DFB-Aufgebot:Joachim Löw öffnet die Tür

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Eine Szene, die es demnächst wieder öfter geben könnte: Joachim Löw (rechts) herzt Mario Gomez. (Foto: dpa)

Der Bundestrainer beruft Mario Gomez, Kevin Trapp und Léroy Sané in seinen Kader für die kommenden Länderspiele. Das hält den Laden unter Spannung.

Von Christof Kneer

Seine Tore schießt Mario Gomez inzwischen nicht mehr gegen Dortmund oder Juventus Turin, sondern gegen Kasimpasa. Wer diesem Stürmer schon immer kritisch gegenüberstand, der kann behaupten, dass Gomez jetzt bei Besiktas Istanbul in einer Liga angekommen ist, in der sogar Lukas Podolski trifft. Wer Gomez schon immer gut fand, kann dagegen mit vermutlich gleichem Recht behaupten, dass die Liga bei diesem Stürmer fast egal ist, solange er im Besitz seiner körperlichen und mentalen Spannkraft ist. Dann, sagen seine Unterstützer, kann man Gomez' aktuelle Saisonbilanz bei Besiktas (acht Tore in zehn Spielen) gerne auch auf andere Ligen hochrechnen.

Nach Lage der Dinge ist es für Gomez ein Fortschritt, dass er die Nation jetzt wieder ein bisschen spalten darf. Das ist ja immer noch besser, als von der Nation vergessen zu werden wie zuletzt, als die Nation ohne ihn Weltmeister wurde. Einstweilen darf sich der vorübergehende Ex-Nationalspieler Gomez nun wieder als aktueller Nationalspieler fühlen, Joachim Löw hat ihn für die anstehenden Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande in seinen Kader zurückgeholt. "Wenn Mario fit ist, regelmäßig spielt, seinen Rhythmus und Selbstbewusstsein hat, kann er für jede Mannschaft wertvoll sein", sagte Löw nach der Bestellung seines Aufgebots.

Die Rückkehr von Gomez, 30, ist eine besondere Geschichte, aber sie ist auch ein Signal. Gomez ist das Gesicht, mit dem Löw seine aktuelle Lieblingsthese ("Die Tür zum EM-Kader ist nicht zu!") bebildern kann. Zu dieser These passt auch die Einladung der Debütanten Kevin Trapp (Tor) und Léroy Sané (Angriff) - es sei "ein idealer Zeitpunkt, um noch mal andere Spieler zu sehen", sagt Löws Assistent Thomas Schneider. Die EM ist in erahnbarer Nähe, aber auch noch weit genug weg, so dass derlei Personalien den Laden unter Spannung halten, ohne Vorentscheidungs-Charakter zu haben. So kann es sich Löw auch erlauben, Auslandsprofis wie Mesut Özil und Toni Kroos diesmal zu schonen.

Wie gut die Turnier-Chancen des Auslandsprofis Gomez stehen, weiß Löw selbst noch nicht. Er wird genüsslich abwarten und irgendwann im Mai entscheiden, ob sich seine Künstlerkolonie von einem Stürmer Marke Saft & Kraft nicht längst emanzipiert hat; oder ob sie vielleicht einen braucht, der wie gegen Kasimpasa auch mal einen schmucklosen Flachschuss reinhaut.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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