Unions Niederlage in Wolfsburg:Die Generalprobe misslingt

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Unverhofft im Rückstand: Der drangvolle Beginn des 1. FC Union Berlin in der Anfangsphase wird von Jonas Winds Führungstreffer abrupt gestoppt. (Foto: Matthias Koch/Imago)

Vor der Champions-League-Premiere in Madrid verlieren die Berliner 1:2 am Mittellandkanal. Europameister Leonardo Bonucci, ein Mann der großen Bühnen, sitzt weiter auf der Bank.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Wolfsburg bietet eher wenige Anlässe, um an Madrid zu denken. Die Arena des örtlichen VfL hat nicht sehr viel mit dem Estadio Santiago Bernabéu gemeinsam; der VfL selbst nichts mit dem spanischen Rekordmeister Real. Insofern würde es sich normalerweise verbieten, von einer Generalprobe des 1. FC Union Berlin zu sprechen - aber die zeitliche Abfolge bedingt es nun einmal. Am Mittwoch treten die Köpenicker Fußballer um 18.45 Uhr zu ihrer Champions-League-Premiere bei Real Madrid an, und sie werden dann vielleicht vergessen haben, dass nach zwei Bundesliga-Niederlagen in Serie in der Königsklasse debütieren.

Die zweite Saisonniederlage - nach dem 0:3 gegen RB Leipzig - hat der VfL Wolfsburg dem 1. FC Union beigebracht, in einem in vielerlei Hinsicht seltsamen Spiel. Denn die Berliner drängten mit Beginn der Partie nach vorn und monopolisierten - dem gängigen Klischee von Union widersprechend - den Ball. Doch just als die Frage aufkam, ob Wolfsburg überhaupt Ambitionen entwickeln wollte, den Gegner zu bremsen, traf der VfL in der 12. Minute zum 1:0. Unions Mittelstürmer Kevin Behrens misslang ein Rückpass, er lud so Jonas Wind zum Doppelpass mit dem kroatischen Kreativgeist im Mittelfeld, Lovro Majer, ein.

17:8 Torschüsse, nur ein Treffer für Union

Der 1. FC Union brauchte ein paar Minuten, um die Gedanken zu ordnen, dann traf Nationalspieler Robin Gosens (28.) nach einer schönen Flanke von Aïssa Laïdouni per Kopf zum Ausgleich. Nur zwei Minuten später ging Wolfsburg neuerlich in Führung, diesmal durch einen satten Volleyschuss Joakim Maehles vom Strafraumrand nach einer von Torwart Rönnow schlecht aus dem Fünfmeterraum herausgeboxten Ecke.

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Dass dieses 2:1 am Ende auch den Endstand darstellte, lag vor allem daran, dass der Rest der Partie von der aufopferungsvollen Defensivarbeit der Wolfsburger geprägt war. Von einem Pfostenschuss des eingewechselten Tiago Tomás abgesehen, zog sich der VfL aus der Offensive fast vollständig zurück.

Und die Unioner? Mussten sich nach der Partie "an die eigene Nase" fassen, wie es Trainer Urs Fischer hernach ausdrückte: "Wenn du so viele Möglichkeiten hast, musst du effizienter sein." Die Statistikzusammenfassung der Partie hatte unter anderem 17:8 Torschüsse ausgewiesen, in der zweiten Halbzeit geriet vor allem der wichtigste Stürmer der vergangenen Saison ins Blickfeld: Sheraldo Becker scheiterte zwei Mal in aussichtsreicher Position. Für ihn gelten aber mildernde Umstände, als ihm nach einer Verletzungspause noch die Spielpraxis fehlt.

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Das gilt auch weiterhin für einen der auffälligsten Zugänge der Unioner, den Italiener Leonardo Bonucci. Er durfte sich - wie schon gegen Leipzig - lediglich aufwärmen, kam aber keine Sekunde zum Einsatz. Der Europameister von 2021 war in Turin ausgemustert worden und durfte nicht an der Saisonvorbereitung teilnehmen, nach Berlin stieß er erst, als die Spielzeit längst begonnen hatte. Ob er ausgerechnet in Madrid in der Startelf stehen darf, ist eher fraglich. Andererseits ist er einer der wenigen Spieler im Union-Kader, die den Klang der Champions-League-Hymne nicht nur vom Fernseher kennen, sondern in großen Stadien mit eigenen Ohren gehört haben.

Gleiches gilt für den vormaligen Herthaner Lucas Tousart, der einst mit Olympique Lyon in der Königsklasse spielte und nun am Samstag sein Union-Debüt gefeiert hat. Oder für Linksverteidiger Robin Gosens, der mit Inter Mailand sogar im diesjährigen Champions-League-Finale stand. Auch auf ihn kommen Stunden zu, in denen er auf die Kollegen einwirken muss: "Zwei Dinge sind ganz wichtig: Zum einen, dass man nicht vergisst, das Spiel zu genießen. Das sind einmalige Erfahrungen, auf so einer Bühne im Bernabeu zu spielen. Das darf nicht jeder", sagte Gosens. Und zum anderen? Am Mittwoch seien es in Madrid auch nur "90 Minuten Fußball, in denen der kleine Gegner dem großen Gegner auch mal wehtun kann", sagt er: "Dafür gibt es zahlreiche Beispiele im Fußball."

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