Champions League:Dortmund zieht mit schwarz-gelber Magie ins Halbfinale

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Halbfinale klargemacht: Marcel Sabitzer (Mitte) feiert nach seinem Tor zum 4:2 mit seinen Dortmunder Teamkollegen. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Der BVB gewinnt einen atemberaubenden Schlagabtausch gegen Atlético Madrid mit 4:2 und steht erstmals seit 2013 wieder unter den besten vier der Königsklasse. Dort wartet PSG.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Sportdirektor Sebastian Kehl hatte sich "eine magische Nacht" gewünscht. Auf dem Plakat eines Fans stand "Das Wunder von Dortmund". Nimmt man dann noch all die ungehörten Zaubersprüche hinzu, die schwarz-gelb gekleidete Fans Richtung Rasen geschickt haben dürften, dann war es vielleicht gar keine so unglaubliche Überraschung, dass Borussia Dortmund am Dienstagabend mit einem spektakulären 4:2 (2:0)-Sieg gegen Atlético Madrid erstmals seit 2013 wieder das Halbfinale der Champions League erreicht hat.

Auf Tore von Julian Brandt (34.) und Ian Maatsen (39.) zur 2:0-Pausenführung folgten kurz nach dem Wiederanpfiff zwar ein Eigentor von Mats Hummels (2:1, 49.) und Madrids 2:2-Ausgleich durch Ángel Correa (64.), allerdings sorgten Niclas Füllkrug (3:2, 71.) und Marcel Sabitzer (4:2, 74.) binnen vier Minuten doch noch für das Dortmunder Wunder in einer magischen Nacht. Anfang Mai erhält der BVB gegen Paris Saint-Germain die Chance, ins Endspiel einzuziehen. Die Franzosen gewannen ihr Rückspiel beim FC Barcelona mit 4:1.

Magisch mutet das schon an: Borussia Dortmund ist jetzt eine der vier besten Mannschaften Europas, jedenfalls, wenn man das Halbfinale der Champions League als Maßstab nimmt. Zwar ist der BVB in der Bundesliga derzeit nur Fünfter, hat im DFB-Pokal die Runde der besten acht verpasst und rangiert im Mehrjahresranking des europäischen Verbands Uefa auf dem 13. Platz - aber das hat den Dortmundern den fabelhaften Triumph über Atlético Madrid (Zwölfter im Uefa-Ranking) kein bisschen vergällt.

Dortmunds Trainer Edin Terzic hatte auf seine verletzten Angreifer Donyell Malen und Sébastien Haller verzichten müssen. Verglichen mit dem Hinspiel in Madrid nahm er nur eine einzige Änderung in der Startelf vor und brachte im offensiven Mittelfeld Brandt für Felix Nmecha. Das entpuppte sich als goldrichtige Entscheidung. Denn es war Brandt, der die Dortmunder in der 34. Minute aus spitzem, linkem Winkel 1:0 in Führung brachte. Atlético-Torwart Jan Oblak machte keine gute Figur. Als Oblak fünf Minuten später vom nahezu selben Punkt das 0:2 kassierte (39.), war er allerdings machtlos. Ian Maatsen schoss mit links von links platziert ins lange Eck. Was war noch lang nach der ersten Halbzeit? Die Gesichter der Madrilenen.

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Nur wenige hätten dem Bundesliga-Fünften diesen kontinentalen Erfolg zugetraut

Wenn Atlético-Spieler lange Gesichter machen, wird's allerdings gefährlich. Das bekamen die Dortmunder nach dem Wiederanpfiff auch zu spüren. Eine Ecke von Antoine Griezmann köpfelte Mario Hermoso ins Zentrum, wo Hummels klären wollte, den Ball aber unglücklich ins eigene Tor grätschte (49.). Jetzt war alles wieder offen. Vorübergehendes Problem: Die Dortmunder ließen sich von aufmuckenden Madrilenen den Schneid abkaufen. In der 64. Minute wurde Ángel Correa zum Einschuss regelrecht eingeladen, und er nutzte die freundliche Offerte nur zu gern, um zum 2:2 auszugleichen, das in der Gesamtwertung den Halbfinaleinzug für die Madrilenen bedeutet hätte.

Zurück auf der Siegerstraße: Niclas Füllkrug (Mitte) trifft hier per Kopf zum zwischenzeitlichen 3:2 für Borussia Dortmund (Foto: Maik Hölter/Imago/Team 2)

Doch nun schlug die Stunde der magischen Borussen: Erst Füllkrug mit dem 3:2 (71.) per Kopf nach Sabitzer-Flanke und dann Sabitzer selbst mit dem 4:2 (74.) sorgten für eine im Wortsinne wundervolle Entscheidung. Das Stadion tobte. Solch einen kontinentalen Erfolg, das erste Champions-League-Halbfinale seit elf Jahren (damals unter Jürgen Klopp), hätte dem BVB kaum jemand zugetraut, dieser wechselhaften Mannschaft, die in der Bundesliga nur zwischen Platz vier und fünf changiert.

Jener Bereich ist für die nahe Zukunft von großer Relevanz, weil sich zwischen Platz vier und fünf nämlich entscheidet, ob die Dortmunder nächste Saison überhaupt wieder in der Champions League mitspielen dürfen oder nicht. Entweder sie werden Vierter - oder sie haben das Glück, dass der fünfte Platz ausnahmsweise auch reicht. Die Champions-League-Reform macht's möglich, aber nur, wenn Deutschland im saisonalen Europapokal-Ranking Platz zwei verteidigt. Und genau dazu hat der BVB mit seinem Sieg gegen Atlético nun tatsächlich auch noch etwas beigetragen.

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