Major League Soccer:Skandal beim David-Beckham-Klub

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Jede Menge Ungereimtheiten gibt es auch um Inter Miami, das Franchise von Mitbesitzer David Beckham. (Foto: Marcio Jose Sanchez/dpa)

Wegen Ungereimtheiten bei der Gehaltsobergrenze muss Inter Miami die höchste Strafe in der MLS-Geschichte zahlen. Von nun an will der Klub die Regeln "im erlaubten Rahmen biegen".

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Zum Beispiel Zlatan Ibrahimovic. Der verkündete bei seiner Ankunft im März 2018 per ganzseitiger Zeitungsanzeige in der Los Angeles Times ("You are welcome!"), dass die Leute gefälligst dankbar sein sollen, dass er künftig für LA Galaxy spielen würde, und irgendwie stimmte das ja auch: Er hatte davor bei Manchester United 25 Millionen Dollar verdient, nun sollten es gerade mal 1,5 Millionen Dollar sein. Es war das Maximalgehalt zu diesem Zeitpunkt, eine Saison später wurde Ibrahimovic mit einem Gehalt von 7,2 Millionen zum bestbezahlten Akteur in der Geschichte der Major League Soccer (MLS); doch nun wird es interessant: Zwei Wochen nach seiner Rückkehr nach Europa wurde bekannt, dass er 50 Prozent der Anteile des schwedischen Ablegers des US-Entertainement-Konzerns AEG gekauft hatte - dem gehört auch: LA Galaxy.

Es sind Deals wie diese - die MLS sagte, dass sie keinerlei Fehlverhalten habe feststellen können -, die Leute an Sinn und Durchsetzbarkeit einer Obergrenze zweifeln lassen; übrigens auch in anderen Sportarten, weil stets vermutet wird, dass in Hinterzimmern kleine Deals unter Freunden abgeschlossen werden, die nichts mit offiziellen Verträgen zu tun haben. Vereinfacht ausgedrückt: Jeder MLS-Verein darf insgesamt maximal 4,9 Millionen Dollar an Gehältern ausgeben; es gibt jedoch zahlreiche Ausnahmen wie etwa die Designated Player Rule, derzufolge drei Akteure pro Franchise deutlich mehr verdienen dürfen (daher die 7,2 Millionen für Ibrahimovic), oder Targeted Allocation Money, spezielle Zuweisungen für neue Spieler. Das lag beim Wechsel von Ibrahimovic bei 1,5 Millionen (Galaxy hatte damals bereits drei Designated Players unter Vertrag), derzeit sind es 1,61 Millionen Dollar.

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Miami muss nun zwei Millionen Dollar Strafe zahlen, die härteste in der MLS-Geschichte

Die Nuancen des Regelwerks sind kompliziert, sie kommen nun durch einen Skandal beim David-Beckham-Klub Inter Miami ans Licht. Der französische Mittelfeldspieler Blaise Matuidi erhält in zweieinhalb Jahren knapp 14 Millionen Dollar, angegeben waren 2020 aber zunächst einmal nur die 1,33 Millionen an Targeted Allocation Money statt der mehr als 5,2 Millionen, die er tatsächlich bekam. Er hätte also, wie der kolumbianische Leihspieler Andrés Reyes, als Designated Player geführt werden müssen - allerdings wären es dann fünf statt der erlaubten drei gewesen. Es gab zusätzlich Ungereimtheiten bei den zwei Verteidigern Leandro González Pírez und Nico Figal sowie bei Stürmer Julian Carranza - die hatten nichts mit dem Gehalt zu tun, sondern mit Zahlungen an Drittleute wie Spielerberater oder Transfersummen.

Inter Miami muss zwei Millionen Dollar bezahlen, das ist die härteste Strafe in der MLS-Geschichte, zudem wurde dem Verein Allocation Money in Höhe von 2,3 Millionen Dollar entzogen. Der damalige Manager Paul McDonough muss 250 000 Dollar zahlen und ist bis Ende 2022 gesperrt, Vereinschef Jorge Mas muss ebenfalls eine Viertelmillion Dollar löhnen. "Wir geben zu, gegen die Regeln verstoßen zu haben", sagte Mas; er sagte aber auch: "Wir werden uns künftig innerhalb der Regeln bewegen, wir werden diese Regeln aber im erlaubten Rahmen biegen." Das führt zur Frage: Sind die Regeln sinnvoll und zeitgemäß, und lassen sie sich wirklich umsetzen?

Es gibt seit Jahren Berichte über Bewegungen in den eher dunkelgrauen Bereichen des Regelwerks. Also: LA Galaxy holte 2019 den argentinischen Stürmer Cristian Pavón mit Targeted Allocation Money ohne Leihgebühr von den Boca Juniors (warum sollten die keine Gebühr verlangen, außer es wurde ihnen für später etwas versprochen?), dann wurde die Leihe verlängert (gegen eine offenbar höhere Gebühr, die sich LA eine Saison später leisten durfte), und Pavón übernahm den Designated-Player-Spot im Kader, den der zum AC Mailand zurückgekehrte Ibrahimovic hatte frei werden lassen. Die MLS erklärte den Deal für legal, ein Gschmäckle bleibt trotzdem.

100 000 Dollar, damit die Spielerfrau auf der Tribüne sitzt - auch eine Art, eine Gehaltssumme zu erhöhen

Andere Berichte beinhalten zum Beispiel, dass Gebühren von Spielerberatern nicht, wie im Regelwerk gefordert, als Teil des Gesamtgehalts angegeben werden - sondern über eigene Verträge (zum Beispiel als "Talentspäher) bezahlt werden. Und es wurde auch von einem Angebot eines MLS-Vereins an einen Spieler geschrieben, dessen Frau 100 000 Dollar dafür zu zahlen, dass sie, nun ja, bei Spielen auf der Tribüne sitzt. Es ist verwerflich, was Miami getan hat, aber es ist gewiss kein Einzelfall. Solche Deals werden auch immer wieder in den anderen US-Profiligen wie NBA und NFL vermutet, doch sind diese milliardenschwere Unternehmen, die Regelwächter in dreistelliger Personenstärke beschäftigen.

Die MLS ist im Vergleich dazu eine winzige Liga, und noch immer ist unklar, wie die Liga von den Ungereimtheiten in Miami erfahren hat. "Es muss dafür gesorgt werden, dass die Regeln überall eingehalten werden", sagt Miami-Chef Mas: "Jede Verhandlung, jedes Detail, jede Zahlung muss überprüft werden." Das führt freilich zu Mit-Besitzer David Beckham: Dem war beim Wechsel 2005 versichert worden, dass er bei einer Expansion als Eigentümer Vorgriffsrecht habe - auch deshalb gibt es Inter Miami überhaupt. Nur: Wie quantifiziert man so was? Es scheint, die MLS habe da noch eine Menge Arbeit vor sich, all die Graubereiche in klare Verhältnisse zu verwandeln.

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