Eishockey:Rückkehr im Rekordtempo

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Als wäre er nicht weg gewesen: Emil Johansson (rechts) gegen Kölns Justin Schütz. (Foto: Heike Feiner/Eibner-Pressefoto/Imago)

Der EHC Red Bull München hat Emil Johansson als Ersatz für Dominik Bittner geholt. Zeit zur Eingewöhnung brauchte der Schwede nicht, er hatte erst im Frühjahr mit den Münchnern den Titel geholt - und bestritt nun gleich zwei Spiele in seinen ersten vier Tagen.

Von Christian Bernhard

Elf Monate können im Eishockey eine lange Zeit sein, da verändert sich in Profiklubs personell schnell mal einiges. Doch Emil Johansson macht dieser Tage nicht diese Erfahrung. "Es fühlt sich fast so wie immer an", sagte der schwedische Verteidiger am vergangenen Wochenende in den Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle. Diese ist seit wenigen Tagen wieder der Arbeitsplatz des 27-Jährigen, der schon in der vergangenen Saison das Trikot des EHC Red Bull München getragen hatte. Und doch sind ein paar Sachen anders: ein neuer Trainer und ein paar neue Spieler, "so ist es in diesem Business", sagte Johansson.

Für den läuferisch starken Abwehrspieler war es eine schnelle Rückkehr. Vergangene Saison war er im Februar nach München gewechselt - und gewann am Ende den Titel mit dem EHC. Direkt danach zog es ihn zu TPS Turku nach Finnland, jenen Vertrag hatte er bereits unterschrieben, bevor er in München angeheuert hatte. Im Profi-Eishockey gibt es solche Geschichten immer wieder - dass man aber schon ein knappes Jahr später wieder bei seinem Ex-Klub aufschlägt, ist doch spezieller.

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Diesmal ging alles besonders schnell. Johansson landete am vergangenen Donnerstag in München, absolvierte noch am selben Tag die medizinischen Checks und stand schon am Freitag im Heimspiel gegen die Kölner Haie auf dem Eis. Und das mit knapp 17 Minuten Eiszeit gleich in ziemlich prominenter Rolle.

Hinter der Bande stand dann sogar Don Jackson, sein Meistertrainer aus der vergangenen Saison. Der half wie schon in der Vorwoche als Co-Trainer seines Nachfolgers Toni Söderholm aus, weil dessen eigentlicher Co-Trainer Pekka Kangasalusta wegen einer Gehirnerschütterung fehlt. Aber das war weniger der Grund, wieso es Johanssons Comeback-Spiel in sich hatte. Vielmehr gab es hitzige Diskussionen nach dem Münchner 3:2-Sieg nach Verlängerung. Es ging dabei um ein aberkanntes Tor für die Haie in der Verlängerung, als der Puck mitsamt dem Bein des EHC-Goalies Mathias Niederberger über die Linie geschoben worden war, noch vor dem EHC-Siegtreffer von Veit Oswald. Kölns Trainer Uwe Krupp war darüber alles andere als erfreut, und die DEL sah sich dazu gezwungen, am Samstag eine Stellungnahme zu veröffentlichen, in der sie die Entscheidung der Schiedsrichter erklärte.

Die Zeit in Finnland war schwierig, der Wechsel war für beide Seiten gut

Jackson stand auch noch am Sonntag hinter der Bande, doch in Mannheim war für den EHC beim 2:3 nichts zu holen. Mitte der Partie führten die Adler bereits mit 3:0, Söderholm nahm da schon eine Auszeit und redete energisch auf seine Spieler ein. Danach wurde es aus EHC-Sicht besser, die Tore von Patrick Hager (38.) und Chris DeSousa (53.) reichten aber nicht mehr und ließen zehn Spiele vor Ende der Hauptrunde die Champions-League-Plätze in weite Ferne rücken. Johanssons Rolle wurde mit mehr als 21 Minuten Eiszeit noch prominenter.

Dessen kurzfristige Verpflichtung war nötig geworden, da Nationalspieler Dominik Bittner den Rest der Saison verletzungsbedingt verpassen wird und Adam Almqvist mehrere Wochen lang fehlen wird. Umso froher war Söderholm, dass in Johansson nicht nur ein Verteidiger mit Qualität kam, sondern auch einer, der "uns sofort stärken" könne, "so wie er letztes Jahr ins System reingepasst hat". Der Wechsel, fand der EHC-Trainer, tue beiden Seiten gut.

Denn Johansson hatte es beim finnischen Traditionsklub TPS Turku schwer. Anfangs spielte er eine wichtige Rolle, dann zog er sich eine tiefe Schnittwunde an der Hand zu, und als er nach der Pause zurückkehrte, war der Trainer fort, der ihn unbedingt hatte holen wollen, und seine Eiszeit nahm rapide ab. Jeden Trainingstag habe er vergeblich für mehr Einsatzzeit gekämpft, sagte er, das passiere in diesem Business, "da kannst du nichts machen". Über das Angebot aus München musste er nicht lange nachdenken.

Zwei Spiele in seinen ersten vier Tagen dürften ihm geholfen haben, schnell wieder in den EHC-Kosmos einzutauchen. Neben dem Eis werden ihm seine Frau und sein Kind helfen, das bei seinem ersten Wechsel nach München erst zwei Monate alt war. Noch sind die beiden in Schweden, doch sie sollen schnell an die Isar ziehen. Und dann womöglich länger bleiben als beim letzten Mal. "Vielleicht geht es hier dann weiter", sagte Johansson.

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