Aus im DFB-Pokal:Sechzig applaudiert sich trotzig selbst

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Sascha Mölders kann auch mit 35 noch die Abwehrspieler eines Bundesligisten ärgern. (Foto: imago images/Jan Huebner)

Der Drittligist aus München kann der Eintracht aus Frankfurt lange Paroli bieten. Doch am Ende wird deutlich, dass die Löwen noch Verstärkung brauchen im Kader.

Von Christoph Leischwitz, München

Die Sechziger verabschiedeten sich selbst mit einem kleinen Applaus. Mehrere Minuten standen sie nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt im Kreis zusammen, Trainer Michael Köllner stand in der Mitte und gestikulierte, sah aber nicht unzufrieden aus dabei, dann ging man, ein wenig mit dem Schicksal hadernd, in die Kabine.

Der Drittligist hatte dem Erstligisten, nun ja, nicht alles, aber doch sehr viel abverlangt in diesem Erstrunden-Pokalspiel. Nicht auszudenken, hätte die spannende Schlussphase im traditionell lauten, ausverkauften Stadion stattgefunden - vielleicht wäre dann die Mannschaft noch einmal über sich hinausgewachsen, so wie es ihr Trainer vor dem Spiel gehofft hatte. Doch in der Nachspielzeit ging nichts mehr zusammen, die Sechziger, allen voran ihr Stürmer und Kapitän Sascha Mölders, waren erschöpft. Und so erreichte Frankfurt, der Pokalsieger von 2018, mit ein wenig Mühen und einem 2:1-Erfolg in München wie geplant die zweite Runde.

Trotzdem waren die Löwen nicht traurig: "Wir hatten einen Europa-League-Teilnehmer am Rand einer Niederlage", sagt Köllner, eigentlich sei man nur "nicht kaltschnäuzig genug" gewesen - denn die Chancen zum Sieg waren da.

Nur manchmal sehen die Löwen aus wie krasse Außenseiter

Denn die Sache mit dem Über-sich-Hinauswachsen, auf die Köllner vor dem Spiel hingewiesen hatte, sie klappte von Beginn an sehr gut. Klar, die Frankfurter sehen in der Ballbehandlung souveräner aus, und wenn ein Sechziger zum Beispiel in einem Laufduell mit dem pfeilschnellen Evan N'Dicka hinterherschnauften, sahen die Löwen tatsächlich kurz aus wie krasse Außenseiter. Doch die Münchner Abwehr mit dem neuen Linksverteidiger Stephan Salger in der Startelf stand gegen den Bundesligisten gut organisiert und lief aufmerksam die Frankfurter Passwege zu, schaltete mit präzisen Pässen schnell um. Und dass Mölders auch als 35-Jähriger noch eine Bundesliga-Abwehr ärgern kann - das war der Teil, den man vielleicht erwarten durfte.

Vor allem von der linken Angriffsseite flogen immer wieder teils gefährliche, teils hektische Flanken in seine Richtung, in der 23. Spielminute hatte Stefan Lex dann Mölders Kopf gefunden, der Angreifer köpfelte platziert über Frankfurts Torwart Kevin Trapp hinweg - doch der Ball sprang vom Innenpfosten wieder hinaus. Zu diesem Zeitpunkt hatten zwar auch die Frankfurter schon einen Pfostentreffer zu verzeichnen, Dominik Kohr hatte aus 18 Metern abgezogen; doch das Chancenplus lag bis zur Pause klar bei den Gastgebern.

Angesichts der sommerlichen Temperaturen und der intensiven Laufarbeit war allerdings die Frage, wie lange die Lungen der 1860-Spieler diese Belastung standhalten würden. Schon kurz nach der Halbzeit sah es eine Weile so aus, als sei das nun nicht mehr der Fall: Im Sechziger-Strafraum wurden die Abstände zu den Gegenspielern größer. Und so fand eine Flanke aus dem rechten Halbfeld den Niederländer Bas Dost, der querlegte auf André Silva. Der portugiesische Nationalspieler musste nur noch ins leere Tor köpfeln (51.). Und fünf Minuten nach der Führung konnte sich Silva bei Bas Dost mit der Vorlage zum 0:2 revanchieren (56.). Tags zuvor hatten die Frankfurter bekanntgegeben, dass der Spieler des AC Mailand nach einem Jahr in Hessen nicht mehr nur ausgeliehen ist, sondern bis 2023 fest verpflichtet wird.

"Brust rauuuus, Männer", forderte dann Sechzigs Torwart Marco Hiller von seinen Vorderleuten. Sechzig gab sich immer noch nicht kampflos auf. Mölders erzielte ein Tor, das wegen Handspiels zurückgepfiffen wurde (64.), Quirin Moll setzte einen Kopfball knapp neben das Tor (65.), der eingewechselte Rückkehrer Richard Neudecker wurde frei vor dem Tor gerade noch abgegrätscht (68.).

Stürmer gesucht: 1860 sondiert den Transfermarkt

Dann war der Außenseiter plötzlich wieder im Spiel: Stefan Lex holte gegen Keeper Trapp einen Foulelfmeter heraus, Phillipp Steinhart verwandelte sicher (80.). Danach entwickelte sich eine unterhaltsame Schlussphase mit guten Chancen auf beiden Seiten, wobei die Frankfurter auch auf beiden Seiten für die guten Chancen sorgten: In der 86. Minute erzielte David Abraham fast ein Kopfball-Eigentor, Trapp rettete.

"Es wäre sicher gut gewesen, von der Bank noch was zu bringen", antwortete Köllner nach dem Spiel auf die Frage, ob ein zweiter, frischer Stürmer nicht vielleicht noch mehr bewegen hätte können in der Schlussphase. Die Sechziger sondieren den Transfermarkt und suchen einen zweiten erfahrenen Angreifer, noch aber haben sie keinen gefunden. Er könnte dafür sorgen, dass die Löwen in der Liga sich nicht nur trotzig selbst Applaus spenden müssen nach Niederlagen.

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