DEL-Playoffs:Unverwüstlich in den großen Showdown

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Münchens Yannic Seidenberg (rechts) und Berlins Frank Hördler in zärtlicher Umarmung. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach einem 1:3-Rückstand in der Finalserie der DEL kämpfen sich die Berliner Eisbären zurück und erzwingen das entscheidende siebte Spiel.
  • Für die Münchner ist es eine neue Situation, in der letzten und vorletzten Saison verlor der Titelverteidiger maximal ein Spiel pro Serie.

Von Christian Bernhard, Berlin

Konrad Abeltshauser tat das, was er an diesem Abend nicht mehr tun wollte: Er strampelte sich in der Arena am Berliner Ostbahnhof die Anstrengungen des Spiels aus den Beinen, welches das letzte der Saison hätte sein sollen. Geredet wurde im Kabinentrakt des EHC Red Bull München trotz eifrigen Treibens kaum. Es war sehr ruhig, als Abeltshauser mit einem Protein-Getränk in der Hand rhythmisch in die Pedale des Ergometers trat. Statt Meister-Zigarren und Sekt stand für den Münchner Verteidiger und seine Teamkollegen nach dem sechsten Spiel der Finalserie um den Titel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die aktive Regeneration im Mittelpunkt.

Denn es geht weiter. Die Münchner vergaben am Dienstagabend durch die 3:5-Niederlage bei den Eisbären Berlin auch ihren zweiten Meister-Matchball, wodurch es am Donnerstag zum alles entscheidenden Spiel sieben in der Münchner Olympia-Eishalle kommt (19.30 Uhr).

Krupp sagt: "Wir haben einen Weg gefunden, gut zu spielen"

Eisbären-Kapitän Andre Rankel stand nur wenige Meter vom Münchner Trakt entfernt, als er sagte: "Wir haben gerade so viel Spaß am Eishockeyspielen." Das hatten die Berliner davor eindrucksvoll vorgeführt: Der Eisbären-Sieg war deutlicher, als es der 5:3-Endstand vermuten ließ. "Berlin war heute besser", fand auch Münchens Kapitän Michael Wolf. Das Resultat daraus ist der "große Showdown", wie Münchens Nationalspieler Patrick Hager betonte.

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Die Frage, die in den Berliner Katakomben über allen anderen schwebte, lautete: Wie geht man ein alles entscheidendes siebtes Spiel um den Titel an? Ach, sagte Hager, man müsse versuchen, "es nicht größer zu machen, als es tatsächlich ist". Der 29 Jahre alte Stürmer weiß, wie man ein siebtes Finale spielt. Und wie man es gewinnt. Er war Teil der Ingolstädter Meister-Mannschaft 2014, die den Titel in Köln klar machte. Kölns Trainer damals: der heutige Eisbären-Coach Uwe Krupp.

Krupp gab sich trotz der beeindruckenden Vorstellung seines Teams betont zurückhaltend. "Wir haben einen Weg gefunden, gut zu spielen", sagte er. Der 52-Jährige, der noch ohne einen Trainer-Titel in der DEL ist - seine ersten zwei Finalserien hat er jeweils verloren - weiß nicht nur wegen seines Köln-Traumas genau, dass seine Mannschaft trotz der zwei Siege nacheinander noch nichts erreicht hat. Gleichzeitig können die Eisbären aber auch Geschichte schreiben. Seit der DEL-Gründung im Jahr 1994 ist es in den Playoffs nur den Frankfurt Lions gelungen, nach einem 1:3-Rückstand die Serie noch zu gewinnen. Das war 2008 im Viertelfinale gegen die Iserlohn Roosters. Im Endspiel wäre es eine Premiere.

Andre Rankel, der seine achte DEL-Finalserie bestreitet und deshalb weiß, wie man sich in solch speziellen Situationen am besten zu verhalten hat, dachte nicht so weit nach vorne. "Wir haben heute ein gutes Spiel gemacht. Ich glaube, das ist alles", erklärte er. Alles andere sei zunächst einmal unwichtig. Im Endeffekt, sagte er, "ist ja nichts passiert, beide haben dreimal gewonnen. Jetzt kommt es auf ein Spiel an." Auf eine Kampfansage verzichtete der Angreifer bewusst.

Ob er einen Knacks bei den Münchner ausgemacht habe? "Da müsst Ihr rüber gehen und fragen, ich weiß es nicht. Wir fühlen uns gut." Jamie MacQueen äußerte sich ähnlich: "Ich weiß nur, wie wir uns fühlen: gut." Eines hob der kanadische Eisbären-Stürmer, der in jedem der drei vorangegangenen Finalspiele getroffen hat, aber hervor: "In den letzten zwei Spielen haben wir gezeigt, dass wir ein unverwüstliches Team sind und dass wir unter Druck spielen können."

Die Münchner müssen nun beweisen, dass sie das auch können. Erstmals seit den Playoffs 2015 haben sie nun in einer Serie etwas zu verlieren - und zwar gleich die Meisterschaft. Auf dem Weg zu ihren zwei Titeln im letzten und vorletzten Jahr haben sie nie mehr als eine Partie pro Playoff-Serie verloren. Die Situation, in einer Begegnung alles verlieren zu können, kennt der Dominator der letzten Spielzeiten nicht. Das Momentum sei jetzt vielleicht auf Berliner Seite, sagte Wolf, "aber wenn wir am Donnerstag gut aus der Kabine kommen, kann sich das ganz schnell wieder drehen." Hager wollte das Thema "nicht überanalysieren" und unterstrich, es sei noch nicht die Zeit gekommen, den Kopf in den Sand zu stecken: "Wir gehen mit breiter Brust in das Spiel."

Münchens Trainer Don Jackson, der immer noch nach seinem achten DEL-Titel greift, haderte mit einigen Schiedsrichter-entscheidungen. Besonders die Szene im Mitteldrittel, als sein Angreifer Jason Jaffray von Jens Baxmann bei einem Zweikampf im Gesicht getroffen worden, der Berliner Verteidiger aber ohne Strafe davongekommen war, erregte den Unmut des erfolgreichsten DEL-Trainers. Sein Fazit: "Ich verstehe nicht alles." Viel mehr wollte Jackson nicht sagen. Jamie MacQueen fasste die elektrisierende Situation so zusammen: Spiel sieben sei für jeden gut - "es ist gut für uns, es ist gut für sie. Und es ist gut für die Fans". Am späten Donnerstagabend wird es nur noch für eine der beiden Parteien gut sein.

© SZ vom 26.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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