BVB am Tabellenende:"Dann mache ich den Weg frei"

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Angeknockt: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz werden Fragen laut, ob Jürgen Klopp wirklich der beste Trainer für Borussia Dortmund ist. Für Aufregung sorgt auch ein angeblicher Geheimpakt mit dem FC Bayern bezüglich Marco Reus.

Von Saskia Aleythe

Nun also auch Eintracht Frankfurt. Jürgen Klopp kennt das mittlerweile, sich in den Bäuchen der Fußballstadien zur Lage seiner Mannschaft äußern zu müssen, das war in Frankfurt nichts Neues. Als Trainer des Tabellenletzten vorm Mikrofon zu sitzen, das war allerdings schon neues. "Wir wollten heute unsere Situation dramatisch zum Positiven verändern", erklärte Klopp nach dem 0:2, "das ist uns nicht gelungen, ganz im Gegenteil."

Die Mütze saß, die Durchhalteparole auch, wie all die Wochenenden zuvor, also sagte Klopp: "Nichtsdestotrotz werden wir weiter machen". Doch wie lange macht Dortmund noch mit Jürgen Klopp weiter?

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Borussia Dortmund ist auf dem letzten Tabellenplatz angekommen. Eigentlich ein deutliches Signal für einen notwendigen Kurswechsel. Zeitgleich führt die Mannschaft ihre Champions-League-Gruppe an. Sollte der BVB an Klopp festhalten oder eine Entscheidung treffen?

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"Mitten im Abstiegskampf angekommen" sei der Verein laut Sportdirektor Michael Zorc. Die Lage beschönigen, das funktioniert nicht mehr. "In den letzten Wochen hat man immer noch nach dem Abstand nach oben geschaut. Damit ist jetzt endgültig Schluss." Auch die gute Laune der eigenen Anhängerschaft hat Tabellenplatz 18 dahingerafft, in den düsteren Herbsttagen zischen statt geduldiger Aufmunterungsrufe schon mal knackige Pfiffe durchs Stadion. "Es war klar, dass das passieren würde", wusste Klopp, "wir machen es den Fans nicht leicht."

Acht Niederlagen hat der BVB in der aktuellen Bundesliga-Saison nun schon kassiert, in den vergangenen vier Jahren hatte es das nicht mal in der gesamten Spielzeit gegeben. Sich mit dem FC Bayern um die Meisterschale zu rangeln, das war eigentlich der Plan der Dortmunder gewesen - stattdessen steuert der Champions-League-Teilnehmer unmittelbar auf den Abgrund zu. Und er nimmt dabei an Fahrt auf.

An den Treueschwüren für den Trainer ändert das alles: rein gar nichts. "Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Jürgen da rauskommen", versicherte Zorc, und zwar zu "100 Prozent". An dem Mann, der den Verein zu zwei Meisterschaften, dem Gewinn des DFB-Pokals und ins Champions-League-Finale geführt hat, wird in Dortmund in diesen Tagen nicht gerüttelt.

Auch Klopp selbst denkt nicht an einen Abschied vom Verein: "Ich sehe mich hier in der Verantwortung. Solange keiner kommt, der sagt, wir haben einen, der es besser macht, kann ich ja gar nicht gehen." Das gute Verhältnis zu Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wirkt wie Klebstoff. Er gäbe sicher keine Tendenzen, dass da jemand seinen Weggang plane, meinte Klopp. Im Weg stehen werde er aber nicht. "Doch wenn es nur am Glück hängt und ein Trainerwechsel das Glück zurückbringt, dann soll mich jemand anrufen und mir eine Garantie geben. Dann mache ich den Weg frei. Aber so leicht ist es nicht."

Im Gegensatz zu manch anderem kriselnden Verein ist die Stimmung im Team pro Klopp. Einen Rücktritt des Trainers könne er sich nicht vorstellen, meinte etwa Mats Hummels gegenüber der Bild am Sonntag: "Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, dass er so fühlen könnte - weil auch keiner in der Mannschaft so fühlt."

Doch natürlich nagt der Absturz auch an den Fußballern. "Die Situation ist brutal schwierig", sagte Sven Bender bei Sky, "jeder hat in der Kabine einen Moment gebraucht, um darüber nachzudenken." Auch Sebastian Kehl reagierte frustriert: "Wir haben unter der Woche viel gesprochen und probiert. Wenn am Wochenende keine Punkte herauskommen, ist das bitter."

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Der BVB-Verteidiger liefert bei der Niederlage gegen Frankfurt die Szene des Spiels. Klaas-Jan Huntelaar besiegt den Stürmer-Frust mit drei Treffern. Und die Berliner lassen sich tatsächlich vom altbekannten Arjen-Robben-Trick übertölpeln. Die Elf des 13. Spieltags.

Gerüchte um Marco Reus

Marco Reus konnte beim Geschehen am Sonntag wegen seiner Sprunggelenksverletzung nur zuschauen, und doch geisterten wieder Geschichten über ihn durch die Öffentlichkeit. Der Spiegel berichtete von einem Treffen zwischen Watzke und FC-Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, das bei einem Uefa-Termin im Dezember 2013 stattgefunden haben soll.

Dabei wäre angeblich ein Pakt geschlossen worden: Die Dortmunder hätten den Münchner zugesichert, Robert Lewandowski nicht nach Real Madrid zu transferieren, sondern im Sommer an die Isar. Dafür sollte der FC Bayern die Finger von einer Reus-Offerte lassen. Dass Rummenigge in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlich Interesse an dem 25-Jährigen bekundet hatte, wäre demnach ein Vorgehen entgegen der Abmachung gewesen.

Am Montag meldete sich dann auch der Berater von Reus zu Wort: Er dementierte jeglichen Kontakt zu den Münchnern. "Es gibt kein Thema Marco Reus und Bayern München, und es gibt auch keine Gespräche", sagte Dirk Hebel dem Kicker. Mittlerweile ist ein Reus-Weggang zum FC Bayern gar nicht mehr das größte Problem von Borussia. Viel schlimmer sind die 17 anderen Vereine, die besser dastehen.

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