Bundesliga:Darmstadt feiert, Werder schimpft

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Das Entsetzen ist Bremens Angreifer Rafael Borré (zwischen Tobias Kempe, links, und Klaus Gjasula) anzusehen: Werder unterliegt in Darmstadt sang- und klanglos 2:4. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

"Bei Darmstadt war die Laufbereitschaft zwei Level höher": Gegen erschreckend schwache Bremer gelingt dem Aufsteiger der erste Saisonsieg.

Von Christoph Ruf, Darmstadt

Wozu das zweitkleinste Bundesligastadion akustisch in der Lage ist, zeigten 17 800 Zuschauer schon bevor der überraschend deutliche Darmstädter 4:2-Sieg gegen Werder Bremen unter Dach und Fach war. Außer ein paar hartnäckigen Sitzplatz-Freunden auf der Haupttribüne stand das ganze Stadion und tat alles, um dem ersten Saisonsieg des Aufsteigers gegen erschreckend hilflose Bremer einen würdigen Rahmen zu verleihen.

Die Feierlichkeiten dauerten noch an, als die ersten Werder-Spieler bereits ihre Interviews gegeben hatten: "Wir haben es nicht einmal geschafft, hier den Fuß in die Tür zu bekommen", ärgerte sich Verteidiger Christian Groß, dessen Team vor zwei Wochen bereits beim anderen Aufsteiger Heidenheim mit dem gleichen Ergebnis verloren hatte. "Bei Darmstadt war die Laufbereitschaft zwei Level höher, und mit Ball waren wir auch nicht gut", ergänzte Milos Veljkovic: "Wir müssen uns bei unseren Fans entschuldigen, dass die hierhergekommen sind."

Schon die ersten Treffer fielen auf eine Art und Weise, die Werders Coach Ole Werner nicht gefallen haben dürfte. Zwei Mal waren lange Bälle das Mittel, um die Bremer Defensive in Panik zu versetzen. Beim frühen 1:0 legte Marvin Mehlem für Matthias Bader auf, der volley traf (5.). Beim zweiten Lilien-Tor lief es noch simpler: Nach einem langen Ball von Fabian Nürnberger aus der eigenen Hälfte spurtete Tim Skarke auf der linken Seite los, legte sich den Ball auf den rechten Fuß und traf zum 2:0 (25.).

Für den Aufsteige zeigt sich Bremen als der richtige Gegner zur richtigen Zeit

Offensiv gelang Werder im ersten Durchgang hingegen nur ein halbwegs gefährlicher Abschluss, als 98-Keeper Marcel Schuhen bei einem 30-Meter-Freistoß von Marvin Ducksch beide Fäuste brauchte. Kurzum: Der Gast aus Bremen betätigte sich schon im ersten Durchgang als genau der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt für die Stimmungslage beim Aufsteiger. Der konnte im bisherigen Saisonverlauf ja noch nicht so recht den Verdacht zerstreuen, dass man in der ersten Liga nicht wirklich konkurrenzfähig ist - was bei dem Verein mit dem geringsten Etat der Liga auch nicht ehrenrührig wäre.

Vor allem offensiv lag in den fünf Spielen bis zum Auftauchen von Werder vieles im Argen. Als einziger Stürmer hat bisher Jungspund Oscar Vilhelmsson getroffen - beim 1:5 in Leverkusen. Und so gutmütig sich Bremen auch über 95 Minuten im eigenen Strafraum zeigte - ein Stürmertor blieb Darmstadt auch an diesem Sonntagnachmittag verwehrt.

Erst kurz vor dem Ende wird Darmstadt nervös. Aber Werder kann auch das nicht nutzen

Nicht, dass das problematisch gewesen wäre, schließlich führten sie trotzdem schon kurz nach Wiederanpfiff mit 3:0, nachdem Bremens Amos Pieper vor dem eigenen Strafraum Bader angespielt hatte, dessen Querpass Mehlem verwertete (50.). Nun hätten naivere Gemüter vermuten können, dass es allmählich ein Ende haben könnte mit den Treffern einer Mannschaft, die zuvor erst sechs Tore in fünf Ligaspielen zustande gebracht hatte. Doch kurz darauf fiel schon das nächste Darmstädter Tor. Tobias Kempe schoss es per Handelfmeter (62.). Es stand also wirklich 4:0 für Darmstadt.

Als dann das 1:4 durch einen Kopfball von Olivier Deman fiel, hätte das anderswo wohl niemanden weiter verschreckt. Doch die Lilien-Fans erinnerten sich natürlich nur allzu gut daran, dass ihr Team exakt zwei Wochen zuvor noch eine 3:0-Führung gegen Borussia Mönchengladbach aus der Hand gegeben hatte. Und tatsächlich fiel in der 79. Minute auch deshalb das 4:2 durch Veljkovic, weil Darmstadt nun Unkonzentriertheiten unterliefen. Doch Werder blieb sich treu und konnte die Darmstädter Wackler nicht ausnutzen. Dann war Schluss, und nun standen auch alle auf der Haupttribüne.

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