Eishockey:Mit Pflaster im Büro

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Torschützen unter sich: Nürnbergs Cole Maier (li.) verliert das Duell am Ende gegen Münchens Trevor Parkes. (Foto: Eibner-Pressefoto/Feiner/Imago)

Trevor Parkes entwickelt sich beim EHC München zum Mann für die spielentscheidenden Treffer. Auch beim 5:3-Sieg gegen Nürnberg traut er sich mit Erfolg in die hart umkämpfte Zone direkt vor dem gegnerischen Tor.

Von Christian Bernhard

Trevor Parkes ist einer jener Eishockeyspieler, die keinen großen Wert auf die Ästhetik ihrer Tore legen. Meist netzt der Stürmer des EHC Red Bull München direkt vor dem gegnerischen Tor per Abstauber, Abfälscher oder Nachschuss ein, in "seinem Büro", wie er es nennt. Schon zu Beginn der Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war seine Nase mit mehreren Pflastern verarztet, denn dort, in Parkes' Büro, geht es eben hart zur Sache. Das hindert einen wie Parkes selbstverständlich nicht daran, wieder und wieder vors Tor des Gegners zu ziehen.

Auch am Dienstag tat er das und war damit ein entscheidender Faktor beim 5:3-Derby-Heimsieg gegen die Nürnberg Ice Tigers. Zweimal traf der Kanadier, das spielentscheidende 4:3 stilgerecht per Nachschuss. Damit gewann der deutsche Meister erstmals in dieser Saison zwei Ligaspiele nacheinander, Parkes hatte auch zwei Tage zuvor gegen die Löwen Frankfurt den spielentscheidenden Treffer erzielt - direkt vor dem gegnerischen Gehäuse, versteht sich.

Spielerisch überzeugend war der EHC-Derbyauftritt über einige Phasen der Partie allerdings nicht. Ein immer wieder auftretendes Problem der Münchner in dieser ersten Saison ohne Don Jackson hinter der Bande ist, dass die Gegner häufig mit viel Schwung in die Münchner Zone kommen und die EHC-Spieler, die sich unter dem neuen Trainer Toni Söderholm von einer mann- auf eine raumorientierte Verteidigung umstellen müssen, damit nicht in ihrer gewünschten Defensivposition sind. Söderholm hatte schon nach dem Frankfurt-Spiel am Sonntag einige Puckverluste in der offensiven Zone bemängelt, speziell an der offensiven blauen Linie, "wo wir auf jeden Fall viel detaillierter spielen müssen".

Nationalspieler Nico Krämmer, einer der Neuen im EHC-Kader, verweist darauf, dass man sich "gerade am Finden" sei

Auch die Dominanz im Scheibenbesitz, die den EHC in den vergangenen Jahren oft ausgezeichnet hat, war in den ersten Spielen der Saison nicht so häufig zu beobachten. Söderholm ist das nicht entgangen. Man habe heute gesehen, dass die Mannschaft, die die Scheibe führe, "halt Vorteile hat", betonte er am Sonntag, als seinem Team das mehrmals nicht gelungen war, was dazu führte, dass es sich "passiver aufstellen" musste. Generell, so sein Fazit, gelte es noch Dinge zu verbessern, das sei "ganz klar".

Nationalspieler Nico Krämmer, einer der Neuen im EHC-Kader, verwies darauf, dass man sich "gerade am Finden" sei. Das wurde am Dienstag auch gegen Nürnberg im Startdrittel deutlich. Der EHC ging zwar in Überzahl dank Ben Street mit 1:0 in Führung (9.), doch in Sachen Struktur, Spielwitz und Spielfluss waren die Franken dem Meister in den ersten 20 Minuten überlegen. Cole Maier (11.) und Ryan Stoa (19.) drehten die Partie mit ihren Treffern noch im Startdrittel.

Das schnelle Nürnberger 3:1 im Mitteldrittel von Niklas Hede bestätigte diesen Eindruck. Doch der EHC kämpfte sich zügig zurück. Maximilian Daubner markierte nur 39 Sekunden später das 2:3, und Parkes erzielte mit Ablauf einer Nürnberger Strafzeit den Ausgleich (28.), weil die Münchner nun aggressiver auftraten und so mehr Scheiben gewannen. Auch ohne Yasin Ehliz, der im Schlussdrittel nicht mehr auf dem Eis war, machte der EHC das Comeback perfekt - dank Trevor Parkes und dem 5:3 von Maximilian Kastner ins leere Ice-Tigers-Tor (59.). Veit Oswald, der Parkes' 4:3 vehement ermöglicht hatte, meinte nach der Partie, er hoffe, dass man die Leistung dieser Schlussphase zukünftig auch über 60 Minuten zeigen könne.

Damit kassierten die Nürnberger in ihrem vierten Auswärtsspiel der Saison die vierte Niederlage mit jeweils fünf Gegentoren. Auf die Münchner wartet schon am Donnerstag (19.30 Uhr) das nächste Heimspiel, dann geht es gegen die Iserlohn Roosters, die fünf ihrer sieben Spiele in dieser Saison verloren haben und am Dienstag acht Tore gegen die Eisbären Berlin kassierten.

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