Bundesliga: VfL Wolfsburg:Alle Macht für Hoeneß

Lesezeit: 3 min

Beim VfL Wolfsburg hat künftig der einstige Hertha-Manager Dieter Hoeneß das Sagen - der degradierte Trainer Armin Veh ist einverstanden.

Claudio Catuogno

Offiziell ist Armin Veh, 48, der Trainer, Geschäftsführer und Manager des VfL Wolfsburg, seit Samstag im Urlaub. Das weiß die Öffentlichkeit auch deshalb so genau, weil er kürzlich auf die Frage, was er so vorhabe im Anschluss an das Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt, antwortete: "Dann bin ich weg." Ein harmloser Satz, arglos dahingesprochen, wie es Vehs Art ist.

Dieter Hoeneß wird neuer Manager beim VfL Wolfsburg. (Foto: Foto: dpa)

Diesen Montag allerdings stellte die aufgeregte Fußballbranche dem Satz einfach eine neue Frage voran: Was, wenn wirklich der ehemalige Hertha-Manager Dieter Hoeneß, 56, in Kürze als neuer starker Mann vorgestellt wird beim deutschen Meister? Als Geschäftsführer anstelle des Geschäftsführers Veh wenn man so will, oder zumindest: als Primus inter pares in der sportlichen Leitung des Klubs? Passt dieser Satz dann auch auf die neue Sachlage? Ist Veh dann "weg", weil er die Installierung einer zusätzlichen Führungsfigur als persönliche Entmachtung empfinden muss, wie er das in seinen jüngsten Stellungnahmen angedeutet hat ("dann hätte ich die Hose unten")?

In diesem Fall hätte der VfL Wolfsburg mit Zitronen gehandelt. Dann hätte der Klub zwar einen zusätzlichen Manager, müsste sich aber einen neuen Trainer suchen, obwohl der Aufsichtsrats-Vorsitzende Francisco Garcia Sanz eine vorzeitige Trennung gerade erst ausgeschlossen hatte mit dem Satz, man werde mit Armin Veh in die Rückrunde gehen. Doch zu diesem Trennungs-Szenario wird es nicht kommen, selbst wenn es nach SZ-Informationen keinen Zweifel daran gibt, dass der VfL die Personalie Hoeneß in Kürze bestätigen wird.

Wie schon in Berlin soll Dieter Hoeneß auch in Wolfsburg baldmöglichst "Sprecher" oder "Vorsitzender" der Geschäftsführung werden. Was man dann schon so deuten kann, dass Veh nun einen "Aufpasser" zur Seite gestellt bekommt, wie es am Montag unterschiedliche Quellen interpretierten.

Intern hat der angeblich urlaubende Armin Veh jedoch offenbar schon seine Zustimmung gegeben zu dieser Lösung, unter anderem nach einem ausführlichen Vier-Augen-Gespräch mit Hoeneß. Dass Veh wütend hinwirft, sobald der Klub die Personalie offiziell bekannt gibt, ist daher nicht zu erwarten. Eher wird er versuchen, als klug und notwendig darzustellen, wogegen er sich in seinen Statements der letzten Wochen noch zu sträuben schien.

Der Zeitpunkt, weniger die Personalie an sich ist es, durch die sich Veh in Bedrängnis gebracht sieht. Gegenüber dem Klubeigner VW hatte sich der Trainer schon vor Monaten für zusätzlichen Fußball-Sachverstand ausgesprochen. Und für Entlastung. Die noch auf seinen Vorgänger Felix Magath zugeschnittene Alleinherrschaft als Trainermanagergeschäftsführer ist demnach nicht nur VW auf Dauer zu riskant geworden, sondern auch Armin Veh zu mühsam. Während Magath sich nach den Trainingseinheiten in Wolfsburg oft noch bis Mitternacht mit Anzug und Krawatte in sein Chefbüro im Obergeschoss der Geschäftsstelle zurückzog, sitzt Veh am liebsten in seinem Trainerzimmer in den Katakomben. Und bis Mitternacht kann er schon deshalb nicht bleiben, weil er noch mit dem Hund raus muss.

Geschäftsführer Marbach geht wohl

Allerdings hätte Armin Veh die strukturelle Neuausrichtung des Meisters lieber aus einer Position der Stärke heraus bekannt gegeben. Davon ist er im Moment allerdings weit entfernt: Nach dem Scheitern in Champions League und DFB-Pokal ist der Klub in der Liga jetzt auch schon fünf Partien hintereinander ohne Sieg. Unter anderem Vehs Personalpolitik im Sommer, als er Spieler wie Ziani und Kahlenberg verpflichtete, wird für die Stagnation bei den Niedersachsen verantwortlich gemacht. Hinzu kommt, dass Leistungsträger wie Grafite, Edin Dzeko, Andrea Barzagli oder Marcel Schäfer die Form aus der Meistersaison nicht konservieren konnten.

Offiziell wollten auf Anfrage weder Dieter Hoeneß noch der VfL Wolfsburg eine Einigung bestätigen. Hoeneß teilte lediglich mit, er führe Gespräche über seine berufliche Zukunft mit verschiedenen Interessenten und er freue sich auf neue Herausforderungen. Vom VfL wiederum war ein Detail zu erfahren, das erklärt, wie man Hoeneß zu installieren gedenkt, ohne Veh nachhaltig schwächen zu müssen: Der bisherige VfL-Geschäftsführer Jürgen Marbach soll um die Auflösung seines Vertrages gebeten haben. Hoeneß käme demnach nicht zusätzlich, sondern würde Marbach ersetzen. Veh könnte weiterhin einer von drei VfL-Geschäftsführern bleiben. Eine vergleichsweise gesichtswahrende Rochade.

Noch im November hatte Marbach Spekulationen um den ehemaligen Hertha-Manager, der in Berlin im Sommer im Streit ausgeschieden war, wütend dementiert ("alles Quatsch"). Allerdings ist beim VfL Wolfsburg der mächtige, vorwiegend mit viel beschäftigten VW-Managern besetzte Aufsichtsrat für strategische Entscheidungen zuständig. Dass Hoeneß' autoritärer Führungsstil in Berlin über Jahre umstritten war - so sehr ins Detail dürften die VW-Leute gar nicht gegangen sein. Ihre Gleichung lautet sinngemäß seit Jahren: großer Name = großer Klub.

Im Video: Dieter Hoeneß zu den Wölfen, ein Spiel Pause für Boateng und Marcell Jansen rechtzeitig fit. Der sueddeutsche.de Sport-Newsflash

Weitere Videos finden Sie hier

© sueddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesliga: Elf des Spieltags
:Die Schneemeister

Bayer "Vizekusen" übt sich in den bayerischen Disziplinen Sticheln und Stüppeln, Berlin freut sich über einen "Tor-Storch", und Louis van Gaal hat in München neue Lieblinge.

Die Elf des Spieltags

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: