Das Stimmungstief nach der Hinrunde hat Jürgen Klopp nicht vergessen. Und dass seine Mannschaft weiterhin einem Gebilde ähnelt, das beim ersten Windzug auseinander bricht, weiß der Trainer auch. Deshalb wollte der 47-Jährige auch nach dem 3:2-Zittersieg bei Hannover 96 keine Fragen zu höheren Zielen beantworten: "Punkten, punkten" - das sei die Maxime, "und wenn wir dann rechnerisch nicht mehr absteigen können, dann gucken wir einfach mal, was noch geht."
Es ist die bekannte Masche von Außenseitern, um allen Ambitionen zu begegnen, die nicht zum Verein passen. Aber Dortmund? Wäre die Teilnahme an der Europa League nicht ein Trostpflaster, um diese vermaledeite Saison zu retten?
Klopp mag diese Sichtweise nicht, auch wenn sein Team in der Rückrunde bereits 18 Punkte aufs Konto geschaufelt hat. Zur Erinnerung: 15 Zähler waren es nach den ersten 17 Spielen. Das vermittelt Demut für eine ganze Saison, und so bittet Klopp unaufhörlich, nur nach unten in der Tabelle zu blicken. "Mit acht Punkten Vorsprung sind wir nicht mehr ganz dick im Abstiegssumpf, aber wir müssen dranbleiben."
Denn niemand dürfe erwarten, führte der Entertainer in seinem ironischen Duktus aus, dass bald sechs dazukommen - dummerweise heißen die nächsten Gegner nach der Länderspielpause Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Vor allem auf das Bayern-Spiel am Ostersamstag kann sich der BVB nun wenigstens ein bisschen freuen. "Das bleibt etwas ganz Besonderes", versicherte Verteidiger Neven Subotic.
Nur bei den drei Toren blitzte altes Können auf
Dass der BVB noch längst nicht die alte Klasse hat, war gegen Hannover gut zu beobachten. Nur vereinzelt blitzte das Können auf - in erster Linie bei den klug herausgespielten Treffern von Pierre-Emerick Aubameyang (19. und 61.) und Shinji Kagawa (57.).
Doch dazwischen gab es gewaltige Längen und unerklärliche Fehler - so der Ballverlust von Jakub Blaszczykowski vor dem zwischenzeitlichen 1:1 von Lars Stindl (31.). "Wir haben sehr gut angefangen", analysierte Klopp, "dann geben wir den Faden komplett aus der Hand." In der Halbzeitpause habe er seinen Profis empfohlen, "dass es ganz cool wäre, wenn wir wieder ein bisschen Fußball spielen".
Sieg des VfB Stuttgart:Drei Tore aus dem Nichts
Nach einer deprimierenden ersten Hälfte kommt der VfB Stuttgart auf wundersame Weise zurück und gewinnt gegen Frankfurt sein erstes Heimspiel nach einem halben Jahr. Hat das mit der unorthodoxen Vorbereitung von Huub Stevens zu tun?
Doch es brauchte die Hinausstellung des Ex-Dortmunders Leonardo Bittencourt, damit die Schwarz-Gelben spielerisch in die Spur fanden. "Wir hatten wunderschöne Momente und weniger schöne Momente: Am Ende überwiegt die Erleichterung", bilanzierte der BVB-Trainer. "Bei uns war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Die drei Punkte tun uns gut", stellte Routinier Sebastian Kehl heraus: "Dass wir bis dato noch nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen sind, konnte man sehen."
Gleichwohl hat einer wie Aubameyang wieder Höheres im Sinn: "Es sind nur noch wenige Punkte bis auf Platz sechs. Jetzt sollte der Blick nach oben Richtung Europa League gehen. Wir sollten optimistisch bleiben." Eine Empfehlung an seinen direkten Vorgesetzten?