Markenname "Die Mannschaft":Der DFB fragt jetzt selbst

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DFB-Direktor Oliver Bierhoff gilt als Schöpfer und Verfechter des Begriffs "Die Mannschaft". (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Bis Ende Juli will der Verband entscheiden, ob die Nationalelf weiter als "Die Mannschaft" firmieren soll. Doch zunächst gibt er eine Umfrage dazu in Auftrag - mit einem überraschenden Teilnehmerkreis.

Von Johannes Aumüller

Der Deutsche Fußball-Bund will bis Ende Juli entscheiden, ob die Nationalmannschaft weiter unter dem umstrittenen Begriff "Die Mannschaft" vermarktet wird. Das sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Montag bei einer Pressekonferenz. Vorher will der Verband allerdings noch eine repräsentative Umfrage zu diesem Thema in Auftrag geben. Diese diene dazu, das Meinungsbild "abzurunden".

Diese DFB-Umfrage und der weitere Umgang mit ihr könnten durchaus interessant werden. Außerhalb des Verbandes gab es in der jüngeren Vergangenheit schon verschiedene Erhebungen zum Begriff "Die Mannschaft", die zu eindeutigen Resultaten kamen. Dazu zählt insbesondere eine repräsentative Umfrage des Nürnberger Unternehmens SLC Management unter 5300 Fans und Kunden der Fußball-Bundesliga, von denen im Juni mehr als 78 Prozent dafür plädierten, den Begriff abzuschaffen. Ähnlich fielen andere Umfragen aus.

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Fast jede Nationalmannschaft der Welt hat eine Art Kosenamen - doch beim DFB-Team ist der Kunstbegriff "die Mannschaft" mittlerweile negativ belastet. Es ist Zeit, ihn zu überdenken.

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Doch Neuendorf versuchte am Montag, diese Ergebnisse zu relativieren. Man werde die bisher bekannten Erhebungen zwar berücksichtigen; aber diese seien keine "Umfragen", sondern "Meinungsbilder", argumentierte er. Bemerkenswert ist zudem, dass sich die neue DFB-Umfrage an einen breiteren Personenkreis richten soll. Er wolle "kein Meinungsbild unter Fußball-Anhängern", sondern "eine gesellschaftlich repräsentative Umfrage", sagte Neuendorf. Ergo, jeder kann dazu befragt werden, wie bei den Umfragen der Institute, wen man wählen würde, wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre.

Der DFB will nicht nur Fußballfans fragen, sondern alle

Von daher ist es durchaus möglich, dass bei der DFB-Umfrage andere Werte herauskommen als bei anderen Erhebungen. Einem Umfrageteilnehmer, dem Fußball völlig egal ist, ist im Zweifel auch egal, ob die Nationalelf nun unter "Die Mannschaft" firmiert oder nicht. Allerdings ist zugleich ja auch die Frage, für welche Zielgruppe der Slogan "Die Mannschaft" eigentlich geschaffen wurde. Neuendorf erklärte am Montag, man wolle sich von der Umfrage "nicht abhängig" machen. Welches Institut diese durchführen wird, sagte er nicht.

In jedem Fall soll das Präsidium bis Ende Juli eine Entscheidung treffen. Er sei kein Freund von "never ending storys", sagte Neuendorf. Seit 2015 gibt es den Vermarktungsbegriff "Die Mannschaft" - als Anlehnung an den Spitznamen anderer Nationalmannschaften wie die Squadra Azzurra (Italien) oder die Seleção (Brasilien). Viele Fans sahen diese Bezeichnung von Anfang an kritisch, weil sie dies als einen Kunstbegriff empfanden und als ein weiteres Beispiel für eine unnötige Kommerzialisierung und Entfremdung.

Doch inzwischen gibt es auch weit über die Anhängerschaft hinaus großen Widerstand. Die Organisation S20, in der sich von Mercedes bis zur Allianz 20 der wichtigsten deutschen Unternehmen zusammengeschlossen haben, sah "Die Mannschaft" im Vorjahr als gescheitert an. Auch der Dortmunder Klubboss Hans-Joachim Watzke, als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga der starke Mann im Profifußball, sprach sich zuletzt gegen die Bezeichnung aus. DFB-Direktor Oliver Bierhoff, der als Schöpfer und oberster Verfechter des Claims gilt, erklärte zuletzt, er "hänge nicht" an ihm. Die Debatte solle aber "nicht emotional, sondern sachlich" geführt werden.

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