Eishockey:Gutes Gefühl vom Papa

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Wie ein Bild aus besten Zeiten: Don Jackson steht mal wieder für den EHC an der Bande. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Vorübergehend steht Don Jackson wieder für den EHC Red Bull München hinter der Bande - und erlebt, wie sein ehemaliges Team gegen Tabellenführer Bremerhaven seine kleine Niederlagenserie stoppt.

Von Christian Bernhard

Dass am Sonntagnachmittag etwas anders war beim EHC Red Bull München, wurde bereits 16 Minuten vor Spielbeginn deutlich, als mehrmals "Don Jackson"-Rufe aus der Nordkurve des Münchner Olympia-Eisstadions tönten. Kurz darauf trat der erfolgreichste Trainer in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) tatsächlich leibhaftig ins Bild: Rund neun Monate, nachdem Jackson mit dem Gewinn des vierten Meistertitels in München seine Trainerkarriere beendet hatte, stand er am Sonntagnachmittag wieder hinter der Bande des EHC. Nicht etwa als Cheftrainer, das ist weiterhin Toni Söderholm, sondern als Ersatz für Co-Trainer Pekka Kangasalusta, der sich im Training eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte.

Jackson ist seit dieser Saison "Head of Coaching Development" in der Red-Bull-Organisation, also ein "Trainervater", wie EHC-Manager Christian Winkler diese Rolle übersetzte. Jacksons Rückkehr hinter die Bande für das Spiel gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, den Tabellenführer, habe also ausdrücklich nichts damit zu tun, "dass wir mit Toni unzufrieden sind", wie Winkler später betonte. Im Gegenteil sollten sich die Leute doch mal etwas "zügeln" mit ihrer wöchentlichen Kritik an Söderholm, forderte der Manager, er finde sie "fast ein bisschen unanständig". Von ihm und im Verein habe Söderholm jedenfalls "absolute Rückendeckung".

Jackson half nicht nur aus, weil Kangasalusta fehlte, auch Söderholm habe schon beim verlorenen Derby in Augsburg am Donnerstag hohes Fieber gehabt und es nur gerade so am Sonntag hinter die Bande geschafft. Planmäßig würde Jackson schon kommende Woche zum Scouting nach Nordamerika zurückkehren, so Winkler, in den kommenden Tagen werde man entscheiden, ob er vielleicht doch noch ein paar Tage dranhänge. Am Sonntag jedenfalls bekam er das zu sehen, was er aus seiner Zeit als Cheftrainer hier gewohnt ist: einen Münchner Sieg, und zwar ein 4:2. EHC-Stürmer Veit Oswald beschrieb Jacksons Rolle beim Comeback so: Er halte sich zwar eher zurück, "gibt uns aber einfach ein gutes Gefühl".

Das erste Drittel hatte es gleich in sich. Filip Varejcka setzte mit einem energischen Einsatz gegen Bremerhavens Topverteidiger Phillip Bruggisser die erste Duftnote (5.), dann brachte Markus Eisenschmid in Überzahl den EHC mit 1:0 in Führung, weil sich vor ihm plötzlich eine große Lücke öffnete (9.). Nur wenige Sekunden später wurde deutlich, warum Bremerhaven als Tabellenführer angereist war: Jan Urbas, ehemaliger Münchner und aktueller Topscorer in der DEL, nahm Fahrt auf und scheiterte am aufmerksamen Nationaltorhüter Mathias Niederberger. Kurz darauf wurde den Gästen ein Treffer wegen Torhüterbehinderung aberkannt, ehe sich eine Schlüsselszene der Partie ereignete: Bremerhavens Alexander Friesen checkte Konrad Abeltshauser einen Meter vor der Bande, sodass der Münchner Verteidiger mit dem Kopf in diese stürzte. Abeltshauser blieb kurz liegen, konnte aber selbst in die Kabine gehen und kehrte im Mitteldrittel aufs Eis zurück. Friesen bekam für den Check eine Fünf-plus-Spieldauerdisziplinarstrafe, und im langen Überzahlspiel erhöhten Austin Ortega (18.) und Chris DeSousa (19.) auf 3:0 für den EHC. Jackson bedachte die Treffer mit Applaus, Söderholm den dritten leicht hustend - wirklich fit war der ehemalige Bundestrainer nicht.

Der EHC meldet sich zurück: Hier bejubelt Chris DeSousa seinen Treffer zum 3:0. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Der EHC, dem zuletzt die Nationalspieler Dominik Bittner und Nico Krämmer verletzt ausgefallen waren, war mit dem Paket von drei Niederlagen in Serie ins Spitzenspiel gegangen. Am Donnerstag hatte er das Derby in Augsburg mit 3:4 verloren und dabei ein ähnliches Muster bedient wie zuvor beim spektakulären 4:6 gegen die Berliner Eisbären. In Augsburg machten sie im Schlussdrittel aus einem 1:3 ein 3:3, drückten auf den vierten Treffer - und kassierten in der 59. Minute das entscheidende 3:4. Am Sonntag mussten sich die Münchner speziell im Mitteldrittel der intensiv agierenden Pinguins erwehren. Christian Wejse vollendete einen Konter zum 1:3 (25.), kurz darauf verpasste Urbas nur knapp das 2:3. In dieser Phase wurde deutlich, warum die Norddeutschen für Winkler kein "Überraschungserster" sind, sondern das "Maß der Dinge". Doch die Münchner lösten sich aus der vorübergehenden Umklammerung und erhöhten dank einer Kombination der Jugendfraktion Nikolaus Heigl, 21, und Veit Oswald, 19, auf 4:1 (35.). "Ein guter Start war uns wichtig, aber auch, dass wir konstant spielen", sagte Oswald nach dem Mitteldrittel, in dem Dominik Uher mit dem 4:2 (37.) die Spannung fürs Schlussdrittel gewahrt hatte.

Söderholm, der nach der Augsburg-Niederlage die "persönliche Vorbereitung" der Spieler thematisiert und betont hatte, man könne taktisch tun, was man wolle, Grundvoraussetzung sei "ein gewisser Killerinstinkt im Spiel, defensiv wie offensiv", bekam diesmal konzentrierte 20 Schlussminuten - und konnte sich nach der Schlusssirene lächelnd mit Jackson abklatschen. Auch ein gutes Gefühl.

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