Eintracht Frankfurt:Tore auf dem Silbertablett

Lesezeit: 3 min

Für den Frankfurter Stürmer Randal Kolo Muani ist das 2:0 gegen Werder Bremen eine seiner leichteren Übungen. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Die Eintracht gewinnt im Sparmodus 2:0 gegen ein Werder Bremen, das jegliche Kreativität vermissen lässt. In Frankfurt denken sie schon an den nächsten großen Abend in der Champions League.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Großartige Jubelgesten gab es keine. Mit fast schon geschäftsmäßiger Routine reagierten die Akteure in den weißen Trikots auf den Schlusspfiff, Zurückhaltung prägte die gegenseitigen Gratulationen: Bei Eintracht Frankfurt war der hochverdiente Bundesliga-Heimsieg gegen Werder Bremen (2:0) nur das Vorprogramm für ein noch viel größeres Spiel in drei Tagen. Alles wird beim Europa-League-Sieger überstrahlt vom Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel (Dienstag, 21 Uhr). Gegen den unangefochtenen Tabellenführer der Serie A hat sich die SGE den Vorstoß ins Viertelfinale der Königsklasse vorgenommen. Eine gelungene Generalprobe, ohne sich groß verausgaben zu müssen, kam da nun sehr gelegen.

"Ich bin natürlich sehr zufrieden mit unserem Auftritt. Es war toll, wie aktiv und wach wir verteidigt haben und gleichzeitig zum richtigen Zeitpunkt die Tore erzielt. Wir haben es sehr kontrolliert nach Hause gespielt", sagte Trainer Oliver Glasner. "Die Jungs haben das mit Bravour gemacht." Auch Mittelfeldspieler Mario Götze freute sich über einen "wichtigen Sieg", mit dem die Eintracht sich vor dem nächsten Auswärtsspiel bei RB Leipzig im Kampf um die Champions-League-Plätze der nächsten Saison positionierte. "Wir haben sehr, sehr wenig zugelassen, damit können wir zufrieden sein", sagte Götze, der sich zu einem laufstarken Fleißarbeiter entwickelt hat. Nicht mal der kritische Sportvorstand Markus Krösche wollte irgendwelche Mängel thematisieren. "Wir haben 2:0 gewonnen. Am Dienstag müssen wir eine Topleistung bringen, um erfolgreich zu sein." Und vermutlich werden dann Treffer nicht auf dem Silbertablett serviert wie von Werder Bremen.

SZ PlusExklusivManuel Neuer
:"Ich hatte das Gefühl: Mir wird mein Herz rausgerissen"

Erst das frühe WM-Aus in Katar, dann der Skiunfall am Tegernsee: FC-Bayern-Kapitän Manuel Neuer hat schwierige Wochen hinter sich. Aber es gibt Dinge, die ihn "wirklich umgehauen haben". Ein Gespräch über körperliche und andere Verletzungen.

Interview von Philipp Selldorf

Für das 1:0 mussten sich die Hausherren gar nicht groß anstrengen. Nach Freistoßflanke von Philipp Max bugsierte der in die Startelf rotierte Kristijan Jakic die Kugel in die Mitte, wo Bremens Kapitän Marco Friedl mit seinem misslungenen Klärungsversuch ins eigene Netz traf (8.). Noch desorientierter hatte sich gleichwohl sein Nebenmann Anthony Jung angestellt, der Gegenspieler und Ball aus den Augen verloren hatte.

Das 2:0 erzielte Randal Kolo Muani, der derzeit beste Bundesliga-Scorer, wobei der Franzose zunächst mit seinem Kopfball nach Max-Flanke an Torwart Jiri Pavlenka gescheitert war - doch nach dem Abpraller hob Ansgar Knauff den Ball flugs wieder zum Abnehmer mit der Nummer neun in die Mitte (52.). Frankfurts Mittelstürmer steht nunmehr bei zehn Toren und zehn Vorlagen, leitete aber alle Komplimente für seine formidable Zwischenbilanz lieber ans Kollektiv weiter.

Den mutigen Worten des Werder-Trainers folgen keine Taten

Weil Werder sich bis zum Schluss weigerte, auch nur Ansätze eines geordneten Angriffsspiels zu zeigen, kam die SGE im Sparmodus ins Ziel. In der Hinrunde hatte die Eintracht in Bremen ein wildes Spektakel (4:3) für sich entschieden, woraufhin Werder-Trainer Ole Werner einigermaßen ernüchtert analysierte, mit derlei Geschwindigkeit sei sein Team seit seinem Amtsantritt im November 2021 noch nie konfrontiert worden. Nun musste der mit 34 Jahren jüngste Coach der Liga konstatieren, dass sein Ensemble chancenlos war: "Wir konnten mit dem Ballbesitz gar nichts anfangen. Wir haben uns nichts erarbeitet, um den Gegner zu bedrohen. Unter dem Strich hat uns Überzeugung und Mut gefehlt."

Ohne die Stammkräfte Mitchell Weiser (Bänderverletzung), Leonardo Bittencout (Sperre) und Christian Groß (Krankheit) waren die Grün-Weißen zu einigen Umstellungen gezwungen, wobei Werners Begründung aufhorchen ließ, den Dribbler Romano Schmid für Schienenspieler Weiser auf die rechte Außenbahn zu stellen: "Weil wir nicht mit fünf gelernten Innenverteidigern spielen, sondern unsere Momente finden wollen." Den mutigen Worten folgten indes keine Taten. Im Vorwärtsgang missriet den Gästen über die gesamte Spielzeit fast alles. Mausgraue Jerseys hätten besser zu diesem biederen Auftritt gepasst als die lachsfarbenen Auswärtstrikots.

Vier von sechs Bundesligaspielen im neuen Jahr haben die Hanseaten verloren, aber weil sich darunter in Union Berlin, Borussia Dortmund und nun Eintracht Frankfurt drei der Top-Sechs-Kandidaten befunden haben, keimt im Norden keine Unruhe auf. Dass aber Verbesserungsbedarf besteht, war offenkundig. "Wir müssen mehr Mut zeigen, mehr Kreativität anbieten", verlangte der bis auf sein Abseitstor in der Nachspielzeit abgemeldete Bremer Torjäger Niclas Füllkrug, der trotz eines Ärgers über den verzagten Auftritt ("damit kann ich schwer leben") auch sagte: "Dortmund und Frankfurt sind für uns eine andere Kategorie. Damit haben wir unsere Probleme." Das war in dieser Karikatur eines Topspiels offenkundig.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusJulian Nagelsmann
:"Will der mich verarschen!?"

Nach der 2:3-Niederlage in Gladbach ist Julian Nagelsmann wegen der frühen roten Karte gegen Dayot Upamecano außer sich. Schon kurz darauf muss er sich für seine Wortwahl entschuldigen.

Von Ulrich Hartmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: