Bundesliga, 32. Spieltag:Zeit der Abstinenz

Fußball-Oberexperte Udo Lattek erinnert an eine Alkohol-Verdunstungsstunde, Mohamed Zidans Verletzung an einen Zapfenstreich, und in Hannover herrscht Ernüchterung. Die Bundesliga-Vorschau

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1. FC Nürnberg - Borussia Dortmund, Samstag 15.30 UhrEigentlich sollte die Abstiegsakte aus Nürnberger Sicht längst geschlossen sein, doch irgendwie schaffte es der Club, seine soliden Rückrundenleistungen in den vergangenen zwei Spielen komplett vergessen zu lassen. Dem 0:2 gegen Wolfsburg folgte beim 1:2 gegen den direkten Konkurrenten Freiburg die laut Trainer Dieter Hecking "schlechteste Vorstellung" unter seiner Regie - damit befinden sich die Franken drei Spiele vor Schluss nun doch wieder in akuter Gefahr.Da wiegt der Ausfall von Kapitän Andreas Wolf (Daumenbruch) gegen Dortmund doppelt schwer, denn knallharte Defensivkönner seines Kalibers sind im Kellerkampf so brauchbar wie Kohldampf am Gratisbuffet. Ersetzt wird der Nürnberger Abwehrchef durch den Norweger Håvard Nordtveit. Bei der Borussia gab es wohl selten zuvor eine Akte, die derart geschlossen schien, wie zuletzt das Spiel gegen Hoffenheim. Dass es am Ende nur 1:1 stand und obendrein auch noch Stürmer Mohammed Zidan (im Bild) einen Kreuzbandriss erlitt, war wohl mindestens so ernüchternd wie ein vorzeitiger Zapfenstreich am heutigen Tag des Bieres.Foto: ddp

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Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München, Samstag, 15:30 UhrVor der Partie des FC Bayern gegen Hannover fürchteten die Experten, die Mannschaft würde sich nur auf das Halbfinal-Hinspiel der Champions League konzentrieren. Ergebnis: 7:0. Vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen Olympique Lyon fürchteten die Experten, die Elf von Louis van Gaal (im Bild) würde schon ans Endspiel in Madrid denken. Ergebnis: 1:0. Nun fürchten die Experten, der FC Bayern würde schon ans Rückspiel in Lyon denken - und deshalb müssen die Münchner eigentlich nichts befürchten. Van Gaal schaffte es in den mühsamen Wochen, den Fokus der Mannschaft tatsächlich auf die bevorstehende Partie zu richten - und deshalb sagte er nach dem Erfolg gegen Hannover auch provokant: "Hatten wir schon Lyon im Sinn? Ich bin ja gespannt, was Sie schreiben werden."Die Münchner werden jedoch nicht auf einen Sparringspartner treffen, auch wenn Gladbach von allen Abstiegsängsten befreit scheint. "Wenn man im eigenen Stadion gegen die Bayern spielt, dann ist es egal, worum und wofür man spielt. Allein die Möglichkeit, die Bayern vielleicht schlagen zu können, ist Grund und Motivation genug, 120 Prozent zu geben", sagte der Gladbacher Abwehrmann Tobias Levels.Einer der warnenden Experten ist übrigens Udo Lattek, der einst bei beiden Vereinen Trainer war - und gegen den anderen Klub jeweils hoch verlor. 0:5 verlor der FC Bayern mit Trainer Lattek im Jahr 1974 in Gladbach. Allerdings hatten die Münchner nur einen Tag zuvor das Wiederholungsspiel im Finale des Europapokal der Landesmeister gegen Atletico Madrid gewonnen. "Das war heute unsere Alkohol-Verdunstungsstunde", sagte Lattek. Als Trainer von Gladbach unterlag er 1979 dann einmal 1:7 gegen den FC Bayern.Foto: getty

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Hertha BSC Berlin - FC Schalke 04, Samstag 15.30 UhrSchalkes Chefschleifer Felix Magath (im Bild) scheint kurz vor Saisonende noch mal einen neuen Trainingsdrill gefunden zu haben: Unter der Woche war Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange zwei Tage zu Gast in Gelsenkirchen. "Es ist immer gut, sich von Kollegen eine andere Meinung einzuholen und sich über Trainingsinhalte auszutauschen", sagte Magath zur Zuammenarbeit mit dem 47-jährigen Schwimm-Experten.Ob Magath befürchtet, dass seinen Fitnessfußballern am Ende die Luft ausgeht im Titelkampf? "Wir haben Schwimmen als unsere neue Disziplin entdeckt", scherzte der Coach des Tabellenzweiten, der aber vor dem Auswärtsspiel in Berlin am Samstag keine Übungseinheit von Lange leiten lassen will. "Mir ist das Risiko zu hoch, dass mein Kollege überzieht", meinte Magath mit einem Schmunzeln. Gegen die heimzahmen Berliner (ein Sieg zu Hause) könnte es aber sogar mit Muskelkater reichen.Foto: getty

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Bayer Leverkusen - Hannover 96, Samstag 15.30 UhrDas vergisst man nicht so schnell. Das steckt im Kopf. Das steckt in den Knochen. So ein 0:7. Eine ernüchternde Begegnung war das vergangene Woche in München für Hannover 96. Jetzt ist man auf Wiedergutmachung aus. Das ist auch dringend nötig für den abstiegsbedrohten Klub. "Wir werden alles dafür tun, die Schmach in ein anderes Bild zu setzen und etwas mitzunehmen", kündigte Trainer Mirko Slomka an. Doch der Tabellen-17. muss im drittletzten Saisonspiel auf seine besten Offensivkräfte verzichten. Der Brasilianer Elson und die beiden ivorischen Stürmer Arouna Koné und Didier Ya Konan sind verletzt. Ihr Landsmann Constant Djakpa ist gesperrtDoch auch der Gegner aus Leverkusen, der nach zuletzt nur einem Sieg aus neuen Spielen sogar noch den Champions-League-Platz verspielen könnte, kämpft mit Verletzungspech. Die betreffen vor allem Torhüter René Adler, der sich mit einem Rippenbruch herumplagt. Trainer Jupp Heynckes überraschte, als er den Ersatz für Adler präsentierte: Nicht Benedikt Fernandez, sondern der erst 19-jährige Fabian Giefer (im Bild) wird das Tor hüten. "Ich habe mich mit der Entscheidung schwergetan. Giefer ist ein junger Torhüter und hat in der Rückrunden-Vorbereitung im Wintercup hervorragend gehalten", sagte Heynckes. Giefer, der seinen bislang einzigen Bundesliga-Einsatz im vergangenen Oktober beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt absolvierte, ist ein Leverkusener Eigengewächs. Kontrahent Fernandez (25) bestritt bislang sechs Bundesliga-Begegnungen.Foto: imago

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Werder Bremen - 1. FC Köln, Samstag 18.30 Uhr Köln ist genau die richtige Mannschaft für einen wie Claudio Pizarro. Köln, das ist eine Mannschaft, die sich durchaus mal gehen lässt und - haste nicht gesehen - zwei, drei, vier Tore kassiert hat. Und drei, vier Tore müssen es ja nicht einmal sein, zwei reichen Claudio Pizarro vollkommen aus, um zumindest sein persönliches Saisonziel zu erreichen - den Spitzenplatz im Ranking der erfolgreichsten ausländischen Bundesliga-Angreifer. Noch hält den Giovane Elber (133 Treffer), doch Pizarro liegt nur noch ein Törchen zurück.Ganz nebenbei hätten zwei Treffer des Peruaners gegen Köln wohl auch zur Konsequenz, dass nicht nur Pizarro selbst, sondern ganz Werder Bremen dem Saisonziel näher rückt. Nach einer sehenswerten Aufholjagd in den vergangenen Wochen (sieben Spiele, sechs Siege) ist die Elf von Thomas Schaaf auf Platz drei geklettert - jener Position, die zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt.Die Kölner wiederum müssen nach den 2:0-Siegen gegen Hoffenheim und Bochum nicht mehr um den Klassenerhalt fürchten und können sich ganz und gar den persönlichen Saisonzielen widmen. Lukas Podolski zum Beispiel sollte sich so engagieren, dass ihm in den verbleibenden drei Saisonspielen noch das eine oder andere Tor gelingt, ansonsten dürfte er mit einem wenig ruhmreichen Rekord zur WM nach Südafrika fahren: als derjenige Nationalspieler, der mit den meisten schlechten Spielen einen Platz in der DFB-Stammelf hat.Foto: ddp

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TSG Hoffenheim - Hamburger SV, Sonntag 15.30 UhrEs gibt als Fußballprofi und Profitrainer derzeit bessere Arbeitsplätze als 1899 Hoffenheim. Die einst für ihren flotten Flügelfußball gelobte Mannschaft hat in den vergangenen sieben Spielen nur zwei Tore geschossen, was zu gerade einmal drei Punkten reichte. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ist sich trotz der Misere sicher, dass es nicht am Trainer liegt und plant weiter mit Ralf Rangnick (im Bild). "Er ist noch der Richtige, weil ich der Meinung bin, dass wir es schaffen werden, wieder eine ähnliche Konstellation herzustellen, wie sie einmal war", sagte Hopp diese Woche.Von solchen Solidaritätsbekundung seitens der Vereinsspitze kann der Hamburger Übungsleiter Bruno Labbadia nur träumen. Seit einiger Zeit lahmt sein Angriff so bedenklich wie jener von Hoffenheim, in der Bundesliga ist die nominell stark bestückte Mannschaft nach der 0:1-Niederlage gegen Mainz auf Platz sieben abgerutscht. Am Mittwoch wurde das angebliche Interesse vom AC Mailand an Dennis Aogo bekannt, und am Donnerstag folgte ein eher ernüchterndes 0:0 gegen den FC Fulham im Halbfinal-Hinspiel der Europa League, die bislang als Seelenbalsam und Kitt für das zerrüttete Verhältnis zwischen Labbadia und Rest-Hamburg diente. So betrachtet ist ein Trainerposten in Hoffenheim schon fast wieder beneidenswert.Foto: Getty

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SC Freiburg - VfL Wolfsburg, Sonntag 17.30 UhrErstmals seit langem gab es vom deutschen Meister diese Woche wieder etwas Interessantes zu melden: Der VfL Wolfsburg ist sich angeblich mit Wunschtrainer Gérard Houllier über ein Engagement ab der kommenden Saison einig. Nach Informationen des kicker soll die Verpflichtung des 62 Jahre alten Franzosen spätestens in der kommenden Woche offiziell verkündet werden. Ob an der Seite Houlliers auch dessen ehemaliger Liverpooler Schützling Markus Babbel als Ko-Trainer nach Wolfsburg wechselt, ist dagegen weiter offen.Klar ist jedenfalls, dass Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner damit nur noch drei Bundesliga-Spiele als Verantwortlicher an der Seitenlinie verbringen darf. Unter seiner Regie fabrizierten die Wolfsburger in den vergangenen acht Spielen eine Formkurve mit einem Zickzack-Verlauf wie ein Seismograph bei einem mittelschweren Erdbeben. Da sich die Wolfsburger ihre spielerischen Talfahrten jedoch in der Europa League genehmigten, haben sie als Tabellenachter immerhin noch eine kleine Chance auf eine weitere Saison im internationalen Geschäft. Freiburg wiederum hat trotz acht Punkten aus den vergangenen fünf Spielen den Klassenverbleib noch lange nicht sicher und wird im Hinterkopf behalten: Die vergangenen vier Auswärtspartien hat der VfL Wolfsburg in der Bundesliga vor allem dank eines erstarkten Edin Dzeko (sechs Tore in den vergangenen vier Ligaspielen, im Bild) mit einer Torbilanz von 9:0 alle gewonnen.Foto: dpa

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