Dortmund vor dem Derby auf Schalke:In die Suppe spucken

Lesezeit: 3 min

Vor fünf Jahren verhinderte Borussia Dortmund mit einem Sieg am vorletzten Spieltag, dass Schalke 04 Deutscher Meister wurde - nun kann Schalke wieder für ein wenig Spannung im Titelrennen sorgen. Bei Dortmund sind die Einsätze von Subotic und Götze fraglich, bei Schalke kämpfen Höwedes und Fuchs gegen eine Grippe.

Jürgen Schmieder, Gelsenkirchen

Vor einigen Jahren gab es einen Werbespot für eine Brauerei, in dem der damalige Schalke-Manager seiner damaligen Lebensgefährtin Simone Thomalla zuraunt: "Nur gucken, nicht anfassen!" Am 33. Spieltag der Saison 2006/07 dann hielten Fans von Borussia Dortmund beim Spiel gegen Schalke 04 Plakate mit der Meisterschale hoch, darunter stand: "Nur gucken, nicht anfassen!" Dortmund gewann die Partie mit 2:0, Schalke wurde am Ende Zweiter.

Schalke gegen Dortmund
:Der Clásico des kleinen Mannes

Herne-West gegen Lüdenscheid-Nord - an diesem Samstag brodelt der Pott, denn Schalke muss beim BVB ran. Erinnerungen an gefährliche Hunde, legendären Nebel und Ernst Kuzorra.

Von Jonas Beckenkamp

Nun, am 31. Spieltag dieser Saison, findet das 140. Derby zwischen Schalke und Dortmund statt. Diesmal haben die Dortmunder die Chance auf den Meistertitel - eine sehr gute sogar, seit dem 1:0 gegen den FC Bayern führen sie die Tabelle mit sechs Punkten an. Einen derart komfortablen Vorsprung hat noch kein Verein in dieser Liga verspielt.

"Bei jedem anderen Gegner wäre vielleicht die Gefahr da, jetzt nicht so konzentriert zu agieren, obwohl wir uns das nicht erlauben würden", sagt Kapitän Sebastian Kehl, "aber am Wochenende ist Derby." Sportdirektor Michael Zorc unterstrich die Kniffligkeit der Partie mit einem Verweis auf den Tabellenplatz: "Wir haben gerade gegen den Zweiten der Tabelle gespielt, nur drei Tage später müssen wir beim Dritten antreten." Und Trainer Jürgen Klopp sagte am Freitag: "Die Freunde aus Gelsenkirchen werden alles versuchen, damit es für uns noch mal eng wird. Die wollen uns in die Suppe spucken."

Die Stimmung wäre auch ohne die Titelchance Dortmunds aufgeheizt - und ohne die Gelegenheit für die Schalker, als Dritter die Teilnahmebedingungen an der Champions League zu erfüllen. "Wir spielen nicht gegen elf Mann, wir spielen gegen 70.011 Menschen", sagte Dortmunds Verteidiger Mats Hummels, "Der Gegner wird uns hassen, das ganze Stadion wird gegen uns sein - solche Spiele machen großen Spaß."

Derbygegner richten Appell an ihre Fans

Damit die Situation am Samstag nicht eskaliert, haben beide Klubs in schriftlicher Form einen Appell an ihre Fans gerichtet. Sieben Spielregeln seien zu beachten, heißt es dort. Ganz oben auf dieser Liste der Verhaltensmaßnahmen steht: "Übt keine Gewalt aus und droht diese auch nicht an." Allerdings hatte Clemens Tönnies kürzlich für Aufsehen gesorgt, als er über den Dortmunder Kevin Großkreutz sagte: "Er predigt Hass und stichelt so die Rivalität in einem höchst gefährlichen Maße an. Bei aller Rivalität ist das zu viel."

Sportlich dürfte es ein ähnlich spannendes und intensives Duell werden am Mittwoch gegen den FC Bayern. Die Dortmunder haben nun seit dem 6. Spieltag (1:2 bei Hannover 96) keine Partie mehr verloren, in Augsburg (0:0) und gegen Stuttgart (4:4) wankten sie zwar ein wenig, aber sie fielen nicht. Fraglich ist der Einsatz von Neven Subotic, der gegen die Münchner auch dadurch aufgefallen war, dass er Arjen Robben nach dessen vergebenem Elfmeter angebrüllt hatte. Er hat einen Schlag auf die Wade abbekommen. "Aber Gott sei Dank ist Felipe Santana seit eineinhalb Wochen wieder im Training und könnte Neven vertreten", sagte Klopp am Freitag.

Auch Offensivspieler Mario Götze könnte nach seiner Schambeinentzündung wieder im Kader stehen. Im Training am Freitag klagte Götze über leichte Probleme am Sprunggelenk, die durch einen Zweikampf verursacht wurden. "Wir werden uns das in Ruhe anschauen. Da müsst ihr euch überraschen lassen", sagte Klopp.

Schalke muss den dritten Platz sichern

Die Schalker dagegen möchten nicht nur die Meisterschaft wieder ein wenig spannender gestalten, sie wollen vor allem den dritten Tabellenplatz sichern. Wir spielen für die drei Punkte, denn wir wollen unseren Vorsprung auf Gladbach halten", sagte Klaas-Jan Huntelaar. Die Niederlage in Nürnberg und die Aufregung um Raúl - ihm soll ein Angebot des katarischen Klubs Al Ahli Doha vorliegen - sollen die Vorbereitung auf das Spiel am Samstag gestört haben. "Die wären auch heiß, wenn sie gegen Nürnberg 6:0 gewonnen hätten", sagt Mats Hummels. Fraglich sind die Einsätze der Schalker Benedikt Höwedes und Christian Fuchs, die noch gegen die Folgen einer Grippe kämpfen.

Nun spielen sie also wieder einmal gegeneinander, die Vereine aus Lüdenscheid-Nord und Herne-West, die sich einst gegenseitig unterstützten und nun leidenschaftlich verabscheuen. Es ist durchaus zu erwarten, dass sich einige Schalker Fans an den Werbespot erinnern und auch an die Persiflage der Dortmunder Anhänger vor fünf Jahren - und womöglich lassen sich die Gelsenkirchener nun eine kreative und witzige Antwort einfallen.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Einzelkritik Borussia Dortmund
:Beeindruckende Beweise beim Hase-Igel-Spiel

Sebastian Kehl ist Marathonläufer und Basketballer zugleich, Robert Lewandowski verteidigt erfolgreich seinen Ruf als Vorzeigeschützling seines Trainers Jürgen Klopp. Shinji Kagawa dribbelt sich selbst schwindelig. Borussia Dortmund beim 1:0 gegen den FC Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Dortmund

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: