Dembélé beim BVB:Spekulationen jenseits der 100 Millionen

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Heiß umworben: Dortmunds Ousmane Dembelé. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)
  • Ousmane Dembélé zeigt bei der knappen Supercup-Niederlage des BVB gegen den FC Bayern eine Glanzleistung.
  • Doch bleibt er in Dortmund, oder wird er tatsächlich der zweite Stein des verrückten Transferdominos?

Von Maik Rosner, Dortmund

Und dann kam Ousmane Dembélé an den Ball. Mit dem Rücken zum Tor lief er auf der rechten Seite in Richtung eigener Spielhälfte. Er schaute, er dribbelte ein bisschen weiter, und als Thomas Müller und Franck Ribéry schon Körperkontakt mit Borussia Dortmunds Offensivspieler aufgenommen hatten, schlug dieser einen Haken und schlüpfte durch das Nadelöhr hindurch, das ihm die beiden Münchner zwischen sich als letzten Ausweg gelassen hatten. Szenenapplaus brandete auf nach Dembélés erster Aktion in der dritten Spielminute des Supercups, den der FC Bayern nach einem 2:2 nach 90 Minuten und dem 5:4 im Elfmeterschießen gewann.

Die Frage, ob und wie sehr den 20 Jahre alten Franzosen all die Spekulationen belasten, die ihn in dem ganzen Wahnsinn um Neymars 222 Millionen Euro schweren Transfer vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain erfasst haben, war also zumindest auf den ersten Eindruck schnell beantwortet. Ungeklärt blieb aber auch am Samstagabend, ob Dembélé tatsächlich der zweite Stein jenes verrückten Transferdominos dieses Sommers werden wird, das durch Neymars Ortswechsel ausgelöst werden dürfte. "Keine Chance", hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc kürzlich noch gesagt, man werde Dembélé keine Freigabe erteilen.

Trainer Bosz plant mit Dembélé

Bisher stehen die Meldungen, wonach der FC Barcelona bereits mit Dembélé einig sein soll und schon in den nächsten Tagen in Person von Sportdirektor Robert Fernandez mit dem BVB über einen Wechsel verhandeln will, noch im Rang von Spekulationen. Das gilt ebenso für jene Summe, die die Katalanen angeblich bereit sein sollen, zu bezahlen. Wenn es denn stimmt, was kolportiert wird, dann könnte Dembélé auf Platz zwei der Ablöserekorde katapultiert werden.

Nach Neymars Umzug, der alle bisherigen Dimensionen sprengte, belegt Manchester Uniteds Mittelfeldspieler Paul Pogba mit 105 Millionen Euro noch diesen zweiten Platz in der Rangliste der obszönen Transfersummen. Barcelona soll sich übrigens auch um Philippe Coutinho, 25 und offensiver Mittelfeldspieler des FC Liverpool, bemühen, mit einer Ablösesumme in ähnlicher Größenordnung.

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Ungefähr solch ein Betrag, also mehr als 100 Millionen Euro, wäre wohl nötig, damit die Dortmunder darüber nachdenken, ihr erst im Vorsommer bei Stade Rennes ausgelöstes Talent abzugeben. 15 Millionen Euro Ablöse hatten sie damals bezahlt und Dembélé mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet. Schon Mitte Juni soll Barcelona angeblich 50 Millionen Euro geboten haben. Nach wettbewerbsübergreifend 30 Torbeteiligungen (neun Tore, 21 Vorlagen) in seiner ersten Saison für den BVB wäre Dembélés Weggang auch eine schwere Hypothek für den neuen Trainer Peter Bosz. "Das ist noch kein Thema. Wenn ich mir Gedanken machen müsste über alles, was vielleicht passieren kann, dann schlafe ich schlecht", sagte dieser.

Dembélé ist da allerdings offenbar schon weiter. Schon im Oktober 2016 soll er Barcelonas Sportdirektor Fernandez versprochen haben: "Eines Tages werde ich für Barça spielen." Überliefert sind zudem Dembélés Aussagen gegenüber dem spanischen Fernsehsender Gol. "Barcelona ist ein großartiger Klub, und alle Spieler würden gerne bei so einem Klub spielen. Es ist eine Ehre, seinen Namen auf der Liste der Spieler zu sehen, die Barcelona will", sagte er dort. Angeblich soll Dembélés Berater Moussa Sissoko Reals Madrid ehemaligen Manager Predrag Mijatovic eingeschaltet haben, der als Vermittler großer Transfers agiert.

Es stehen ungefähr so viele Spekulationen im Raum wie Millionen, die bei einem derartigen Handel wohl fällig wären. Gesichert ist bisher nur, welchen Wert Dembélés Verbleib in Dortmund für Bosz und seine Mannschaft hätte. Das war auch gegen den FC Bayern nach der dritten Spielminute zu beobachten. Zwar war es bei Dembélé wie bei allen Dortmundern, die wie die Münchner eine ziemlich unrunde Vorbereitung hinter sich haben: Es gelang längst nicht alles. Aber wenn Dembélé seine guten Momente erwischte in diesem Prestigevergleich, dann bekamen die Münchner noch mehr Probleme, als sie ohnehin derzeit haben.

Wie in der 24. Minute, als Dembélé mit einem Direktpass gedankenschnell Gonzalo Castro in der Mitte bediente, welcher beinahe das zwischenzeitliche 2:1 erzielt hätte. Als der BVB in der 71. Minute durch Pierre-Emerick Aubameyang tatsächlich zum 2:1 traf, hatte Dembélé die entscheidende Vorarbeit geleistet. Sein Pass in den Lauf des Gabuners öffnete diesmal das Nadelöhr zum Gewinn des Supercups, auch wenn es am Ende nicht dazu reichte.

"Wer ihn spielen sieht, spürt die Magie des Fußballs. Wenn er so weitermacht, kann er ein absoluter Topstar werden", hatte Aubameyang über seinen Kollegen gesagt. Nun fielen sie sich nach ihrem gemeinsam herausgespielten 2:1 in die Arme. Später verwandelte Dembélé den ersten Versuch des BVB im Elfmeterschießen mit fast schon unverschämter Lässigkeit.

© SZ vom 06.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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