Visumsstreit:Australien weist Tennisspieler Novak Djokovic aus

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Novak Djokovic beim Turnier in Melbourne im Jahr 2012. (Foto: John Donegan/AP)

Der Weltranglistenerste darf nicht an den Australian Open teilnehmen. Der Einspruch gegen seine verweigerte Einreise und die Annullierung des Visums wurde abgelehnt.

Novak Djokovic darf nicht an den Australian Open teilnehmen und muss ausreisen. Wie das Bundesgericht in Australien entschied, wurde der Einspruch des serbischen Tennisprofis gegen seine verweigerte Einreise und die Annullierung des Visums abgelehnt.

Das Bundesgericht unterstützte damit die Einschätzung von Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke, der das Visum von Djokovic in einer persönlichen Entscheidung am Freitag für ungültig erklärt hatte.

Die Entscheidung des Ministers sei weder irrational noch rechtlich unvernünftig gewesen, sagte der Vorsitzende Richter James Allsop am Sonntag. Ein ausführliche Begründung will das Gericht in den kommenden Tagen vorlegen.

Der Weltranglistenerste war am 6. Januar in Australien gelandet, um bei den Australian Open anzutreten und seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Weil er nicht gegen das Corona-Virus geimpft ist, verweigerten die Grenzbehörden ihm allerdings die Einreise und brachten ihn in ein Abschiebehotel. Seither beschäftigt der Fall die australische Justiz ( hier eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse seit Mitte November).

Vor einer knappen Woche gab ein Gericht in Melbourne Djokovics Einspruch statt und ließ ihn einreisen - wegen eines Formfehlers der Behörden. Die hatten ihm bei der Visa-Annullierung zu wenig Zeit zu Stellungnahmen gelassen. Der Serbe hatte daraufhin die Vorbereitung auf das erste Grand-Slam-Turnier der Saison fortgesetzt. Am Freitag hatte Australiens Einwanderungsminister Alex Hawke dann das Visum von Djokovic in einer persönlichen Entscheidung erneut für ungültig erklärt. Dies sei gut begründet und "im öffentlichen Interesse", teilte der Minister mit.

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Auf einen möglichen "Fehler" bei der Einreise stehen bis zu zwölf Monate Haft

Zwischendrin war es außerdem noch zu diversen weiteren Irritationen um die Einreise gekommen. Am Mittwoch hatte Djokovic Fehler im Umgang mit seinem positiven Testergebnis eingeräumt. Er gab zu, dass er bei einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Équipe am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis gewusst und den Termin dennoch nicht abgesagt habe. Außerdem wurde in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist. Aufnahmen in sozialen Medien zeigen Djokovic jedoch um den Jahreswechsel in einem Tennisclub im spanischen Marbella. Der Weltranglisten-Erste sprach von einem "menschlichen Fehler" seiner Agentin, "der sicher nicht absichtlich" geschehen sei.

Das falsche Häkchen in einer Einreisebescheinigung gilt als "schweres Vergehen" auf dem Kontinent, wie es im Kleingedruckten heißt. Es kann mit bis zu zwölf Monaten Haft geahndet werden. Der Trip nach Marbella interessiert inzwischen außerdem auch die spanische Polizei.

Auch unter seinen Kollegen sorgte der Fall Djokovic für Kontroversen. Der Weltranglistenvierte Stefanos Tsitsipas etwa hat seinen Kollegen scharf kritisiert, er lasse die Mehrheit "wie Idioten aussehen". Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev ergriff hingegen vorsichtig Partei für den Serben: "Ich denke, es ist nicht sehr fair für eine Person, hier herzukommen und nicht spielen zu können", sagte der 24-jährige Hamburger am Samstag in Melbourne. Zugleich äußerte Zverev aber auch Verständnis für die grundsätzliche Haltung der australischen Regierung.

Überraschend bedeckt hielt sich hingegen Craig Tiley, der Turnierdirektor der Australian Open. Der Chef der größten Sportveranstaltung der südlichen Hemisphäre hatte das Schlupfloch einer Einreise für Ungeimpfte erst ins Spiel gebracht. Sein Turnier hatte vergangenes Jahr Millionenverluste erlitten.

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