DFB-Pokal:Saarbrücken wirft Köln raus - Schalke zittert

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Benno Schmitz (rechts) kämpft gegen Gillian Timothy Jurcher um den Ball. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Viertligist 1. FC Saarbrücken schlägt den 1. FC Köln durch ein Tor in der 90. Minute.
  • Der FC Schalke 04 führt mit drei Toren und muss sich trotzdem über die Zeit retten.
  • Union Berlin gewinnt in Freiburg, Hoffenheim hat keine Probleme in Duisburg.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der zweiten Pokal-Runde.

1. FC Saarbrücken - 1. FC Köln 3:2, Tore: 1:0 Schorch (53.), 2:0 Jurcher (57.), 2:1 Hector (70.), 2:2 Terodde (84.), 3:2 Jänicke (90.)

Nach dem Schlusspfiff mussten die blamierten Kölner auch noch diese Demütigung ertragen: "Viva Colonia" ertönte aus den Stadionlautsprechern und die Spieler des 1. FC Saarbrücken tanzten im Takt. Deren Trainer Dirk Lottner ging mit einem Lächeln vom Rasen. Mit dem Spitzenreiter der Regionalliga-Südwest hatte er gerade seinen Herzensverein aus dem DFB-Pokal geworfen. Die Saarländer setzten sich am Dienstagabend in der zweiten Runde sensationell mit 3:2 (0:0) gegen den lange harmlosen Bundesliga-Aufsteiger durch.

Vor 6800 Zuschauern in Völklingen trafen Christopher Schorch (53. Minute), Gillian Jurcher (57.) und Tobias Jänicke (90.) für den Außenseiter, der für den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale seit sechs Jahren vom DFB eine Prämie von 702 000 Euro erhält. Jonas Hector (71.) und Simon Terodde (84.) konnten für die enttäuschenden Kölner vor dem Last-Minute-K.o. nur zwischenzeitlich ausgleichen.

"Das war Pokal-like. Wir genießen das und freuen uns auf den nächsten Gegner", sagte Matchwinner Jänicke. Im Triumphgefühl durfte sogar vom Finale geträumt werden: "Einen Wunsch habe ich nicht. Dortmund würde ich gerne aus dem Weg gehen. Die will ich erst in Berlin", sagte Jänicke.

Lottner, der fünf Jahre für den FC spielte, hatte die Partie gegen Köln als "Bonusspiel" bezeichnet - für seine Spieler, aber in gewisserweise auch für sich selbst. Das Augenmerk gilt eigentlich nur dem angepeilten Drittliga-Aufstieg. Bange war den Saarländern vor dem Bundesligisten offensichtlich von Beginn an nicht. Köln tat sich ähnlich schwer wie in der ersten Runde beim SV Wehen Wiesbaden, wo sie nach einem 3:3 erst im Elfmeterschießen weiterkamen.

Doch diesmal konnten sie sich nicht mehr retten. Die Rotation von Trainer Achim Beierlorzer tat den Kölnern nicht gut. Gleich auf sechs Positionen veränderte der Coach sein Team, setzte im Sturm auf Jhon Cordoba und Anthony Modeste.

Die erste Chance hatten die Gastgeber. Kianz Froese (22.) verpasste den Ball vor FC-Torwart Timo Horn nur knapp. Vier Minuten später reagierte der Kölner Schlussmann bei einem Schuss von Froese glänzend. Die behäbig agierenden Gäste hatten nur eine Chance, doch Modeste (29.) scheiterte an Saarbrückens Torwart Daniel Batz. Zur Pause nahm Beierlorzer Modeste raus.

Wer eine Kölner Reaktion nach 45 Minuten biederem Fußball erwartet hatte, wurde überrascht. Saarbrücken drückte gleich aufs Tempo. Sebastian Jakob (46.) schoss aus fünf Metern über das Tor. Doch das Lottner-Team setzte nach und belohnte sich.

Maskenmann Schorch traf per Kopf. Jurcher vollendete wenig später nach einem Konter. Ratlos stand Beierlorzer am Spielfeldrand. Der im Saarland aufgewachsene Hector blickte konsterniert, hatte aber noch eine Antwort. Sein Drehschuss sorgte für den Anschlusstreffer und läutete eine dramatische Schlussphase ein. Der eingewechselte Terodde glich aus, Saarbrücken schwanden die Kräfte, doch dann sorgte Jänicke mit seinem Tor doch noch für den Kölner K.o.

Arminia Bielefeld - Schalke 04 2:3, Tore: 0:1 Schöpf (16.), 0:2 Raman (25.), 0:3 Raman (31.), 1:3 Klos (72.), 2:3 Soukou (77.)

Erst furios, dann noch mächtig gezittert: Der FC Schalke 04 ist ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen und hat dabei möglicherweise ein neues Traum-Duo für den Sturm gefunden. Die Gelsenkirchener überrumpelten den Zweitliga-Zweiten Arminia Bielefeld mit drei Toren in den ersten 32 Minuten und gewannen am Dienstagabend vor 26 203 Zuschauern in der ausverkauften Arena nach Gegentreffern von Fabian Klos (71.) und Cebio Soukou (77.) letztlich gerade noch mit 3:2 (3:0).

Mann des Abends war der erstmals seit Ende August eingesetzte Neuzugang Benito Raman mit seinen ersten beiden Pflichtspieltoren für die Königsblauen (25./32. Minute). Ex-Nationalspieler Mark Uth leistete bei seinem erst dritten Startelf-Einsatz in dieser Spielzeit zu beiden Treffern die Vorarbeit.

In der Schlussphase hatten die Schalker hatten bei einem Pfostenschuss von Voglsammer (90.) und einer kollektiven Rettungsaktion auf der Linie (90.+4) richtig Glück und retteten sich gerade noch über die Zeit.

Bayer Leverkusen - SC Paderborn 1:0, Tore: 1:0 Alario (26.)

Bayer 04 Leverkusen hat seinen Oktoberfluch besiegt und das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Die Werkself setzte sich am Dienstagabend im Bundesliga-Duell mit dem SC Paderborn allerdings auch nur mit 1:0 (1:0) vor einer spärlichen Heimkulisse durch. Für den Pokalsieger von 1993 erzielte Lucas Alario in der 25. Minute den Treffer. Der Argentinier machte damit den ersten Pflichtspielsieg der Leverkusener in diesem Monat perfekt.

SV Darmstadt - Karlsruher SC 0:1, Tor: 0:1 Hofmann (85.)

Der Karlsruher SC ist mit einem 1:0 (0:0)-Sieg über den SV Darmstadt 98 erstmals seit 2013 wieder ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Im Duell der beiden Zweitligisten traf vor 11 240 Zuschauern am Böllenfalltor Angreifer Philipp Hofmann in der 85. Minute per Kopf zum einzigen Tor des Tages. Für Darmstadt war es die erste Heimniederlage nach zehn Spielen.

Hamburger SV - VfB Stuttgart 1:2 n.V., Tore: 0:1 Gonzalez (2., Foulelfmeter), 1:1 Hunt (16., Foulelfmeter), 1:2 Al Ghaddioui (114.)

Krimi statt Spektakel: Der VfB Stuttgart hat sich dank Hamadi Al Ghaddioui für das 2:6-Debakel in der Liga revanchiert und den Hamburger SV nach einem packenden Thriller aus dem DFB-Pokal geschmissen. Drei Tage nach der Blamage gewannen die Schwaben Teil zwei des Doppelpacks an der Elbe mit 2:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung und zogen verdient ins Achtelfinale ein.

Nicolas Gonzalez per Foulelfmeter (2.) und kurz vor Schluss dann der erst in der Verlängerung eingewechselte Al Ghaddioui (113.) trafen für die diesmal viel entschlossener auftretenden Stuttgarter zum umjubelten Weiterkommen, für den HSV war der zwischenzeitliche Ausgleich durch Aaron Hunt (16./Foulelfmeter) im Duell der beiden Top-Teams der 2. Liga zu wenig.

SC Freiburg - Union Berlin 1:3, Tore: 0:1 Mees (36.), 1:1 Koch (45.+2), 1:2 Andrich (87.), 1:3 Gentner (90.+2)

Union Berlin hat die Bundesliga-Überflieger des SC Freiburg gestoppt und mit dem Einzug in das Pokal-Achtelfinale Selbstvertrauen für das brisante Stadtderby getankt. Vier Tage vor dem Duell mit Hertha BSC gewannen die Eisernen beim Tabellendritten mit 3:1 (1:1), der Schlüssel zum Erfolg war die eiskalte Chancenverwertung. Joshua Mees (36.) köpfte die Gäste in einer lange Zeit ereignisarmen Begegnung in Führung, kurz vor dem Seitenwechsel glich Neu-Nationalspieler Robin Koch (45.+2) aber wieder aus. Die entscheidenden Treffer erzielten dann Robert Andrich (87.) und Christian Gentner (90.+2)

Das Duell vor 24.000 Zuschauern war auch ein Spiel der Gegensätze - zumindest was die derzeitige Form in der Liga betrifft. Die Freiburger hatten seit dem 31. August lediglich ein Spiel verloren, das aber ausgerechnet bei Union (0:2). Im selben Zeitraum hatten die Berliner in genau dieser Partie vor zwei Wochen ihrerseits die einzigen Punkte geholt.

"Das war ein harter Kampf", sagte Union-Torschütze Joshua Mees. Er hatte die Gäste am Dienstagabend in der 36. Minute in Führung gebracht: "Im Pokal zählt nur das Weiterkommen, und wenn man das geschafft hat, ist man einfach nur froh."

MSV Duisburg - TSG Hoffenheim 0:2, Tore: 0:1 Grillitsch (52.), 0:2 Adamyan (58.)

Die TSG Hoffenheim hat ihren DFB-Pokal-Fluch nach etlichen tristen Jahren gebannt: Die in der Fußball-Bundesliga zuletzt so erfolgreichen Kraichgauer setzten sich in der zweiten Runde bei Drittligist MSV Duisburg 2:0 (0:0) durch und erreichten damit erstmals seit fünf Jahren das Pokal-Achtelfinale. Vor 14.306 Zuschauern im nur zur Hälfte gefüllten Stadion trafen Joker Florian Grillitsch (53.) und Sargis Adamyan (59.) zum verdienten Erfolg des klaren Favoriten, der seinen Höhenflug nach zuletzt drei Siegen in der Bundesliga - unter anderem bei Bayern München - fortsetzte.

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