Vier, das war die Lieblingszahl der Deutschen im Jahr 2010. 4:0 gegen Australien, 4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien. Die Vier stand für das neue deutsche Fußballwunder, die Emanzipation vom zynischen Kraft-, Ergebnis- und letztlich auch Rumpelfußball. In Südafrika starrte die Welt auf diese deutsche Elf und wunderte sich über so viel Eleganz, Tempo, Jugendlichkeit und Freude. Die junge Mannschaft des DFB war das Ereignis der Weltmeisterschaft, auch wenn am Ende die reifen Spanier gesiegt haben. In der B-Note war sie unschlagbar.
Nach Polen und in die Ukraine sind die Deutschen aber nicht wegen der B-Note gekommen. Die ist ihnen im zwei Jahre später egal, von ihr wollen sie nichts mehr wissen. Doch jetzt steht erst mal wieder die Vier. 4:2 gegen Griechenland, endlich wieder Beschwingtheit und jugendliche Offensivkraft.
Doch so schön der Erfolg gewesen ist, er birgt einige Gefahren für die deutsche EM-Mission. Lässt sie sich zum Rausch hinreißen, wird es nichts werden mit dem ersten großen Titel seit 1996, denn auch diesmal wird er nicht für die B-Note vergeben, nicht fürs Spektakel. 2012 noch viel weniger als 2010, wo einige Mannschaften entweder aus Unbeholfenheit oder aus gnadenloser Naivität heraus gegen die Deutschen ins Unglück liefen.
Die überforderten Griechen waren eine nette Durchgangsstation. Der Titel aber wird vergeben werden gegen Italien und Spanien oder gegen England und Portugal oder gegen Italien und Frankreich - allesamt Mannschaften, die weder im Verdacht stehen, unbeholfen noch naiv zu sein. Portugal war schon im Auftaktspiel ein sehr hartnäckiger Gegner, Italien hat sich rundum erneuert und sowieso noch nie ein wichtiges Spiel gegen Deutschland verloren. Und gegen die Spanier muss sich Löws Elf erst mal den Ball holen, um seine Müllers, Podolskis, Schürrles und Reus' ins Laufen bringen zu können.
Der Tempoauftritt von Danzig war hilfreich für die Stimmung im Mannschaftsquartier und zu Hause auf den Fanmeilen. Wichtiger könnte am Ende sein, dass der zuverlässige Abwehrmann Holger Badstuber gegen die Griechen keine zweite gelbe Karte im Turnier sah. Badstuber wird am Donnerstag im Halbfinale von Warschau wesentlich dringender gebraucht als gegen Dimitris Salpingidis und Theofanis Gekas. Und zur Erinnerung: 2010 bei der WM in Südafrika hat die deutsche Nationalmannschaft auch zweimal 0:1 verloren.