Jährige hat schon 24 Spiele und damit knapp die Hälfte aller DEL-Partien der Straubing Tigers bestritten. 15 davon gewann er. Bugl kann sogar bessere Statistiken vorweisen als sein erfahrener Tigers-Torhüterkollege Hunter Miska. "Er hat die Chance bekommen, und er nutzt sie", unterstreicht Straubings Trainer Tom Pokel.

Bugls erste Aufgabe bestand darin, sich körperlich an das Männer-Eishockey anzupassen. "Physisch musste er sich von einem jungen Mann zum Mann entwickeln", sagt Pokel. Auch Bugl stellte schnell fest: "Man ist jetzt unter Männern." Das gelang dem gebürtigen Landshuter schnell. "Sein Körper hat sich sehr stark verändert", betont Pokel. Als sich Miska im Oktober verletzte, war Bugl gefordert - und lieferte sofort ab. Seine ersten fünf DEL-Spiele als Starter gewann er allesamt, in seinen ersten zehn Spielen punkteten die Tigers nur einmal nicht. Wie gut es für ihn lief, verdeutlichte die spektakuläre Szene im Derby gegen Augsburg im November, als er seinen Fanghandschuh im Torraum verlor - und Augsburgs Adam Payerl genau in diesen hineinschoss. Als Bugl den Handschuh aufsammelte und die Scheibe herausholte, um sie dem Schiedsrichter zu reichen, war sein Lachen hinter dem Maskengitter deutlich zu sehen.

Schon mit 13 verließ er Landshut, um sich in Mannheim durchzusetzen

Was Bugl trotz seiner Jugend auszeichnet, sind seine Ruhe und sein gutes Positionsspiel - beides zentrale Faktoren im Torhüterspiel. "Für sein junges Alter ist er schon wahnsinnig weit", findet auch Miska. Der Lohn: Bereits Ende Januar verkündeten die Straubinger, dass beide auch in der kommenden Saison ihr Torhüterduo bilden werden.

Wenige Tage später war Bugl dann Teil der deutschen U25-Nationalmannschaft, in der Spieler zum Einsatz kamen, "die perspektivisch für unsere Herren-Nationalmannschaft infrage kommen", wie DEB-Sportdirektor Christian Künast erklärte. 2021 war Bugl wichtiger Teil des deutschen U20-Teams um die heutigen NHL-Spieler Tim Stützle und J.J. Peterka, das damals zum ersten Mal in Deutschlands U20-Geschichte ein WM-Viertelfinale erreichte.

Auch bei Straubings Kooperationspartner Landshut in der DEL2 kommt Bugl zum Einsatz, Spielpraxis ist gerade für junge Torhüter sehr wichtig. In seiner Heimatstadt profitiert er von der Erfahrung Sebastian Vogls, der schon das Landshuter Tor hütete, als Bugl noch im Nachwuchs des Klubs spielte und den Älteren studierte. Er verließ Landshut schon als 13-Jähriger, damals wechselte er zu den Adler Mannheim, wo er bei der Familie seines heutigen Straubinger Teamkollegen Joshua Samanski lebte. Ein Jahr später zog es ihn in die Red-Bull-Nachwuchsakademie nach Salzburg. Dort arbeitete er auch mit dem schwedischen Torhütertrainer Magnus Helin zusammen, der zuvor Nationaltorhüter Mathias Niederberger trainiert hatte.

Niederberger ist eines von Bugls Vorbildern. Die beiden verbindet, dass sie für Eishockeytorhüter nicht besonders groß sind. Dadurch ergeben sich andere Schwerpunkte in der Trainingsarbeit. "Man muss etwas anders arbeiten als große Torhüter", erklärt Bugl, Schnelligkeit und Explosivität sind für ihn mit seinen 1,82 Metern besonders wichtig. Die fehlenden Zentimeter kompensiere man dadurch, dass man länger stehen bleibe, aber seine Größe bringe auch Vorteile mit sich: "Man hat nicht so viele Lücken und ist schneller unten."

Das bewies er in dieser Saison schon mehrmals. Trainer Pokel weiß, dass er auch in den letzten acht Hauptrundenspielen, in denen es für die fünfplatzierten Straubinger um die direkte Playoff-Viertelfinal-Qualifikation geht, darauf zählen kann.

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