Real Madrid gegen Juventus Turin, von diesem Finale ist Predrag Mijatović heute noch elektrisiert. Der Stürmer, heute 48, schoss im letzten Aufeinandertreffen im Finale der Königsklasse 1998 den entscheidenden Treffer - obwohl er sich auf das Feld mogelte. "Ich war vom Finale besessen", erzählt Mijatović im SZ-Interview. "So besessen, dass ich sogar dachte: Wenn wir hinten liegen, mache ich irgendeine Dummheit und führe einen Spielabbruch herbei. Und dann wird das Spiel wiederholt."
Mijatović war ein Freigeist, ein Sprinter, der den Ball streichelte. Er schlüpfte in die Räume, die Raúl und Davor Šuker aufrissen, Jupp Heynckes soll ihn einst als "besten, komplettesten Stürmer der Welt" geadelt haben. Kurz vor dem Finale plagte ihn eine Wadenverletzung. Doch Mijatović wollte spielen, hielt sie geheim. Dem Physiotherapeuten drohte er: "Wenn jemand erfährt, dass meine Wade zwickt, bringe ich dich um." Auch seinen Trainer Heynckes narrte er, um in diesem Duell seine Spuren zu hinterlassen, die auch heute noch wirken.
Cristiano Ronaldo:"Ich bin nicht der Teufel"
Cristiano Ronaldos 40 Saisontore führen Real Madrid zur ersten Meisterschaft seit fünf Jahren. Steuerhinterziehungs- und Vergewaltigungsvorwürfe machen ihm aber offenbar zu schaffen.
Lange war sein Talent in der jugoslawischen Liga unentdeckt geblieben. Bis er Partizan Belgrad zum Titelgewinn in Jugoslawien führte, und der FC Valencia auf den begnadeten Techniker aufmerksam wurde und ihn verpflichtete. Als er dann zu Real Madrid wechselte, mussten ihn Bodyguards vor aufgebrachten Anhängern schützen.
Im Champions-League-Finale 1998 war Real Außenseiter, damals war es Juventus, das die Gegner mit Pomp, Professionalität und Champagner beeindruckte. Schon die Ankunft des Mannschaftsbusses geriet zur Machtdemonstration der alten Dame, wie Mijatović sich erinnert. Respekt habe man keinen gehabt. "Wir hatten Angst".
Auf Juves Seite standen Spieler wie Zinédine Zidane (der heutige Real-Madrid-Trainer), Didier Deschamps, Alessandro Del Piero, Edgar Davids, und Filippo Inzaghi. Real war in Spaniens Liga gerade mal Vierter und befand sich trotz Spielern wie Bodo Illgner, Raúl, Seedorf, Šuker und Mijatović in der Krise. "Wir waren nicht nur schlecht, wir waren richtig schlecht. Und dann verwandelten wir uns in der Champions League in Tiere."
"Du fühlst dich als Sieger"
Die Erinnerungen an das Finale verdichten sich für Mijatović in der 66. Minute. Ein Abpraller fiel ihm vor die Füße, "ich stand also plötzlich allein mit dem Ball da. Ich habe Peruzzi umdribbelt, aber der Ball lag an meinem verletzten Bein. Ich wollte deshalb nicht voll durchziehen. Und im Augenwinkel sah ich, dass ein Verteidiger heranrauschte. Da habe ich den Ball gelupft."
Nach der Niederlage brachten die Juve-Spieler den Siegern ihre Champagnervorräte. "Aus Kollegialität. Hätten wir auch gemacht." Von dem Erfolg zehrte Mijatović, der von 2006 bis 2009 Sportdirektor bei Real war, lange: "Wie die Leute dich anschauen, wenn du abends essen gehst und über dich reden. Ich habe Geschichte geschrieben, und das Geraune ist der Soundtrack dazu."
Die Geschichte des schneeweißen Real-Trikots gebe in den entscheidenden Momenten Kraft. "Du fühlst dich als Sieger." Bei Reals letzten beiden Champions-League-Siegen, 2014 und 2016 gegen Atlético Madrid, habe das eine "Riesenrolle" gespielt. Vorteil also für Real. Auch wenn Juventus die Reife für einen Champions-League-Sieg habe, könne Real "in zehn Minuten drei Tore schießen."