VfL Wolfsburg im DFB-Pokal:Das verflixte zehnte Jahr?

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Diese Zeremonie kennen sie in Wolfsburg ganz gut, Alexandra Popp (Mitte) besonders: 2023 gewannen die VfL-Fußballerinnen den Pokal zum neunten Mal in Serie. (Foto: David Inderlied/dpa)

Mit einem Sieg im Endspiel könnten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg den zehnten Pokal-Triumph in Serie schaffen. Gegner Bayern München hat den Dauerrivalen in dieser Saison allerdings stets besiegt.

Von Anna Dreher

Ralf Kellermann reagierte etwas überrascht. "Das hat Alex gesagt?", fragte der Direktor Frauenfußball des VfL Wolfsburg während einer Medienrunde. Das Zitat, um das es ging, stammt von Alexandra Popp. Sie hatte dem Kicker erklärt, ein Jahr ohne Titel wäre schlimm. "Okay...", sagte Kellermann weiter. "Ja, es ist doch schön, dass die Spielerinnen das so sehen, vielleicht motiviert sie das zusätzlich." Er selbst sei jedenfalls überhaupt nicht angespannt, sondern einfach nur vorfreudig. Seine Einstellung ist vielmehr die, dass sein Team einen Titel gewinnen statt verlieren kann.

Es ist wohl eine Mischung aus beiden Sichtweisen, die zutreffend die niedersächsische Gefühlslage vor dem Pokalfinale gegen den FC Bayern diesen Donnerstag (16 Uhr, ZDF) beschreibt. Jener Wettbewerb, den der VfL in den vergangenen Jahren klar dominiert hat. Sollten die Wolfsburgerinnen den frisch und vorzeitig gekürten deutschen Meister bezwingen, brächte der dann 50. Sieg in Serie im Wettbewerb den zehnten Pokaltitel hintereinander und den elften insgesamt. Wann immer der VfL hier ins Endspiel einzog, triumphierte er. So etwas stärkt das Selbstvertrauen. Dass Kapitänin Popp überhaupt in Erwägung zieht, dass sich daran etwas ändern könnte und die erste titellose Saison seit 2012 droht, hat sicherlich auch mit dem Gegner zu tun.

Fußballerinnen des FC Bayern
:"Wir werden massiv sein"

Nach dem zweiten Titel nacheinander wollen die Fußballerinnen des FC Bayern eine Ära prägen. Und in der Herangehensweise von Trainer Alexander Straus steckt ein schöner Gruß an den Tegernsee.

Von Anna Dreher

Die Münchnerinnen wurden von den Wölfinnen zwar so oft schon auf ihrer Reise in Richtung Köln aufgefressen, dass sie ihrerseits den Cup nur 2012 gewinnen konnten. Aber die Titelverteidigung in der Bundesliga hat die Bayern nun darin bestärkt, dass sie mit ihrem vor ein paar Jahren gestarteten Entwicklungsplan auf dem richtigen Kurs sind. Und dass dieses Team - angeleitet von Trainer Alexander Straus, konzipiert von Abteilungsleiterin Bianca Rech - ausgezeichnet funktioniert. So gut, dass sich womöglich die Machtverhältnisse in Zukunft verschieben, sollten die Münchnerinnen über Jahre so konstant reüssieren wie der VfL.

"Wir haben es immer geschafft, konkurrenzfähig zu sein", sagt Ralf Kellermann

Gewinnt der FC Bayern, wäre das erste Double die Bestätigung für diesen Trend. Gewinnt Wolfsburg, würde das nach den Liga-Niederlagen (1:2/0:4) das klare Signal an die Zweifelnden senden: Wir sind noch wer! Für Kellermann, einst selbst VfL-Coach, hat sich ohnehin weniger geändert, als allgemein angenommen wird. Gerade, was das Budget angeht. "Ich erzähle eigentlich immer das Gleiche: Wir sind wirtschaftlich international nicht so aufgestellt wie die großen Vereine", sagte er. "Aber wir haben es immer geschafft, konkurrenzfähig zu sein und sind es nach wie vor." Dass Wolfsburg zuletzt 2023 im Champions-League-Finale stand, ist ein Beleg dafür. Auch im Vergleich zum Dauerrivalen ist für Kellermann lediglich neu, "dass der FC Bayern jetzt das Potenzial, das sie haben, verlässlicher abruft."

Dass von Sommer an mit Lena Oberdorf eine der besten Fußballerinnen der Welt von Wolfsburg nach München wechselt, tut da natürlich besonders weh. Aber selbst in diesem Punkt erkennt Kellermann nur eine Fortsetzung eines Musters, das er schon bei anderen Spielerinnen hinnehmen musste, die sich beim VfL zu begehrten Profis entwickelt hatten und dann gingen. Auch in dieser Hinsicht wäre der Pokalsieg wichtig, um Spielerinnen vom VfL zu überzeugen.

Das bisher einzige Mal, als sich diese beiden Klubs im Finale gegenüberstanden, lief das Spiel übrigens so knapp ab, wie es auch in der jetzigen Konstellation erwartet werden kann: 2018 setzte sich Wolfsburg erst im Elfmeterschießen mit 3:2 durch. Alexandra Popp konnte damals nicht spielen, sie fiel verletzt aus. Diesmal ist die mit zwölf Pokalsiegen alleinige Rekordhalterin fit - was wiederum schlechte Nachrichten für den FC Bayern sind: Popp hat in 53 Pokalspielen 40 Tore geschossen.

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