BVB in der Champions League:Back in the game

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Erster BVB-Sieg in dieser Champions-League-Saison: Torschütze Felix Nmecha und Nico Schlotterbeck bejubeln das 1:0 von Borussia Dortmund beim Auswärtsspiel in Newcastle. (Foto: Allstar Picture Library Ltd/Sportsphoto/Imago)

Die Berühmtheiten von PSG kassierten in Newcastle unlängst eine 1:4-Pleite, Borussia Dortmund beweist dagegen beim 1:0-Erfolg erstaunliche Widerstandskraft. Der Wettkampf ums Weiterkommen in der Champions League ist neu eröffnet.

Von Sven Haist, Newcastle

Die leidenschaftliche Atmosphäre im St. James' Park dürfte den Fußballspielern von Borussia Dortmund aus eigenen Heimspielen bekannt vorgekommen sein. Schon beim Einlaufen der Teams erzeugten die Zuschauer einen ohrenbetäubenden Lärm, sodass selbst die obligatorisch laut aufgedrehte Hymne der Champions League kaum zu verstehen war.

Allerdings waren die Fans auf den steil aufragenden Stahltribünen nicht wie in Dortmund überwiegend schwarz-gelb gekleidet. Sondern in schwarz und weiß, den Vereinsfarben des Gegners Newcastle United. Die beeindruckende Stadionchoreografie der Magpies, der Elstern, beinhaltete mehrere Motive, darunter ein typischer Motivationsspruch der Geordies, wie die Menschen in Newcastle wegen ihres Dialekts genannt werden: "Howay, the lads!" Vorwärts, Leute.

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Damit war die Richtung für das Spiel vorgegeben. Zwischen beiden Klubs, die sich in ihrem Lebenslauf in Bezug auf Tradition, Fansupport und sportliche Höhen wie Tiefen ziemlich ähnlich sind, entwickelte sich tatsächlich ein offenes Duell - das Borussia Dortmund zwar am Ende glücklich, aber nicht unverdient 1:0 (1:0) gewann. Es war der erste Champions-League-Sieg des Ruhrpottklubs auf der Insel seit über zehn Jahren. Durch den Premierenerfolg in der Königsklasse in der laufenden Saison veränderte der BVB schlagartig seine Ausgangslage für den Einzug ins Achtelfinale. Mit vier Punkten steht man nun vor Newcastle auf dem zweiten Gruppenplatz hinter Paris St. Germain.

Anders als bei der ernüchternden Auftaktniederlage in Paris steckte die von Trainer Edin Terzic diesmal gut eingestellte Mannschaft nicht zurück. Dies war seit Jahren das Kernproblem des Vereins bei komplizierten Auswärtsreisen in der Champions League, speziell nach England. Seit dem Abschied von Trainer Jürgen Klopp verlor der BVB zuletzt alle fünf Königsklassenduelle gegen Premier-League-Vertreter auf englischem Boden (Torverhältnis 3:12). Immerzu hielten die Dortmunder ansprechend mit und dominierten bisweilen sogar das Geschehen. Aber um den Gegnern wirklich gefährlich zu werden, fehlten oft Abgeklärtheit, Widerstandsfähigkeit und Selbstverständnis. Genau jene Eigenschaften, die der BVB nun mit dem Rücken zur schwarz-weißen Wand in Newcastle auf einmal an den Tag legte.

Um die innere Stabilität zu erhöhen, setzte Terzic auf das robuste Mittelfeldduo Emre Can und Marcel Sabitzer. Beide wissen aus ihrer Zeit beim FC Liverpool und bei Manchester United, welche Eigendynamik das Publikum im fußballverrückten Newcastle während eines Spiels auslösen kann - und diese Erfahrung brachten sie von Beginn an in ihre Mannschaft ein. Can dirigierte die Defensive und der leicht vor ihm agierende Sabitzer koordinierte die Offensive. Das rastlose Hin und Her zwischen den Strafräumen kam beiden mit ihrer Lauf- und Durchsetzungsstärke entgegen. Sie hielten den BVB gemeinsam zusammen und lösten gepflegte Kombinationen nach vorne aus. Beinahe wäre Angreifer Donyell Malen schon in der zweiten Minute nach einem Konter auf Vorlage von Sabitzer die Führung gelungen.

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Einen ähnlich zielstrebigen Tempogegenstoß nutzte später Felix Nmecha in der 45. Minute zur verdienten Halbzeitführung. Bei der Balleroberung hatte Sabitzer diesmal seinen Gegenspieler Anthony Gordon am Mittelkreis bedrängt, sodass Mitspieler Nico Schlotterbeck den Zweikampf gewinnen konnte. Statt nach seinem Abspiel stehen zu bleiben, startete Schlotterbeck in seinem besten Saisonspiel für den BVB durch und lieferte den Assist für Nmecha. Für die Dortmunder war es der erste Treffer in dieser Champions-League-Saison. Kurz zuvor hatte der BVB einen Rückschlag kassiert: Emre Can, der Kapitän, musste - wie auch Newcastles Mittelstürmer Alexander Isak (ersetzt durch Callum Wilson) - verletzt ausgewechselt werden. Für ihn kam der eher offensiv veranlagte Salih Özcan, wodurch Sabitzer vermehrt in die Defensivarbeit eingebunden war. Nicht immer gelang es dem BVB fortan, die entstandenen Räume im Zentrum zu schließen.

Trotz des Vorsprungs erhöhte sich der Schwierigkeitsgrad im zweiten Durchgang für den BVB. Dies lag nicht bloß an Uniteds zunehmend hektischen und unberechenbaren Angriffen, sondern auch am Ausfall des eigenen Leaders Can.

Doch die vielen Schnittstellenpässe fing die erstklassig gestaffelte und aufmerksame Viererkette um Mats Hummels ab. Nur zwei Mal brach Newcastle durch: Nach einem Ballverlust am eigenen Strafraum hatte Wilson in der 57. Minute den Ausgleich auf dem Fuß. Aus kurzer Distanz scheiterte er am spektakulär parierenden Torwart Gregor Kobel. Und in der 87. Minute mit einem abgerutschten Schulterkopfball an der Latte. Für die kaum zu kontrollierende Newcastle-Dauerdruckphase gegen Spielende wappnete Trainer Terzic sein Team, indem er die Abwehr mit dem kopfballstarken Niklas Süle verstärkte. Zwar musste der BVB in der letzten Aktion der Partie aus dem Getümmel einen weiteren Lattenschuss durch Gordon hinnehmen - aber den Abpraller klärte Hummels danach vor der Torlinie.

Dadurch gelang Dortmund der erste Champions-League-Auswärtssieg in England seit Oktober 2013, damals ein 2:1 beim FC Arsenal. Nach dem Abpfiff verließen die Newcastle-Fans zügig den St. James' Park. Zurückblieben nur noch die schwarz-gelb gekleideten Dortmunder.

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