Champions League:Bayern wehrt sich vergebens

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Giulia Gwinn (links) im Zweikampf mit Sara Bjork Gunnarsdottir. (Foto: Javier Soriano/AFP)

Die Münchnerinnen scheitern im Viertelfinale knapp an Olympique Lyon. Ein genialer Freistoß und Glück mit dem Aluminium helfen den Titelfavoritinnen.

Von Anna Dreher, Bilbao/München

Der Schuss, der dem FC Bayern München Hoffnung machte, war frech und präzise ausgeführt. Carolin Simon hatte sich ganz genau angeschaut, wer wo stand, vor allem, wo Sarah Bouhaddi stand. 65. Minute, 0:2 stand es gegen Olympique Lyon, den großen Titelfavoriten der Champions League, jetzt musste etwas passieren. Simon schaute also noch mal ganz genau, lief kurz an und schoss den Ball dann selbstbewusst flach hinter der Mauer an allen vorbei über die Linie ins hintere Toreck. Torhüterin Bouhaddi streckte sich noch, kam aber nicht hinterher.

Aber all die Gegenwehr, die Bayern München am Samstagabend nach der durch Simons Freistoß ausgelösten Euphorie leistete, reichte am Ende doch nicht aus. Das Viertelfinale des Finalturniers gewann Lyon im San-Mamés-Stadion von Bilbao mit 2:1 (1:0). Der Titelverteidiger trifft nun am Mittwoch (20 Uhr) auf den französischen Erzrivalen Paris Saint-Germain. Das Team um die deutsche Nationalspielerin Sara Däbritz hatte sich zeitgleich in San Sebastián 2:1 (1:1) gegen den FC Arsenal behauptet.

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Von Anna Dreher

"Ich bin enttäuscht, wir waren heute sehr nah dran und haben gezeigt, dass wir sehr guten Fußball spielen", sagte Bayerns Trainer Jens Scheuer nach dem verpassten Halbfinaleinzug. "Ich glaube, wir werden nach diesem Spiel anders wahrgenommen, weil keiner vorher geglaubt hat, dass wir so ein Spiel abliefern werden gegen Lyon." Während am Vortag der VfL Wolfsburg als Mitfavorit auf den Titel 9:1 gegen das chancenlose Glasgow City gewonnen hatte, machte es das Los Bayern München als Underdog gegen Lyon wesentlich schwieriger.

In der ersten Hälfte passierte lange nicht viel - und genau das war das Gute. "Wir wissen, dass das eine der besten Mannschaften weltweit ist - individuell sehr stark, technisch versiert", hatte Bayerns neue Kapitänin Lina Magull vor dem Spiel gesagt. "Wir wollen sie hindern, ins Spiel reinzukommen, so oft es geht den Ball haben und Lyon dann laufen lassen, weil wir davon ausgehen, dass es ihnen dann keinen Spaß macht, dem Ball hinterherzulaufen." Der Plan ging mehr oder weniger auf. Lyon war zwar von Beginn an die dominierende Mannschaft, kam aber nicht entscheidend durch, weil die Münchnerinnen die Räume engmachten, sich in den Weg stellten und Fehler provozierten.

Die ein oder andere aus dem prominent besetzten Ensemble von Olympique zeigte sich dadurch relativ bald genervt und teils verunsichert. Wie auch davon, dass Magull und ihre Mitspielerinnen mit Ball keinesfalls eingeschüchtert agierten, sondern Ruhe und Präsenz ausstrahlten. Nur mit einem Tor wollte es nicht klappen. Eine Kombination von zwei Zugängen brachte in der 22. Minute die aussichtsreichste Chance der Bayern: Nach einem langen Pass von Hanna Glas verpasste Lea Schüller aus kurzer Distanz im Duell mit Kadeisha Buchanan den Ball knapp. Lyon startete mehr Angriffe, der FC Bayern behielt seine taktische Disziplin in der Defensive bei, ganz ohne Hektik.

Dann half aber alle Disziplin nicht. Die deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán passte aus dem Mittelfeld heraus zu Eugénie Le Sommer. Die 31-Jährige lupfte den Ball nach vorne, Bayerns Kristin Demann hastete im Duell mit Lyons Stürmerin Nikita Parris hinterher und während diese mit der herauseilenden Torhüterin Laura Benkarth zusammenprallte und kurz auf dem Boden liegen blieb, rollte der Ball in der 41. Minute zur 1:0-Führung ins Tor. Es war das einzige Mal in der ersten Halbzeit, dass die Münchner Abwehr wirklich überrumpelt werden konnte vom großen Favoriten. Während Demann darauf spekuliert hatte, dass Benkarth früher rauskommt, hatte diese etwas zu lange abgewartet.

Lyons nächsten Versuch konnte Benkarth abwehren. Die schnelle Delphine Cascarino war auf der rechten Seite Carolin Simon entwischt, stürmte auf Benkarth zu, doch die blieb beharrlich und blockte den Schuss in der 54. Minute mit dem Fuß ab. Lyon wollte so bald wie möglich die Entscheidung, das wurde deutlich, denn was die Mannschaft von Jean-Luc Vasseur gespürt haben dürfte, war: So einfach, wie sie sich den Einzug ins Halbfinale gegen den FC Bayern womöglich vorgestellt hatte, läuft das nicht. Cascarino versuchte es wenig später ein weiteres Mal, kam durch Magull zu Fall - und so war es schließlich ein Freistoß, der dieses Viertelfinale entscheiden sollte. Amel Majri schoss über die Mauer hinweg präzise ins rechte Eck, Benkarth war noch mit den Fingerspitzen dran, aber der Ball war drin (59.). Nach dem Anschlusstreffer von Simon hätte Sydney Lohmann vom Sechzehner beinahe noch den Ausgleich erzielt (79.). Ihr Schuss aber prallte vom Lattenkreuz ab.

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