Bundestrainer Löw vor dem Italien-Spiel:"Wir brauchen Bastian Schweinsteiger"

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Spielt Reus? Stürmt Klose? Viel lässt sich Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz des DFB in Danzig nicht entlocken. In Sachen Bastian Schweinsteiger gibt der Bundestrainer jedoch Entwarnung: Auch im Halbfinale setzt Löw auf den Bayern-Profi. Weil Schweinsteiger als "emotionaler Leader" unverzichtbar ist.

Carsten Eberts

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) kann die Dramaturgie seiner Pressekonferenzen bei dieser Fußball-EM sehr gut steuern, nämlich durch die Nominierung der Antwortgeber. Am Montag wurden Mesut Özil und Andreas Köpke aufs Podium beordert: Özil ist einer der Spieler im Kader, der keinesfalls eine Degradierung auf die Ersatzbank fürchten muss. Und Köpke ist, nun ja, der Torwarttrainer. Von den Sitzen riss diese Ansetzung niemanden.

Joachim Löw (rechts) setzt auf Bastian Schweinsteiger. (Foto: dpa)

An diesem Dienstag sah die Sache anders aus. Zur Mittagsstunde nahm Bundestrainer Joachim Löw Platz, der natürlich qua Amt einen anderen Stellenwert als Köpke hat. Zuvor hatte bereits Miroslav Klose auf dem Podium gesessen, der einzige Italien-Profi im deutschen Team und auch einer der Akteure, die zwischen Startelf und Ersatzbank schwanken. Kurzum: Zwei Akteure, die durchaus einiges zu sagen haben.

Löw begann mit einem kleinen Scherz - und nahm somit etwas Brisanz aus der Maulwurf-Affäre, die ihn vor dem Viertelfinale gegen England so geärgert hatte. Ob er sich schon Gedanken über die Aufstellung für das Italien-Spiel gemacht habe, wurde Löw von Pressesprecher Harald Stenger gefragt. Der Bundestrainer antwortete: "Die kommen am Donnerstagnachmittag um 14.12 Uhr, die vielen Gedanken." Es wurde gelacht, denn jeder wusste: Zu dieser Zeit am Spieltag gegen Griechenland war die Aufstellung längst durchgesickert.

Natürlich macht sich Löw trotzdem Gedanken über seine Aufstellung gegen Italien. Kehrt er zu seiner vermeintlich ersten Elf mit Lukas Podolski und Thomas Müller zurück? Oder darf Marco Reus von Beginn an ran? Und ist Bastian Schweinsteiger wirklich in der körperlichen Verfassung, um ein EM-Halbfinale zu bestreiten? Und wer spielt im Sturm?

Viel ließ sich Löw nicht entlocken. "Griechenland soll nicht der alleinige Maßstab sein für unser Spiel. Italien ist eine ganz andere Hausnummer", sagte der Coach: "Ich glaube, dass wir noch mal einen draufsetzen müssen, um das Spiel zu gewinnen."

Zumindest in Bezug auf Schweinsteiger verkündete er jedoch eine Tendenz: "Bastian hat sich gegen Griechenland ein paar Fehlabspiele geleistet. Aber er ist sehr selbstkritisch. Er wird diese Fehler nicht noch einmal machen." Und verkündete: "Wir brauchen Bastian Schweinsteiger. Er ist ein emotionaler Leader, dazu ein Spieler, der immer mitdenkt. Schweinsteiger ist wichtig für uns auf dem Platz."

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Dann kam Löw ziemlich bald auf Italien zu sprechen. Die Botschaft, die er senden wollte: Im DFB-Team herrscht Respekt - jedoch keine Angst. "Wir alle haben festgestellt, dass Italien eine ganz andere Mannschaft hat als 2010. Da gab es eine enorme Weiterentwicklung", lobte Löw zunächst. Er betonte jedoch: "Wir wissen, wo sie ihre Schwierigkeiten haben."

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Von einer Revanche gegen Italien wegen des verlorenen EM-Halbfinals 2006 wollte Löw nicht sprechen. "Im Fußball gibt es eine Revanche nicht. Wir können die Niederlage von 2006 nicht wiedergutmachen. Die Vergangenheit spielt für uns überhaupt keine Rolle."

Vor einem Spieler zeigt Löw dann doch Respekt: Es ist Andrea Pirlo. "Wir haben festgestellt, dass Pirlo eine Renaissance erlebt", erklärte Löw: "Er ist ein hervorragender Fußballer, ein genialer Stratege, der sehr viele Bälle hat, die er dorthin spielen kann, wo es dem Gegner weh tut." Wiederum erklärte Löw: "Das müssen wir verhindern. Wir kennen seine Spielweise."

Zuvor hatte Italien-Legionär Miroslav Klose ein wenig Auskunft über seine Erwartungen an das Halbfinale gegeben. Auch bei ihm stellt sich die Frage, ob er erneut den Vorzug gegenüber seinem Sturmkontrahenten Gomez erhält. Klose sagte: "Ich gehe davon aus und bereite mich so vor, dass ich spielen werde."

Klose glaubt, dass die deutsche Offensive die italienische Defensive jederzeit knacken kann. Die Azzurri haben bei dieser EM bereits mit einer Viererkette agiert, jedoch auch mit einer Dreierkette, mit einem altmodischen Libero dahinter. "Wir sind auf beide Formationen vorbereitet und müssen abwarten, wie sie spielen", sagte Klose. Fügte jedoch an: "Ich denke nicht, dass sie uns überraschen können."

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