Schalke gegen Dortmund:Der BVB erobert Gelsenkirchen

Bundesliga - Schalke 04 v Borussia Dortmund

Thomas Delaney (vorne) gelang der Dortmunder Führungstreffer.

(Foto: REUTERS)

Von Carsten Scheele

All die Spiele zwischen Schalkern und Dortmundern, die noch kommen, müssen sich an jenem wirbelsturmhaften 4:4 aus dem November 2017 messen lassen, als die Gesetzmäßigkeiten jeder normalen Fußballpartie mit Füßen getreten wurden. 4:4 nach 4:0, das letzte Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit - verglichen damit war das Aufeinandertreffen der Pottklubs an diesem Samstagnachmittag eine Enttäuschung: Diesmal fielen keine acht Tore, sondern nur drei. Diesmal kam auch kein später Naldo angerauscht.

Eine Enttäuschung war es vor allem für Schalke, das 1:2 (0:1) im eigenen Stadion verlor und in der Tabelle immer weiter abrutscht. Es war natürlich keine Enttäuschung für den BVB, dem der knappe Sieg an diesem Tag absolut genügte, um ungeschlagener Tabellenführer zu bleiben. Thomas Delaney (7.) hatte die frühe Führung besorgt, nach dem Ausgleich durch Daniel Caligiuri (61., Elfmeter) war Jadon Sancho der gefeierte Dortmunder Siegtorschütze (74.).

Für den BVB war es der erste Sieg auf Schalke seit 2013. "Es ist schon geil", sagte Delaney bei Sky: "Ein hartes Spiel, nicht so schön, aber mit viel Intensität." Schalkes Caligiuri klagte: "Nach dem 1:1 waren wir am Drücker, aber dass Dortmund gut kontern kann, haben sie bewiesen."

Sané lässt Delaney laufen und schimpft

Die Voraussetzungen waren aber auch ganz anders als vor fast genau einem Jahr. Die Dortmunder rückten nicht als flatterhaftes Peter-Bosz-Team an, sondern als echte Spitzenmannschaft, merklich stabilisiert vom neuen Trainer Lucien Favre. Die Schalker dieser Spielzeit haben ebenso wenig mit den Schalkern der vergangenen Runde gemein: Obwohl der Trainer geblieben ist, Domenico Tedesco, sind die Abstiegsplätze gerade näher als die Europapokalränge.

Beim BVB begann Paco Alcácer als Startstürmer, der zuletzt oft nur eingewechselt wurde, weil die Luft nicht für 90 Minuten reichte, was ihn trotzdem nicht davon abhielt, bislang zehn Saisontore zu erzielen (neun davon als Joker). Beim frühen Führungstreffer des BVB verzichteten seine Mitspieler aber auf die Mithilfe des Spaniers: Freistoßflanke von Marco Reus, Kopfball Delaney, das 1:0 für Dortmund (7.). Schalke schaute zu, insbesondere Abwehrspieler Salif Sané, der zwar mit den Mitspielern schimpfte, aber selbst ausdrücklich aufs Verteidigen verzichtet hatte.

Kurz darauf forderte ganz Gelsenkirchen Elfmeter, weil Axel Witsel der Ball an den Arm gesprungen war, bekam ihn aber nicht, obwohl Schiedsrichter Daniel Siebert sogar bei den Assistenten in Köln nachfragte. Die Derby-Stimmung schwoll an; dazu trug auch Lukasz Piszczek bei, der Schalkes Amine Harit umsenste und früh Gelb sah (13.).

Es blieb für längere Zeit die einzige Dortmunder Unbeherrschtheit, denn der BVB kontrollierte ziemlich locker die Partie. Alcácer verzog von der Strafraumgrenze und vergab das mögliche 2:0, seine fabelhafte Quote - zuletzt ein Treffer alle 28 Minute - litt an diesem Nachmittag. Bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute traf er gar nicht.

Schalke spielte ohne gelernten Stürmer

Stattdessen kam Guido Burgstaller nach einem Eckball plötzlich am Fünfmeterraum frei zum Schuss, BVB-Torwart Roman Bürki parierte stark. Der Treffer hätte aber wohl auch nicht gezählt, weil Witsel zuvor von Sané in Hulk-Hogan-Manier zu Boden getackelt wurde (28.). Der Belgier musste behandelt werden, konnte sein Mitwirken aber fortsetzen. Im Gegensatz zu Burgstaller, der wenig später umknickte, für ihn kam zur allseitigen Überraschung Linksverteidiger Hamza Mendyl, was bedeutete, dass Schalke nun ohne gelernten Stürmer agierte. Dortmund verteidigte die Parte sauber in die Halbzeit.

Der BVB drängte auch nach der Pause nicht etwa auf ein mögliches zweites oder drittes Tor - es wirkte, als wollte Dortmund ein euphorisiertes Vollgas-Spektakel wie beim 4:4 vor Jahresfrist ganz bewusst vermeiden. Das rächte sich, denn beim zweiten Videobeweis des Tages hatte Schalke dann Glück. Reus war im Strafraum auf dem Fuß von Harit gelandet, Siebert betrachtete ausgiebig die Fernsehbilder und entschied auf Elfmeter - Caligiuri verwandelte sicher (61.).

Kurzzeitig wurde es daraufhin hitzig, Dortmunds Hakimi sah für einen Schubser Gelb. Doch der BVB besann sich und versuchte es wieder mit spielerischen Lösungen - es ging auch eigentlich ziemlich einfach. Ein Konter, Doppelpass zwischen Sancho und Raphael Guerreiro, Sancho lief noch ein paar Schritte und vollendete überlegt zur neuerlichen Führung (74.). Es folgten glückliche Schalker Minuten: Erst verhinderte Keeper Ralf Fährmann gegen Reus einen weiteren Treffer (79.), dann traf Guerreiro auch noch den Pfosten (85.). Als Dortmund ernst machte in dieser Partie, war Schalke chancenlos.

Es war kein 4:4 diesmal. Nur ein schönes 2:1. Dortmund freute sich trotzdem.

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