Champions-League-Auslosung:Schluckauf in Dortmund

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Hätte leichter werden können: die Gruppe von Borussia Dortmund in der Champions League. (Foto: Daniel Cole/dpa)

Der FC Bayern trifft auf einen alten Bekannten, Union Berlin darf erstmals ins Bernabéu, Leipzig will sich für die 0:7-Prügel bei ManCity revanchieren - und der BVB zieht sogenannte Hammerlose, gleich drei davon.

Von Javier Cáceres

Als die Kameras bei der Auslosung der Gruppenphase der Champions League auf Hans-Joachim Watzke gerichtet waren, sah man: ein Pokerface. Noch lagen ja viele Kugeln in den Töpfen. Leider, leider, leider kehrten die Regisseure nicht zu Watzke zurück, als die Auslosung beendet war. Denn man hätte schon noch mal verifizieren wollen, ob Watzke nicht doch einen Schluckauf bekommen hatte.

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Denn die Losfeen, in diesem Fall der frühere englische Internationale Joe Cole und der Franzose Eric Abidal, hatten ganze Arbeit geleistet. Der Zweite der letzten Bundesligasaison wurde mit dem französischen Meister Paris Saint-Germain, dem siebenmalige Champions-League-Sieger AC Milan und dem Saudi-Klub Newcastle United gepaart. "Das ist schon eine Hammergruppe, da müssen wir uns nichts vormachen" sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Aber auch die nehmen wir an. Um weiterzukommen, müssen wir Außergewöhnliches leisten. Wir hatten eine ähnliche Situation 2012 mit City, Real und Ajax Amsterdam. Auch damals haben wir es geschafft.

Es klingt jedenfalls nach einer größeren Herausforderung, allein schon wegen PSG, die gerade alles dran setzen, den Europameisterschaftssturm der Équipe de France zusammenzuführen. Zum früheren Dortmunder Ousmane Dembélé (zuvor FC Barcelona) und Kylian Mbappé soll sich nun auch noch der bisherige Frankfurter Randal Kolo Muani gesellen. Und es klingt nach grandiosem Lospech. Vor allem im Vergleich zum deutschen Meister FC Bayern München, dessen Vertreter einige Genugtuung verspüren konnten.

Okay, in der Gruppe A kommt es unter anderem zu einer Neuauflage des Champions-League-Finales von 1999, die Münchner müssen sich mit Manchester United messen. Was unter anderem bedeutet, dass man auf einen alten Bekannten trifft. Bei United herrscht der Niederländer Erik ten Hag, und dieser war von 2013 bis 2015 Trainer beim FC Bayern II. Aber bis zum Beweis des Gegenteils kommandiert er ein Team, das im Umbruch begriffen ist. Die restlichen Gegner der Münchner klingen nach überaus lösbaren Aufgaben, nach veritablem Dusel: der dänische Meister FC Kopenhagen mit seinem erst 35-jährigen Trainer Jacob Nestrup, und Galatasaray Istanbul. Die Türken haben ein paar interessante Neue geholt - Mauro Icardi (PSG), Hakim Zyech (FC Chelsea) und Angelino (Hoffenheim). Doch ob sie wirklich auf der Höhe der Bayern sind, darf bezweifelt werden. "In der Champions League stellt jeder Gegner eine Herausforderung dar, die wir mit großer Lust und Hingabe annehmen", floskelte Trainer Thomas Tuchel.

Bald zu Gast in Berlin - wenn auch leider nicht in Köpenick: Toni Kroos reist in der Gruppenphase mit dem Rekordsieger Real Madrid zum 1. FC Union Berlin ins Olympiastadion. (Foto: Oscar del Pozo/AFP)

Weit schwerer mutet die Gruppe des Champions-League-Debütanten Union Berlin an. Er trifft auf den SC Braga, der sich gerade durch die Qualifikationsrunde mühte, sowie erwartungsgemäß auf klangvollen Fußballadel. Der SSC Neapel, der gerade Meister der italienischen Serie A wurde, sowie Real Madrid, einen Gegner, den viele Unioner ersehnt hatten. Damit tritt übrigens auch Real-Madrid-Profi Toni Kroos bei Union an - zu seinem Bedauern aber nicht in der Alten Försterei, wo sein Bruder Felix vor einigen Jahren spielte, sondern im Olympiastadion, das er schon aus anderen Zusammenhängen kennt.

Holt sich Union Berlin für die erste Reise durch die Champions League noch den Fremdenführer Leonardo Bonucci?

Für die erstmalige Reise durch die größten Tempel Europas will sich Union bekanntlich noch einen Fremdenführer sichern. Der italienische Europameister Leonardo Bonucci, 36, befand sich am Donnerstag auf dem Weg in die deutsche Hauptstadt, um am Freitag den Medizincheck zu absolvieren und dann als Zugang der Unioner bestätigt zu werden. Der bisherige Juventus-Profi wird im Kader der Berliner mit den meisten Königsklassenpartien sein, 84 an der Zahl. Die nächsthöheren Erfahrungsschätze weisen andere Zugänge der Köpenicker auf: Robin Gosens (28), Lucas Tousart (18) und Kevin Volland (12).

Die Leipziger wiederum freuten sich über "spannende und interessante Gegner, die wir auch schlagen können", wie Manager Max Eberl in Bezug auf Roter Stern Belgrad und Young Boys Bern sagte. Beim dritten Gegner war er etwas verhaltener: Leipzig muss zum dritten Mal gegen den diesjährigen Titelverteidiger Manchester City ran. Das weckte einerseits Freude, weil man den ehemaligen Spieler Josko Gvardiol "in einem würdigen Rahmen verabschieden kann", andererseits aber auch die Erinnerung an die Vorsaison. Und da kam Leipzig in Manchester mit 0:7 gehörig unter die Räder. Beim 0:7 erzielte der nun von der Uefa zu Europas Fußballer des Jahres gekürte Erling Haaland fünf Tore - und wurde dann vom Trainer des Jahres Pep Guardiola ausgewechselt.

Auch Zweitligastandort Hamburg darf sich auf Champions-League-Spiele freuen. Die Hansestadt wurde als Ausweichspielort für den ukrainischen Meister Schachtjor Donezk ausgewählt. Den Ukrainern wurden Gegner zugelost, die wohl für gut besuchte Spiele bürgen: Royal Antwerpen aus Belgien, der portugiesische Meisterschaftszweite FC Porto - und der spanische Meister FC Barcelona, die Marc-André ter Stegen, İlkay Gündoğan und Robert Lewandowski in ihren Reihen haben.

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