ManCity im Champions-League-Finale:Die Fußballwelt staunt

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Tunnel im Schnee: Riyad Mahrez (in hellblau) schiebt den Ball durch die Beine von Paris' Torwart Navas zum 1:0 für Manchester. (Foto: Phil Noble/Reuters)

ManCity-Trainer Pep Guardiola erreicht nach zehn Jahren wieder mal das Finale der Königsklasse - seinen 999 Spielideen fügt er beim 2:0 gegen PSG eine tausendste hinzu.

Von Christof Kneer, München

Auf diese Geschichte hat der europäische Fußball erneut vergeblich gewartet. Pep Guardiola gegen den FC Bayern: Das hätte man jetzt schon gerne mal gesehen. Im vergangenen August schien es fast schon so weit zu sein, mit 8:2 hatten die Bayern beim Champions-League-Turnier in Lissabon den FC Barcelona gedemütigt, und Manchester City, Guardiolas aktueller Klub, würde am nächsten Tag ja wohl nachziehen. Dachten alle, bis auf die Spieler von Olympique Lyon - die warfen Guardiolas Team ohne jeglichen Sinn für Geschichte einfach aus dem Wettbewerb. Bayern durfte im Halbfinale statt Pep also Lyon besiegen und im Finale dann Paris St. Germain. Und jetzt, ein Dreivierteljahr später? Jetzt wartete Pep im Halbfinale vergeblich auf seine Bayern. Pep war da, aber Bayern nicht - die waren wiederum an Paris gescheitert, dem Finalverlierer vom vergangenen Jahr. Die Welt ist klein im europäischen Topfußball.

Pep Guardiola ist jetzt immer noch da, auch nach dem Halbfinale gegen Paris. Er steht nun im Champions-League-Endspiel, da, wo er gemäß Branchenruf eigentlich immer hingehört und irgendwie doch nie ist. Es ist tatsächlich zehn Jahre her, dass dieser große Trainer letztmals im größten europäischen Klubfinale stand - damals mit dem FC Barcelona. Seitdem kam bei all seinen Klubs immer etwas dazwischen, manchmal auch er sich selbst. An diesem Dienstagabend aber blieben sein Team und er stabil auf Kurs - nach dem 2:1-Erfolg in Paris kam ManCity im Heimspiel zu einem kaum gefährdeten 2:0.

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Seinen Kritikern gilt Guardiola mitunter als Schönwettertrainer, der 999 bewundernswerte Ideen in einem Spiel hat, aber immer mal gegen Trainer verliert, die nur drei Ideen haben. Den Schönwetter-Vorwurf haben Guardiola und sein Team aber souverän besiegt an diesem Abend, ein freundlicher Schneesturm half bei der Überwindung dieses Klischees. Es war ein groteskes Bild im Zeitalter der Rasenheizung, erst recht in der edlen Champions League: Schwere Schneebrocken lagen auf dem Rasen in Manchester, jeder Pass hinterließ Schleifspuren. Keine taugliche Kulisse für das feingeistige Spiel einer Guardiola-Elf? Eigentlich nicht, aber zur allgemeinen Überraschung fügte Guardiola seinen bisher bekannten 999 Ideen eine tausendste hinzu: Nach elf Minuten schlug Torwart Ederson den Ball einfach weit nach vorne, ein zu banaler Spielzug für eine Pep-Elf eigentlich, Linksverteidiger Zinchenko schnappte sich den Ball in der gegnerischen Hälfte und sauste los, sein Querpass erreichte Kevin De Bruyne, dessen Schuss noch abgefälscht wurde - Riyad Mahrez staubte aus spitzem Winkel ab.

Es folgten jene zehn Minuten, die diese Partie schon früh entschieden. Die Pariser beschlossen, von diesem Rückstand nicht gekränkt zu sein, sie wussten ja: nur zwei Tore, und schon wären sie in der Verlängerung. Die Chancen besorgten sie sich umgehend: Erst köpfte Marquinhos an die Latte (17.), zwei Minuten später schoss Di Maria knapp am Tor vorbei, das nach einer unglücklichen Aktion von Torwart Ederson gerade einladend leer war. Es waren die Augenblicke, in denen PSG das Spiel auf seine Seite hätte ziehen können - es gelang nicht, und weil Kylian Mbappé wegen einer Wadenblessur angeschlagen nur auf der Bank saß, fehlte den Franzosen jenes Tempo, das sie gebraucht hätten, um den souveränen Gastgebern ernsthaft Stress zu bereiten. Später gelang ManCity noch ein rasantes Kontertor durch Mahrez (63.) - auch das eigentlich kein klassischer Guardiola-Spielzug. Die Fußballwelt staunte, und Paris war frustriert: Nach einem Tritt gegen Fernandinhos Knöchel sah Di Maria noch die rote Karte.

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