BVB-Sieg gegen Freiburg:Schludrig, aber gewieft

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Mit einem traumhaften Sonntagsschuss sorgte Sebastian Kehl (Mitte) in der 58. Minute für den Siegtreffer. (Foto: AFP)

Der SC Freiburg gewinnt die Zweikämpfe und erobert den Ball - trotzdem gewinnt am Ende Borussia Dortmund mit 1:0. Die Freiburger trudeln weiter in die Abstiegszone - und ärgern sich über eine umstrittene Entscheidung des Schiedsrichters.

Von Saskia Aleythe

Schnappatmung gehört nicht mehr zu den gängigen Reaktionen in Dortmund, zu oft hat es in der laufenden Saison schon die bitteren Nachrichten von Langzeitverletzten gegeben. Und doch: Er habe mit allem gerechnet, sagte Trainer Jürgen Klopp, als er die Botschaft empfangen hatte: Robert Lewandowski war mit lädiertem Knie von der polnischen Nationalmannschaft heimgekehrt, Verdacht auf Verletzung am Kreuzband. "Robbie geht's gut, keine größere Geschichte", gab Klopp vor der Partie gegen Freiburg bekannt, "er hat eine leichte Dehnung, aber das Knie ist stabil". Und doch: Der torhungrige Stürmer fiel aus für die Partie im Breisgau und Klopp musste nun schnell einen Ersatz finden.

Der BVB wurde so durch einen Testlauf mit dem überrascht, was die Mannschaft ohnehin ab Sommer erwartet: Die Suche nach einem adäquaten Nachfolger für den nach München abwandernden Lewandowski. Die Namen Schieber und Aubameyang spielen in seiner Überlegung eine Rolle, sagte Klopp. In Freiburg schickte er zunächst Schieber in die Spitze. Ohne Lewandowski und auch ohne Marco Reus, der kurzfristig wegen muskulärer Probleme passen mussten, kam die Klopp-Elf zu einem 1:0 (0:0).

Wärmende 15 Grad sorgten für große Lauffreude in beiden Mannschaften, die einen temporeichen Start auf den Rasen legten und sich gegenseitig recht früh und knackig attackierten. Heraus kamen 34 Minuten ohne wirkliche Aufregung im anvisierten Strafraum, selbst Nuri Sahins direkter Freistoß landete sicher und behütet in den Armen von Torwart Oliver Baumann (6.). Zu sehen waren etliche Mann-gegen-Mann-Duelle, eines davon endete mit einer gelben Karte für Gelson Fernandes, der Sahin zu beherzt mit gestrecktem Bein entgegen gerutscht war (24.), ein anderes mit der insgesamt fünften gelben Karte für Henrikh Mkhitaryan (33.), der damit in der nächsten Partie aussetzen muss.

Es schien schon, als hätten sich Dortmund und Freiburg ein anderes Spiel ausgedacht, bei dem am Ende der Müdeste verliert, da wurde es im Strafraum der Gäste zum ersten Mal etwas brenzliger.

Philipp Zulechner durfte im Sechzehner den Kopf an den Ball bringen, unbedrängt und in aussichtsreicher Position, doch das Leder hüpfte unkontrolliert weiter (34.). Mats Hummels hatte da genug vom schnöden Müdelaufen-Spielchen und schickte Pierre-Emerick Aubameyang in die Spitze, doch auch ihm versprang der Ball ohne Aussicht auf einen Treffer (40.).

Für den Pausen-Gesprächsstoff sorgte dann Sokratis: In der 43. Minute rauschte er als letzter Mann Zulechner entgegen, der aus etwa 25 Metern alleine Richtung Tor huschte. Der Freiburger sprang vor dem Dortmunder Bein ab, fiel danach um, Sokratis lamentierte, der Schiedsrichter zeigte Gelb - eine glimpfliche Bestrafung für den Griechen.

Aus der Kabine kam dann Schieber mit seinem ersten Abschluss in der Partie: Nach eher glücklichem Zuspiel von Marcel Schmelzer zwirbelte er von der linken Seite aufs Tor, doch der Ball flog seitlich vorbei (49.). Lange halten konnte der BVB den Ball in diesem Spiel nicht, immer wieder war ein kampfeslustiger Freiburger zur Stelle, der mal mit mehr, mal mit weniger Chuzpe die Balleroberung feiern konnte. Was dem tapferen Gastgeber allerdings fehlte: die Torgefahr. So hatten auch die zaghafteren Verteidigungsversuche des BVB und das insgesamt eher schludrige Passspiel keine weitreichenden Konsequenzen.

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Stattdessen blitzte dann doch mal diese Gewieftheit auf, die dem BVB innewohnt. So fasste sich Sebastian Kehl in der 58. Minute ein Herz und zog aus 25 Metern einfach mal ab. Der Ball flog in einer astreinen Bogenlampe über Baumann hinweg ins Netz - 1:0 für den BVB.

Für Julian Schieber war nach 74. Minuten Schluss, mit mehr als neun gelaufenen Kilometern konnte er sich als fleißiger Arbeiter feiern lassen, von Bedrohlichkeit im Strafraum war allerdings wenig zu vernehmen. Jonas Hofmann lief für ihn aufs Feld und kam in der 86. Minute noch zu einem Torschuss: Ein vertändelter Ball von Aubameyang kullerte ihm entgegen, Gefährliches wurde daraus nicht mehr.

So konnte am Ende der BVB doch dieses geheime Spielchen im Müdelaufen gewinnen: Während die Dortmunder die letzten Minuten noch auf den gegnerischen Strafraum zulaufen konnten, waren die Freiburger mürbe. Doch so richtig torgefährlich war für Dortmund trotz zahlenmäßiger Überlegenheit niemand mehr. Die Suche nach einem Lewandowski-Nachfolger wird in noch einige Testläufe brauchen.

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