Deutsche Nationalmannschaft:DFB-Länderspiel gegen Niederlande findet statt

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Als der Schrecken noch unbekannt war: Die französischen Spieler bejubeln einen Treffer gegen Deutschland. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird wie geplant am Dienstagabend in Hannover gegen die Niederlande auflaufen.
  • Die Fußball-EM 2016 soll wie geplant in Frankreich stattfinden, sagt der Präsident des Organisationskomitees.
  • Die Sportwelt solidarisiert sich mit den Franzosen, am Dienstag wollen englische Fans im Wembley-Stadion ein Zeichen setzen.

DFB-Spitze will ein Zeichen setzen

Das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Dienstagabend gegen die Niederlande findet statt. Trotz der Terroranschläge von Paris am Freitagabend, die sich ereigneten, als das DFB-Team im Stade de France gegen Frankreich spielte, wird der Fußball-Weltmeister die Partei am Dienstag um 20.45 Uhr gegen die Niederlande wie geplant in Hannover austragen. Das gab der Deutsche Fußball-Bund bekannt.

Bereits vor der endgültigen Entscheidung hatte die DFB-Führungsspitze dafür geworben, das Länderspiel gegen die Niederlande dafür zu nutzen, ein Zeichen gegen den Terror zu setzen. DFB-Interimschef Rainer Koch hob die Bedeutung hervor, die der Auftritt des Fußball-Weltmeisters habe. Der Fußball müsse sich jetzt zur Wehr setzen, "wie die Gesellschaft im Ganzen", sagte Koch im ZDF: "Es darf nicht sein, dass der Terror siegt."

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Für Großveranstaltungen gibt es keinen absoluten Schutz, sie sind leicht und sehr verletzbar. Trotzdem muss alles versucht werden, dass im Sommer 2016 in Frankreich die Fußball-EM ausgetragen werden kann.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Zudem will die gesamte Bundesregierung um Kanzlerin Angela Merkel das Spiel am Dienstag in Hannover besuchen. Das berichtete die Bild. "Gerade jetzt dürfen und werden wir nicht weichen!", zitiert die Zeitung den SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Ein Regierungssprecher bestätigte den geplanten Stadionbesuch.

OK-Präsident: EM-Absage kommt nicht in Frage

Der Terror von Paris ändert auch für die Organisatoren der Fußball-EM 2016 alles. Vier Wochen vor der Gruppenauslosung ist die Vorfreude auf das Fußballfest mit einem Schlag verflogen, die Sorgen sind groß. "Der Grad des Terror-Risikos ist gestiegen", sagte Jacques Lambert, Präsident des Organisationskomitees, in einer bedrückenden Analyse: "Terror ist kein theoretisches Risiko mehr, sondern ein mögliches. Die Grenze zur Handlung ist überschritten worden."

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In Minute 16 wird Frankreich gegen Deutschland ein belangloses Fußballspiel: Szenen aus dem Stadion, in dem eigentlich gehüpft werden sollte und das kurze Zeit später in tieftraurige Stille verfällt.

Von Claudio Catuogno

Eine Absage des Turniers schloss der Funktionär jedoch aus. "Wenn wir diese Frage stellen würden, würden wir den Terroristen einen Gefallen tun", sagte Lambert dem französischen Sender RTL. Und doch: Einhundertprozentige Sicherheit kann es für ein Großereignis mit zehn Stadien in zehn Städten niemals geben - auch dies war eine Erkenntnis, als der erste Schock sich gelegt hatte. Zwei der Sprengsätze waren offensichtlich direkt am Stade de France explodiert, wo 2016 das Endspiel der Fußball-EM stattfinden soll. Ein Bericht, ein Attentäter mit Sprengstoffweste habe ins Stadion einzudringen versucht, blieb unbestätigt.

Englische Fans wollen Marseillaise singen

Die ganze Sportwelt solidarisiert sich mit den traumatisierten Franzosen, doch das wohl stärkste Zeichen gegen den Terror setzt die Équipe Tricolore selbst. Trotz der Trauer, trotz der bedrückenden Erinnerungen an das gespenstische Länderspiel gegen Deutschland will die französische Fußball-Nationalmannschaft am Dienstagabend im Londoner Wembley-Stadion gegen England wie geplant auflaufen. "In Zeiten des Terrors müssen alle, die ihr Land und dessen Vielfältigkeit repräsentieren, zusammenstehen gegen den Horror, der keine Farbe und keine Religion hat", sagte Nationalspieler Lassana Diarra. Für den 30-Jährigen von Olympique Marseille wird die Partie gegen England besonders emotional: Er trauert um seine Cousine, die bei der Anschlagserie in Paris ums Leben kam.

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In sozialen Netzwerken werden die englischen Fans dazu aufgerufen, im Wembley-Stadion die französische Nationalhymne zu singen. "Wenn du ein Ticket für das Spiel hast, ist es jetzt an der Zeit, die Marseillaise zu lernen", twitterte zum Beispiel der britische TV-Reporter Mark Pougatch: "Es ist Zeit, der Welt zu zeigen, was Brüderlichkeit bedeutet." Vor dem Anpfiff wird es wohl eine Schweigeminute geben, die Spieler beider Nationen werden Trauerflor tragen.

© SZ.de/dpa/sid/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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