Eishockey:Achterbahnfahrt in den Frühling

Lesezeit: 2 min

Nicht gleich abheben: Münchens Chris DeSousa wird hier von Hayden Shaw ausgehebelt. (Foto: Thomas Hahn/Zink/Imago)

Der EHC Red Bull München wähnte sich zuletzt auf gutem Wege zu mehr Konstanz. Am Sonntag muss der Meister erfahren, dass Gegner Nürnberg zurzeit noch größere Fortschritte macht.

Von Christian Bernhard

Noch ist es ein bisschen hin bis zum Frühlingsbeginn, doch die Tage werden schon merklich länger, die Sonne wird kräftiger. Das freut Toni Söderholm. Seine Vorfreude hat allerdings weniger meteorologische Gründe, sondern vielmehr sportliche. Der Trainer des EHC Red Bull München sagt nämlich: Vom Charakter der Mannschaft her sei der EHC "eher eine Frühlingsmannschaft als eine Herbstmannschaft".

Hinter dieser Feststellung steckt die Hoffnung, dass der inkonstante EHC der ersten Saisonmonate jetzt, da die Playoffs immer näher rücken, allmählich seinen Ansprüchen gerecht wird. Söderholm erklärte am Wochenende, dass er seine Spieler nach sechs freien Tagen während der Länderspielpause Mitte Februar "sehr fokussiert" zurückbekommen habe, und dass zwischen den Trainingseinheiten im November, Dezember und jetzt ein "meilenweiter" Unterschied zu erkennen sei. "Die Jungs sind ein paar Ticken intensiver, hungriger, neugieriger und temporeicher", betonte er. Dazu komme das Selbstvertrauen, das mit drei Siegen aus den ersten drei Spielen seit der Pause gewachsen sei.

Maximilian Kastner hat all das aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen. Der Nationalspieler musste zuletzt sieben Wochen lang verletzungsbedingt zuschauen, ehe er am Freitag beim 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen den ERC Ingolstadt sein Comeback feierte. Es war der 500. DEL-Sieg des EHC, und Kastner sagte hinterher, er wolle nicht zu viel in die Frühlings-Herbst-Aussage seines Trainers interpretieren, er persönlich fühle aber, dass die Balance zwischen Offensive und Defensive besser passe und "wir cleverere Entscheidungen treffen". Der Angreifer hatte sich in den vergangenen Wochen ein besseres Bild davon machen können, da er von außen jeden Wechsel sah und sich nicht auf sein Spiel, seine Aktionen konzentrieren musste. Was er da sah, gefiel ihm. Alle im Klub hofften nun, dass die "Achterbahnfahrt", wie Manager Christian Winkler noch vor Kurzem die Hauptrundenzeit charakterisiert hatte, endlich vorbei wäre.

Am Freitag frustrieren die Nürnberger Mannheim, am Sonntag verdirbt Torhüter Treutle den Münchnern die Laune

Doch schon am Sonntag gab es erneut einen Rückschlag. Ein Gegentor 18 Sekunden vor Spielende brockte den Münchnern eine 1:2-Derbyniederlage bei den Nürnberg Ice Tigers ein. Evan Barratt traf mit einem sehenswerten Handgelenkschuss zur Entscheidung. "Unsere Richtung stimmt trotzdem", befand Münchens Kapitän Patrick Hager bei Magentasport. Im zweiten Derby des Wochenendes, das für den EHC der Auftakt zu einer Serie von drei Auswärtsspielen binnen sechs Tagen war, hatte Nationaltorhüter Mathias Niederberger eine Pause bekommen. Daniel Allavena vertrat ihn und stand früh im Fokus, denn die "brutal schnelle" Mannschaft der Nürnberg Ice Tigers (Zitat Niklas Hede, Münchens Co-Trainer) drückte aufs Tempo und ging dank Daniel Schmölz nach einem Scheibengewinn im Münchner Drittel mit 1:0 in Führung (14.).

Die Franken hatten am Freitag beim 2:3 nach Penaltyschießen in Mannheim trotz zweimaligem Rückstand einen Punkt geholt und damit ihre positive Phase fortgesetzt: Die vorangegangen zwei Partien hatten sie gewonnen, wodurch sie die besten Karten im Rennen um Rang zehn haben, den letzten Pre-Playoff-Platz. Ice-Tigers-Trainer Tom Rowe hatte seinen Spielern nach der Partie in Mannheim gesagt, "dass sie sich heute keine Sekunde lang schlecht fühlen sollen", da Einsatz und Wille stimmten. Mannheims Trainer Dallas Eakins lobte die Nürnberger als "eines der Teams der Liga mit der besten Struktur", das seine Mannschaft "wirklich frustriert" habe.

Am Sonntag übernahm vor allem Niklas Treutle den Job, den Gegner zu frustrieren. Bei einem doppelten Pfostentreffer von Patrick Hager hatte der Ice-Tigers-Torhüter noch Glück (22.), danach hielt er mehrmals stark, speziell gegen den frei stehenden Chris DeSousa (35.). "Jetzt müssen die Dinger nur noch reinfallen", bilanzierte Münchens Maximilian Daubner vor dem Schlussdrittel. Es dauerte 50 Sekunden, bis die Scheibe tatsächlich vom Schlittschuh des Nürnbergers Ian Scheids vors Ice-Tigers-Tor sprang und Veit Oswald sie ins Netz bugsierte. Drei Strafzeiten brachen dann aber den Spielrhythmus der Gäste, ehe Barratt die Münchner final frustrierte. Der Frühling muss noch ein bisschen warten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungTödlicher Unfall im Eishockey
:Vernunft muss zur Regel werden

Nach dem Tod des Eishockeyprofis Adam Johnson wird über die Pflicht zum Tragen eines Halsschutzes diskutiert. Die Frage ist: Warum noch immer?

Kommentar von Johannes Schnitzler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: