Eishockey:Klarer Schnitt

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Bisher Co-Trainer und Sportdirektoren-Assistent: Tim Regan. (Foto: Johannes Traub/Imago)

Sportdirektor weg, Cheftrainer weg: Der Kahlschlag in der Führungsetage des ERC Ingolstadt hat es in sich. Aber einer bleibt: Tim Regan steigt zum Sportchef auf.

Von Christian Bernhard

Tim Regan hat am Donnerstag einen angenehmen Eishockeyabend in Rosenheim verbracht. Der 48-Jährige, der in der laufenden Saison in Doppelfunktion als Co-Trainer und Sportdirektoren-Assistent beim ERC Ingolstadt tätig war, sah einen 4:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz, bei der ein Ingolstädter Spieler - Daniel Pietta - als deutscher Kapitän auflief, ein weiterer ERC-Spieler, Fabio Wagner, Assistenz-Kapitän war, und die beiden ERC-Angreifer Samuel Soramies und Mirko Höfflin den deutschen Siegtreffer vorbereiteten.

Sich vorstellen musste Regan in Rosenheim nicht, nach einer 19-jährigen Profikarriere, die er fast ausschließlich in Deutschland bestritt, ist er seit dem Jahr 2015 als Trainer, Sportdirektor und Assistent im sportlichen Führungsbereich im deutschen Profi-Eishockey unterwegs. Man kennt sich also. Neu war allerdings, dass er als ERC-Sportdirektor in Rosenheim aufkreuzte, denn diesen Posten hat er erst seit Dienstag inne. Da hatte sich der Klub nach fünf Jahren von Sportdirektor Larry Mitchell getrennt - Regans bisherigem Vorgesetzten.

Regan sei ein "absoluter Vollprofi", der den Klub in "jedem Detail" kenne, sagt Geschäftsführer Liedy

Am Freitag, dem Tag nach der Rosenheim-Dienstreise, machte der ERC öffentlich, dass Regan nicht nur den nächstjährigen Ingolstädter Kader formen, sondern auch einen passenden Trainer hierfür finden muss. ERC-Geschäftsführer Claus Liedy begründete die Entscheidung, den Vertrag von Doug Shedden nach viereinhalb Jahren nicht mehr zu verlängern, mit einer "sportlichen Neuausrichtung", die einen "klaren Schnitt" benötige. Die Oberbayern scheiterten in dieser Saison bereits in den Pre-Playoffs, eine große Enttäuschung für den zu Saisonbeginn von einigen Experten zum Kreis der Topteams gezählten Klub.

Cheftrainer weg, Sportdirektor weg: der Kahlschlag in der sportlichen Führungsetage des ERC hat es in sich. Nur Regan hat ihn überstanden - und wurde sogar befördert. Warum, erklärte Liedy am Freitag. Regan sei ein "absoluter Vollprofi", der den Klub in "jedem Detail" kenne, da er seit mehr als vier Jahren im Verein ist und deshalb die besten Voraussetzungen habe, "ganz schnell" in die neue Rolle hineinzuwachsen. Sein Name, sagte Liedy, sei im Zuge der Saisonanalyse nie zur Disposition gestanden.

Mitchell holte Regan 2018 vom damaligen Zweitligisten SC Riessersee nach Ingolstadt

Regan, der in Ingolstadt als sehr loyal beschrieben wird, war sich diesbezüglich nicht so sicher. Zu enttäuschend war das Verpassen von Platz sechs, das in die Pre-Playoffs und dort auch noch zum Aus gegen die Kölner Haie geführt hatte, gewesen. "Ich kenne das Business", sagte Regan, auch er fühlte sich in Frage gestellt und ging nicht davon aus, dass er fest im Sattel sitzen würde. Tat er aber. Mit ihm griff der ERC bei der Neubesetzung des Sportdirektorenpostens auf jenen Mann zurück, den er als Assistenten des erfahrenen Larry Mitchell quasi selbst ausgebildet hat. Mitchell holte Regan 2018 vom damaligen Zweitligisten SC Riessersee nach Ingolstadt.

Regan muss nun beweisen, was er gelernt hat und ob er sich im Hintergrund ein ähnlich gutes Netzwerk wie jenes seines Vorgängers aufgebaut hat. Alleine die Erfahrung an der Seite von Larry Mitchell habe "viele Türen" geöffnet, erzählte Regan. Sein eigenes Netzwerk sei "natürlich noch nicht vollständig", erklärte er, dafür brauche es Jahre und Erfahrung. Er ist aber überzeugt davon, "dass ich das mit Fleiß gutmachen kann".

Mitchell hinterlässt ihm eine gute Basis: Zahlreiche Leistungsträger wie Wayne Simpson, Frederik Storm, Justin Feser, Matt Bodie, Ben Marshall, Pietta und Wagner haben bereits Verträge für die kommende Saison, fünf Ausländerlizenzen kann Regan auch noch vergeben. "Oberste Priorität", betonte er, besitze aber die Besetzung des Trainerpostens - denn der Neue wird dabei auch mitreden wollen.

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