DFB-Elf in der Einzelkritik:Verwirrte, Fehlerteufel und Eckfahnen-Imitatoren

Philipp Lahm verunglückt ein Rückpass auf Manuel Neuer, Mats Hummels zwingt Abwehrkollege Holger Badstuber zu einer Traumgrätsche, und Thomas Müller gelingen trotz Abschlussschwäche immerhin altbewährte Tricks. Die DFB-Elf beim 2:1 gegen Österreich in der Einzelkritik.

Boris Herrmann und Christof Kneer

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

WM-Qualifikation - Österreich - Deutschland

Quelle: dpa

Philipp Lahm verunglückt beim Rückpass auf Manuel Neuer, Toni Kroos kommt Sami Khedira zu Hilfe, und Thomas Müller gelingen trotz Abschlussschwäche immerhin alt bewährte Tricks. Die DFB-Elf beim 2:1 gegen Österreich in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Boris Herrmann und Christof Kneer

Manuel Neuer: Musste schon in den ersten neun Minuten mehr arbeiten als in neunzig Minuten gegen Färöer. War im Spiel nach hinten solide, fiel im Spiel nach vorne aber mit einer missratenen Faustabwehr auf, der er sogleich eine missratene Fußabwehr folgen ließ. Beim Gegentor standen vier Deutsche falsch, er gehörte nicht dazu.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Austria vs Germany

Quelle: dpa

Philipp Lahm: War einer der vier Deutschen, die beim Gegentor knapp neben dem Brennpunkt standen. Nutzte seine Routine und Cleverness, um den österreichischen Ansturm ansonsten halbwegs fehlerfrei zu überstehen - bis auf einen schlecht getimten Rückpass auf Manuel Neuer (73.). Spielt allerdings bei einem Verein, dessen neuer Sportvorstand Sammer von Führungsspielern in kritischen Situationen Reizpunkte und revolutionären Widerstandsgeist verlangt. Den spürten die Mitspieler etwas zu selten.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

Germany's Hummels fights for the ball with Austria's Harnik during their 2014 World Cup qualifying soccer match in Vienna

Quelle: REUTERS

Mats Hummels: Leistet sich zurzeit in fast jedem Spiel einen schweren Fehler, diesmal genehmigte er ihn sich gleich nach vier Minuten. Sein Traumpass auf Harnik zwang Badstuber zu einer Traumgrätsche. Sein Aufbauspiel litt darunter, dass die Österreicher jenes scharfe Pressing spielten, das eigentlich die Deutschen spielen wollten. Wird manchmal "der kleine Beckenbauer" genannt, wollte dem Kaiser an dessen 67. Geburtstag aber offenbar nicht die Show stehlen.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Holger Badstuber

Oesterreich - Deutschland

Quelle: dapd

Holger Badstuber: Ist eigentlich als moderner Verteidiger bekannt, musste sich von Anfang an aber als ein Spielertyp bewähren, den Heribert Faßbender "Turm in der Schlacht" genannt hätte. Klärte manchmal in letzter, gelegentlich auch in allerletzter Sekunde. Ist laut Trainer Löw "auf dem Weg zu Pique" (moderner spanischer Innenverteidiger). War an diesem Abend eher auf dem Weg zu Schwarzenbeck (moderner deutscher Innenverteidiger im Jahr 1974).

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marcel Schmelzer

Austria's Fuchs challenges Germany's Schmelzer during their 2014 World Cup qualifying soccer match in Vienna

Quelle: REUTERS

Marcel Schmelzer: Startete so offensiv ins Spiel wie nie zuvor ein Außenverteidiger auf dieser Welt (außer Marcel Schmelzer in Dortmund). Stand beim Anpfiff auf Höhe der Mittellinie. Hatte seinen ersten Ballkontakt nach drei Minuten, natürlich in der gegnerischen Hälfte. Aber kaum war er mal in der eigenen Hälfte, kam er nicht mehr raus - er wurde von Harnik, Arnautovic und Junuzovic gepresst und gejagt, wie das sonst nur Dortmunder tun. Kam kaum mehr dazu, einen geraden Ball nach vorne zu spielen. Machte einige schlechte Figuren, machte aber zweifellos die schlechteste, als er sich vor dem Anschlusstreffer der Österreicher gemeinsam mit Götze von Arnautovic überlaufen ließ. Unglückliches Spiel für einen, der sich bewähren soll.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

Austria vs Germany

Quelle: dpa

Sami Khedira: Begann mit zwei, drei klugen Pässen, leistete sich bald aber zwei, drei leichte Ballverluste. Österreichs Wuchtpressing legte eine potenzielle Schwachstelle im deutschen Spiel bloß: Wenn Khedira von mehreren Gegnern unter Druck gesetzt wird, fehlt ein zweiter Defensiv-Sechser, der die Räume neben ihm schließt. Wollte sich in seiner neuen Rolle als offizieller Führungsspieler von Deutschland und Real Madrid aber nicht den Schneid von Leuten abkaufen lassen, die bei Österreich und Mainz 05 Führungsspieler sind. Wehrte sich nach Kräften, war Endstation zahlreicher Angriffe des Gegners und Ausgangspunkt des deutschen Führungstreffers.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

Oesterreich - Deutschland

Quelle: dapd

Toni Kroos: Begann als offensiver Zwischenspieler, merkte aber bald, dass es da vorne wenig Zwischenräume zum Bespielen gab. Rückte mit zunehmender Dauer weiter nach hinten, um dem armen Khedira zu helfen. Sein offensiver Beitrag bestand immerhin in einigen Distanzschüssen - klar, wenn er weiter hinten spielt. Elegant wie stets, aber wenig präsent.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Austria v Germany - FIFA 2014 World Cup Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

Thomas Müller: Offenbarte nach zehn Minuten die Abschlussqualitäten eines Eckfähnchens. Scheiterte nach Kroos' unfreiwilliger Vorlage an Torwart Almer. Vergab trotz Torchancen-Sondertrainings auch die zweite deutsche Torchance. Konnte nach gut 50 Minuten trotzdem jubeln, weil er wieder einmal seine Fähigkeiten als bester Elfmeter-Herausholer der Welt unter Beweis stellte. Ließ sich kurz hinter der Strafraumgrenze von Kavlak umrennen, einem der weniger Österreicher, der nicht in der Bundesliga spielt, und deshalb offenbar nicht von diesen Fähigkeiten wusste. Das Gegenteil von Toni Kroos: Kein bisschen elegant, aber mit viel Herz.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

WM-Qualifikation - Österreich - Deutschland

Quelle: dpa

Mesut Özil: Glänzte nach zum Teil harscher Kritik an den deutschen Standardsituationen schon nach fünf Minuten mit einer einstudierten, innovativen Eckballvariante. Traf von ganz rechts das Eckballfähnchen ganz links. Das Eckballfähnchen offenbarte aber die zuletzt ebenfalls harsch kritisierten Schwächen im Torabschluss. Özil gab sich trotzdem weiter Mühe. Glänzte nach 51. Minuten mit einer einstudierten - wenn auch nicht ganz so innovativen - Elfmetervariante ins rechte Toreck. Setzte sich im Defensivverhalten dem Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung aus.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marco Reus

WM-Qualifikation - Österreich - Deutschland

Quelle: dpa

Marco Reus: Auch diesem Dortmunder machte das BVB-hafte Pressing der Österreicher zunächst zu schaffen. Er fand keine Lücken, keinen Zugang zum Spiel, auch nicht, als er mit Müller vorübergehend die Seiten tauschte. Wirkte 43 Minuten lang mit und ohne Ball völlig durcheinander. Dann kam die 44. Minute, in der er alles richtig machte, was er zuvor falsch gemacht hatte. Fand nach einem Steilpass von Klose den einzigen Flecken auf dem Rasen, auf dem die Österreicher kein Pressing spielten, brachte dort die Verteidiger Garics und Pogatetz mit und ohne Ball durcheinander - und traf zum 1:0. Musste trotzdem zur Halbzeit vom Platz, hatte Schmerzen im Fuß.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Miroslav Klose

Austria vs Germany

Quelle: dpa

Miroslav Klose: War neben Khedira der ärmste deutsche Profi: Keiner spielte mit ihm. Dafür spielte er einmal mit Reus, was sofort das Führungstor einbrachte.

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Einwechselspieler

Oesterreich - Deutschland

Quelle: dapd

Einwechselspieler:

Mario Götze: Kam für Reus und hatte gleich einige aufregende Szenen. Schoss ein Tor, das zu Recht wegen Abseits aberkannt wurde. Ließ sich gemeinsam mit Schmelzer von Arnautovic überlaufen, was zu Recht zum Tor der Österreicher führte.

Lukas Podolski: Kam angeblich für Klose.

© SZ vom 12.09.2012
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