Die Bayern erfüllen die Erwartungen:Helden in Rot

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Die Krönung des Fußballs sind nicht die Titel, sind nicht die Pokale, die Krönung sind Augenblicke, die Momente für die Ewigkeit. Unter den Champions das Finale erreicht, in der Meisterschaft auf Platz zwei, zudem im DFB-Pokalendspiel - die Bayern sorgen für Herzflimmern. Das ist eine imposante Leistung.

Klaus Hoeltzenbein

Sie dürfen es anschauen, am Ende vielleicht sogar in den Händen halten. Bereits seit Freitag ist es ja in München, das 62 Zentimeter hohe Ungetüm mit den Silberohren, und wenn dieser Pokal am 19. Mai in der Arena einen neuen Besitzer findet, werden die Profis des FC Bayern vom Anpfiff an in seiner Nähe sein.

Denn sie haben ihr Ziel erreicht, das sie mit so viel Leidenschaft verfolgten: die erste Mannschaft zu sein, die das Finale der Champions League unter dem eigenen Dach gewinnen kann. Das war ein immenser Druck, den sich Trainer Heynckes und der Klub da auferlegt hatten, und gerade deshalb haben die Münchner schon jetzt, in der Nacht von Madrid, ihre Saison gerundet.

Denn die Krönung des Fußballs sind nicht die Titel, sind nicht die Pokale, die Krönung sind Augenblicke, die Momente für die Ewigkeit. Wie Lionel Messi den Elfmeter am Dienstag nur an den Querbalken setzte, und wie sich das Scheitern der kleinen Genies des FC Barcelona in der Leere seines Gesichts spiegelte.

Und dann, am Abend danach, zunächst diese unbändige, kindliche Freude der Münchner, als sie durch Robbens Elfmeter in der ersten Halbzeit doch wieder Hoffnung schöpften. Die sie bis ins Elfmeterschießen trug: Alaba trifft, Gomez, Schweinsteiger - und Neuer pariert zwei Mal mit der Faust. Ende, Aus, Finale, Rausch.

Es gab so viele faszinierende Bilder, die an diesen beiden Halbfinal-Abenden entworfen wurden, ehe das Abwehrbollwerk des FC Chelsea und die Helden in Rot ihren Finalplatz sicher hatten. Viele Bilder, die vom pragmatischen Wahn der Gegenwart ablenken konnten, alles nur in schnöden Resultaten, in nüchternen Zahlen messen zu wollen.

Die Namen zweier Bundesligisten sind bislang in den Silbercup eingraviert worden, seit 1992 die Champions League eingeführt wurde: Dortmund (1997), FC Bayern (2001). Der Blick zurück ist jetzt auch ein Signal für die Zukunft. Diese beiden Klubs werden, wenn sie richtige Schlüsse ziehen, in befruchtender Rivalität auf Jahre hinaus zu denen zählen, die Europas Fußball-Nächte prägen.

Das Finale der Champions erreicht, in der Meisterschaft auf Platz zwei, zudem im DFB-Pokalendspiel - der FC Bayern sorgt für Herzflimmern. Es jetzt nicht nur auf den Fußabtreter, sondern durchs Hauptportal des Finales in der eigenen Stadt geschafft zu haben, ist eine imposante Leistung. Die Kunst ist ja nicht, große Erwartungen zu wecken, sondern ihnen auch gerecht zu werden.

© SZ vom 26.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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