Barcelonas Aus:Alle Blicke in die Zukunft

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Nicht mehr ganz der Außerirdische, der er einmal war - aber immer noch der beste Spieler einer Spitzenmannschaft: Lionel Messi. (Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters)

Obwohl Barça früh in der Champions League scheitert, gibt sich Trainer Koeman optimistisch. Namen wie Haaland oder Alaba kursieren in der Presse - über allem aber steht die Frage: Was macht Messi?

Von Martin Schneider

Am Tag nach dem frühesten Champions-League-Aus des FC Barcelona seit 14 Jahren und dem womöglich letzten Spiel von Lionel Messi im Barça-Trikot auf Europas großer Bühne gehörten die Schlagzeilen in Katalonien Erling Haaland. Den wolle, meldeten diverse Medien, der neue Präsident Joan Laporta ins Camp Nou holen. Haaland würde wohl, eine Ausstiegsklausel vorausgesetzt, zwischen 75 und 100 Millionen Euro kosten. Zusammen mit den möglichen ablösefreien Zugängen David Alaba (Bayern München) und Eric Garcia (Manchester City) könne so das Barcelona der Zukunft entstehen.

Wer das 1:1 im Rückspiel bei Paris Saint-Germain gesehen hat, wird nicht bestreiten, dass Barça dringend einen Mittelstürmer braucht. Mit einem solchen wäre es definitiv möglich gewesen, den satten 1:4-Rückstand aus dem Hinspiel noch zu drehen. PSG, Finalist des Vorjahres, traf früh durch einen Elfmeter von Kylian Mbappé, ansonsten reichte eine wahrlich nicht meisterliche Abwehrleistung, um Barcelona an einer erneuten Remontada (Aufholjagd) zu hindern. Eine solche war Barça 2017 gegen Paris gelungen, nach einem 0:4 im Hinspiel mit einem 6:1 im Camp Nou, drei Toren fielen dabei nach der 88. Minute.

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Ferne Zeiten sind das. Zwei der Tore bei diesem 6:1 schoss Neymar - noch für Barça, kurz vor seinem Wechsel zu PSG. Diesmal saß der Brasilianer verletzt auf der Tribüne im Pariser Nieselregen und sah, wie sein Ex-Partner Lionel Messi erst ein Traumtor zum 1:1 schoss, dann einen Elfmeter vergab, seinen ersten in der Champions League seit 2015, und wie Barcelona PSG zwar an die Wand spielte - aber unfähig war, den Ball konsequent ins von Keylor Navas gewohnt stark gehütete Pariser Tor zu kriegen. Der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé war aktiv, aber glücklos, Antoine Griezmann wirkte wie so oft im Barcelona-Trikot latent verloren.

"Wir haben unser wahres Gesicht gezeigt", sagt Barça-Trainer Koeman

Vermutlich lag es auch an den jüngsten Königsklasse-Katastrophen - erst das 0:4 in Liverpool an der Anfield Road 2019, dann im Vorsommer das vernichtende 2:8 gegen den FC Bayern - dass viele Akteure beim FC Barcelona diesmal eine positive Deutung der Ereignisse wählten: "Jeder bei Barça kann heute stolz sein, auch der neue Präsident. Wir haben unser wahres Gesicht gezeigt", sagte Trainer Ronald Koeman nach dem Ausscheiden voller Zuversicht. Die Zeitungen folgten dieser Interpretation: "Mit Ehre", titelte Mundo Deportivo am Donnerstag.

Herzliche Geste: Angel Di Maria umarmt Lionel Messi nach Schlusspfiff. (Foto: Franck Fife/AFP)

Die größte Frage, die sich jetzt stellt, lautet natürlich: Bleibt Messi? "Leo sieht, dass das Team sich in die richtige Richtung entwickelt", sagte Koeman, "wir haben junge Spieler mit großartiger Qualität. Vor uns liegt eine großartige Zukunft." Zumindest das mit der aufsteigenden Tendenz stimmt: In der Liga spielt Barcelona stabil, im Pokal gelang im Halbfinale ein Comeback gegen Sevilla (3:0). Koeman integriert junge Spieler wie Pedri, 18, Ansu Fati , 18, Riqui Puig, 21, und Trinaco, 21. Aber reicht das, um Messi, 33, zu überzeugen?

Der neue Präsident Laporta hat stets betont, sein Ziel sei Messis Verbleib. Dass der Argentinier an der Abstimmung zum Präsidenten-Amt teilnahm, sich dabei mit seinem Sohn Tiago fotografieren ließ und danach auch dem Stadion einen Besuch abstattete, wird als positives Signal gedeutet. Dass Messi eher kein Fan des alten Präsidenten Bartomeu war, ist jedenfalls sicher.

Über allem schwebt aber die finanzielle Krise. Barça hat bombastische 1,17 Milliarden Euro Schulden, Messis Jahresgehalt ist ein Kostenfaktor - wie das zusammen mit möglichen Transfers von Haaland, Alaba und weiteren Spielern funktionieren soll, ist offen. Sollte Messi ablösefrei gehen, wäre der Spielraum vermutlich größer. Sportlich allerdings ist seit Wochen zu sehen, dass Messi zwar mittlerweile 33 ist und vielleicht nicht mehr der Außerirdische, der er mal war. Aber der beste Spieler einer Spitzenmannschaft ist er immer noch.

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