Coronavirus:Real und Barça spielen vor leeren Rängen

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Gegen Real spielte Messi mit Barcelona vor Zuschauern in Madrid - und verlor. (Foto: dpa)
  • Wegen der Verbreitung des Coronavirus hat Italien alle Sportwettbewerbe bis zum 3. April ausgesetzt.
  • Die spanische Liga wird vor leeren Rängen ausgetragen.
  • Die Deutsche Eischockey Liga könnte vorzeitig abgebrochen werden.

Die Coronakrise hat den spanischen Profifußball erreicht. Am Dienstag teilte La Liga mit, dass die kommenden beiden Spieltage der ersten und zweiten Liga unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Besonders betroffen von den "Geisterspielen" ist Real Madrid. Die Königlichen um den deutschen Nationalspieler Toni Kroos müssen gegen SD Eibar und den FC Valencia gleich in zwei Heimspielen ohne die Unterstützung ihrer Anhänger auskommen.

Das Coronavirus hatte bereits zuvor weitreichende Auswirkungen auf den Profifußball in Europa: In Polen finden die Fußballspiele in der ersten Fußball-Liga Polens vorerst ohne Zuschauer statt. In der Bundesliga werden sowohl das rheinische Derby am Dienstag (18.30 Uhr im Liveticker auf SZ.de) zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln als auch das Revierderby am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker auf SZ.de) zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 ohne Fans ausgetragen. Weitere Zuschauerausschlüsse sind zu erwarten.

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Es kommt zu den ersten "Geisterspielen" der Bundesliga-Geschichte: Betroffen sind die Derbys Dortmund-Schalke und Gladbach-Köln. Zu Heimspielen des FC Bayern dürfen bis Mitte April keine Zuschauer kommen, auch das Länderspiel Deutschland-Italien findet ohne Zuschauer statt.

Von Carsten Scheele

In Italien gibt es bis April keine Sportwettbewerbe

In Italien werden bis zum 3. April gar sämtliche Sportwettbewerbe ausgesetzt, betroffen ist davon auch die höchste Fußballliga Serie A. Das hatte das Italienische Nationale Olympische Komitee von Italien (Coni) am Montag beschlossen. Die Serie A hatte zuletzt bereits nur noch Geisterspiele absolviert.

"Es gibt keinen Grund, die Sportveranstaltungen fortzusetzen, und ich denke dabei an die Fußballmeisterschaft. Es tut mir leid, aber alle Tifosi müssen das akzeptieren", erklärte auch der italienische Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Ob die Spiele der Champions League und der Europa League ebenfalls betroffen sind, erläuterte Conte nicht.

Ebenfalls unklar blieb zunächst, was diese Entscheidung für die italienische Fußball-Nationalmannschaft bedeutet. Am 31. März soll der viermalige Weltmeister Testspielgegner Deutschlands in der Vorbereitung auf die Europameisterschaft sein. Allerdings steht hinter der Austragung dieses Spiels bereits seit einigen Tagen ein großes Fragezeichen. Die Stadt Nürnberg hatte sich dafür ausgesprochen, die Partie abzusagen oder als Geisterspiel zu absolvieren.

Coni teilte mit, dass internationale Wettbewerbe, sowohl für Vereine als auch für Nationalmannschaften, die nicht in die Zuständigkeit des Italienischen Nationalen Olympischen Komitees fallen, durch diese Entscheidung des Nationalen Olympisches Komitees nicht tangiert seien.

Wie Frankreich und Portugal reagieren

Auch in Portugal werden Spiele der ersten beiden Fußball-Ligen bis auf Weiteres ohne Zuschauer ausgetragen. Diese Entscheidung gab der portugiesische Verband FPF am Dienstag bekannt. Zuvor hatte eine extra gegründete Taskforce mit "führenden Personen" des portugiesischen Fußballs über notwendige Schritte diskutiert. Bis wann die Sonderregelung gelten wird, blieb zunächst unklar. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP teilte ein Verbandssprecher nur mit, dass dies "bis zu einer anderslautenden Mitteilung" der Fall sein werde.

Am Montagabend hatte die portugiesische Regierung zu solch einem Schritt geraten. Demnach sollen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 1000 Personen sowie Veranstaltungen unter freiem Himmel mit mehr als 5000 Personen verschoben oder abgesagt werden. Unter anderem war deshalb bereits der für 22. März terminierte Marathon in Lissabon auf September verschoben worden.

Die Spiele der französischen Ligue 1 und der Ligue 2 finden bis 15. April ohne Zuschauer statt. Bereits am Montag hatte die Polizeipräfektur von Paris entschieden, dass das Champions-League-Achtelfinalrückspiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund am Mittwoch (21.00 Uhr im Liveticker auf SZ.de) ohne Publikum im Prinzenparkstadion stattfindet.

Österreichs Bundesliga ging einen Schritt weiter. Als Reaktion auf den Notfallplan der Regierung setzt sie die Spiele der 1. und 2. Liga vorerst aus. Wie die Liga am Dienstag mitteilte, betrifft dies zunächst die ersten beiden Runden in der Meister- und Qualifikationsgruppe sowie die Spiele der 20. und 21. Runde der 2. Liga. Über die Nachholtermine will die Bundesliga kommende Woche entscheiden.

Wird die Eishockey-Liga vorzeitig abgebrochen?

Die Deutsche Eishockey Liga steht kurz vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen als Folge des Coronavirus. Es gebe noch keine "finale" Entscheidung, teilte ein Sprecher der Liga am Dienstag mit: "Wir bewerten die Situation heute gemeinsam mit den Klubs." Als ein mögliches Szenario ist nicht auszuschließen, dass die Saison um die deutsche Eishockey-Meisterschaft vorzeitig abgebrochen und Hauptrundensieger EHC Red Bull München zum Meister erklärt wird.

"Wenn wir nicht spielen dürfen, dürfen wir nicht spielen", sagte Geschäftsführer Gernot Tripcke in der "Eishockey News" (Dienstag): "Einen Meister werden wir schon küren." Die DEL werde sich "allen Anordnungen der Behörden fügen".

Geisterspiel auch im Handball?

Auch den deutschen Handballern droht ein Geisterspiel in Magdeburg. Das das Debüt des neuen Bundestrainers Alfred Gislason könnte gegen die Niederlande am Freitag ohne Zuschauer oder nur vor kleiner Kulisse stattfinden. Die Stadt Magdeburg teilte am Montag mit, dass sie "ab sofort" und "bis auf Weiteres Konzerte, Sport- und andere Veranstaltungen mit mehr als 1000 BesucherInnen" untersage.

"Das ist natürlich sehr ärgerlich, wenn es so ist", sagte Gislason beim TV-Sender Sky: "Es wäre schön gewesen, mit vielen Zuschauern in einer vollen Halle in Magdeburg zu spielen." Axel Kromer, Sportvorstand beim Deutschen Handballbund (DHB), stellte klar, dass "wir den Test brauchen". Daher richtete er den Fokus auf das Sportliche: "Aktuell geht es für mich darum, die Mannschaft Richtung Olympia zu bringen - und die Begleiterscheinungen irgendwie zu meistern."

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