Dopingaffäre in Spanien:Ein Trainer packt aus

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Das Geständnis des spanischen Leichtathletik-Trainers Manuel Pascua gibt detaillierte Einblicke in Doping-Praktiken. Die "Operacion Galgo" der Polizei hält Spanien in Atem.

Javier Cáceres

Der spanische Leichtathletik-Trainer Manuel Pascua hat bei seiner Vernehmung durch die Zivilgarde ein umfassendes Doping-Geständnis abgelegt. Dies berichtet die Zeitung El País am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlungsunterlagen zur "Operación Galgo" (Operation Windhund), die Spaniens Sportszene seit Anfang Dezember in Atem hält.

"B15-30": Reyes Estévez, hier als Europameister 2002 über 1500 Meter im Münchner Olympiastadion ist nach Überzeugung der spanischen Polizei schwer belastet. (Foto: Imago)

Demnach sei Pascua auf kryptische Aufzeichnungen in einem Kalender angesprochen worden, der in seiner Wohnung sichergestellt wurde. Seiner Antwort zufolge habe jede Seite einem auf bevorstehende Leichtathletik-Wettkämpfe abgestimmten Dopingplan für Athleten entsprochen, die er trainierte.

Zu den Athleten, die von Pascua unter Codes geführt wurden und nun nach Überzeugung der spanischen Polizei als belastet gelten, zählen die 1500-Meter- Europameisterin Nuria Fernández (alias "A15"), der WM- und EM-Medaillengewinner Reyes Estévez ("B15-30"), der 800-Meter-Spezialist Eugenio Barrios ("B8B") sowie die nationale 100-Meter-Meisterin Digna Luz ("A1").

Sie sollte einer nicht näher konkretisierten, aber "nicht zu entdeckenden Behandlung" unterzogen werden. Der äthiopischstämmige Cross-Europameister Alemayuh Bezabeh, der am Rande der Galgo-Razzia vom 9.Dezember von der Polizei bei einer Bluttransfusion überrascht wurde, hatte offenbar den Deckname "B5OE".

Eine Spur in die Niederlande

Interessant ist aber auch der Name, der sich hinter "Aa50" verbergen soll. Dabei soll es sich um die EM-Dritte im Crosslauf handeln, die Niederländerin Adriënne Stefanie Herzog. Sie wandte sich nach Erkenntnissen der spanischen Behörden telefonisch an Pascua, um an Epo heranzukommen. Laut Protokoll des abgehörten Gesprächs riet Pascua ab, sie würde bloß einen positiven Dopingtest riskieren.

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Das einzige, was weiterhelfe, sei Blutdoping. Pascua habe Herzog mit der Telefonnummer des früheren Mountainbike-Profis Alberto León versorgt, seines Zeichens Kurier des Dopingarztes Eufemiano Fuentes. Die Schlüsselfigur der Dopingaffäre "Operación Puerto" aus dem Jahr 2006 war Anfang Dezember wie Pascua und León unter den 14 Personen, die im Zuge von "Operación Galgo" vorläufig festgenommen wurden.

Ein weiteres abgehörtes Gespräch deutet darauf hin, dass der Pascua-Schüler Francis Obikwelu ebenfalls auf illegale Methoden zurückgegriffen hat. Die Polizei vermutet, dass der aus Nigeria stammende und später in Portugal eingebürgerte Sprinter, der 2002 und 2006 EM-Gold holte, der ominöse Mann mit "afrikanischem" Akzent sei, der sich aufgebracht an Pascua wandte, weil er einer Dopingkontrolle unterzogen werden sollte. Am Vorabend des Gesprächs mit Pascua hatte er sich ein "Pflaster" gesetzt, nun wisse er nicht, wie es um ihn stehe.

Die Polizei gehe davon aus, dass es sich dabei um ein Testosteron-Pflaster gehandelt habe. Pascua riet dem nervösen Läufer, Unmengen Wasser zu trinken und so hart wie möglich zu trainieren; dann würden die Spuren aus dem Organismus verschwinden. Wenig später protokollierte die Polizei ein Gespräch Pascuas mit seiner Ehefrau María José Martínez, die ebenfalls Leichtathletik-Trainerin ist. "Francis hat mich voller Schiss angerufen, weil er eine Kontrolle über sich ergehen lassen musste", habe sie gesagt.

Laut El País wurde Pascua auch mit einem Foto konfrontiert, auf dem er vor einem Hotel zu sehen ist - zusammen mit Yolanda Fuentes, der Schwester von Eufemiano Fuentes, sowie Eugenio Barrios, Nuria Fernández, Reyes Estévez und Digna Luz. Pascua habe erklärt, dass es darum ging, die letzten Details der Vereinbarungen zwischen den Sportlern und Eufemiano Fuentes zu klären.

Pascuas Aussage zufolge protestierten die Sportler, als Yolanda Fuentes zunächst 6000 Euro verlangt habe - wofür, bleibt offen. Pascua habe gesagt, dass er sich nicht erinnern könne, ob an jenem Tag verbotene Substanzen übergeben worden seien. Fuentes habe aber eine Anzahlung von mindestens 3000 Euro verlangt.

© SZ vom 31.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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