Delegiertenversammlung bei 1860 München:Diskussionsbedarf unter Löwen

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Die Delegiertenversammlung ist formal das höchste Vereinsgremium von Zweitligist 1860 München - die erste Versammlung nach dem Einstieg von Investor Hasan Ismaik am Montagabend birgt genügend Gesprächsstoff. Auch mögliche Probleme mit dem Finanzamt stehen auf der Tagesordnung.

Markus Schäflein

Versammlungen des TSV 1860 München verlaufen, um es positiv zu formulieren, meist unterhaltsam. Langweilig wird es aufgrund der bei dem Fußball-Zweitligisten üblichen Diskussionskultur selten. Bei der Delegiertenversammlung an diesem Montagabend in einem Gasthaus in Planegg, dem Treffen des formal höchsten Organs des e. V., dürfte vor allem der Einstieg von Investor Hasan Ismaik in die Profifußball-KGaA für Gesprächsstoff sorgen.

Ärger mit dem Finanzamt? 1860-Präsident Dieter Schneider (links, mit Trainer Reiner Maurer) will die Delegierten beruhigen. (Foto: dapd)

So hat ein Delegierter beispielsweise einen Antrag auf Auskunft eingereicht, "inwieweit der e. V. - vertreten als Minderheitsgesellschafter der KGaA durch das Präsidium - noch Mitspracherecht bei einer Weiterveräußerung der mehrheitlichen KGaA-Anteile durch Herrn Ismaik hätte".

Satzungsgemäß stehen die Entlastung von gleich drei Präsidien (Rainer Beeck, Michael Hasenstab, Franz Maget / Beeck, Dieter Schneider, Maget / Schneider, Maget), die Bestätigung des amtierenden Präsidiums mit Schneider, Maget und Wolfgang Hauner sowie die Entlastung des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung. Dazu kommen einige Anträge - zum Beispiel die wohl aus Abneigung gegen die Fröttmaninger Arena aufgekommene Idee, einen Passus einzuführen, dass künftig die Delegiertenversammlung die Anmietung von Spielstätten genehmigen muss.

Fehlende Gemeinnützigkeit?

Die Lage ist kurios: Offiziell ist die Delegiertenversammlung das oberste Organ des e. V., das Hauptinteresse der Gewählten wird aber dem Profifußball gelten. Ein Thema, das den Breitensport betrifft, wird sie allerdings auch umtreiben: das Verhältnis des TSV München von 1860 e. V. zum Finanzamt. Wie die Abendzeitung berichtete, sollen Behördenvertreter der Ansicht sein, 1860 erfülle bereits seit neun Jahren die Bedingungen für Gemeinnützigkeit nicht mehr.

Nur Vereinsbereiche, die keinen kommerziellen Interessen dienen, gelten nämlich als gemeinnützig und sind daher von der Steuer befreit. Bei 1860 war offenbar jahrelang das Problem, dass sich Verein und KGaA gegenseitig Geld überwiesen, ohne dies in einem so genannten Geschäftsbesorgungsvertrag schriftlich fixiert zu haben. Das Finanzamt wertet einen bestimmten Teil der Zahlungen an den Verein - die Rede ist von mindestens 70.000 Euro im Jahr - angeblich als verdeckte Gewinnausschüttung.

Schneider dementierte das grundsätzliche Thema nicht, sagte aber: "Wir haben alle richtigen Maßnahmen eingeleitet, um die Gemeinnützigkeit des Vereins nicht zu gefährden." 1860 befinde sich in Kontakt mit den Behörden. Zudem wird mit dem Investor über einen Geschäftsbesorgungsvertrag verhandelt.

Die Delegierten werden es genau wissen wollen. Auf der Homepage des e.V. heißt es zu Recht: "Man darf gespannt sein, wie die Versammlung verläuft und ob das anvisierte Ende (spätestens 23 Uhr) eingehalten werden kann."

© SZ vom 14.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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