Das Erste, was Andreas Beck nach seiner Ankunft in der Türkei in die Hand gedrückt bekam, war ein Navigationsgerät für sein Auto. Es war keines, wie er es aus Deutschland kannte - sondern ein Echtzeitgerät mit verlässlichem Staumelder. "Ohne das wäre ich in der riesigen Stadt verloren gewesen", sagt der 28-Jährige. Leider offenbarte das Teil einen erheblichen Makel: Das Navi sprach weder Deutsch noch Englisch, es babbelte nur Türkisch. So waren nicht "günaydın" (Guten Morgen) und "eyvallah" (Danke) Becks erste türkische Wörter, sondern: "Lütfen sağa dön" (Bitte fahren Sie jetzt nach rechts).
Andreas Beck meisterte nicht nur diese Herausforderung - er fand sich im chaotischen Istanbuler Straßenverkehr genauso zu Recht, wie bei seinem neuen Verein. Sein Territorium beim 13-maligen Meister Beşiktaş ist auf der rechten Abwehrseite. Dort hat er bisher in allen 13 Spielen dieser Saison durchgespielt und so entscheidend dabei mitgewirkt, dass seine neue Mannschaft die Tabelle vor Galatasaray und Fenerbahçe anführt.
Beck hat nach wankelmütigen Auftritten bei 1899 Hoffenheim wieder zu sich gefunden, seine alte Spielweise ist zurück. Er hat in der mit alternden Bekanntheiten (Lukas Podolski, Robin van Persie, Samuel Eto'o) aufgehübschten Süper Lig wieder den alten Andi Beck in sich gefunden: Ein flinker Feinfüßler, der die Außenverteidigerrolle gerne offensiv angeht. Beim Blick auf die Tabelle der Bundesliga, wo sein früherer Klub auf dem vorletzten Tabellenplatz liegt, fühlt er sich "darin bestätigt, das Richtige getan zu haben", sagt Beck vor dem Europa-League-Spiel an diesem Donnerstag gegen Lokomotive Moskau.
Nach sieben Jahren im Kraichgau und 243 Erstligaspielen hatte er schon länger gespürt, dass es Zeit war, etwas Neues auszuprobieren. Er wollte aus dem monotonen Alltag in Deutschland ausbrechen, Beck war es langweilig geworden irgendwie - er sehnte sich nach neuen Reizen, die Lust aufs Abenteuer trieb ihn in die Ferne. Das Drei-Jahres-Angebot von Beşiktaş im Sommer kam gerade recht, "weil ich bei einem Spitzenklub um die Meisterschaft spielen kann", wie er es ausdrückt.