Bundesliga: Schalke 04:Tausend Dank an Manuel Neuer

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Dem FC Schalke 04 reicht eine mäßige Leistung, um den FC Bayern 2:0 zu besiegen. Erst hält Nationaltorwart Manuel Neuer unmögliche Bälle - dann trifft Schalke vorne eiskalt.

Carsten Eberts

Wenn Manuel Neuer in die Arena auf Schalke einläuft, erregt das stets ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit. Neuer ist schließlich ein aparter junger Mann, Mannschaftskapitän, dazu Nationaltorhüter. An diesem Samstagabend waren noch ein paar Augen mehr auf ihn gerichtet: die der Bosse des FC Bayern nämlich. Als "Bewerbungsspiel für Neuer" wurde die Partie zwischen Schalke und dem FC Bayern vorab angekündigt. Neuer erwies sich als hervorragender Kandidat.

Bester Schalker, mit weitem Abstand: Torhüter Manuel Neuer. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das befreiende 2:0 des FC Schalke 04 gegen Bayern München war eine irrwitzige Geschichte. Die Bayern erspielten sich in der ersten Hälfte allerbeste Möglichkeiten - Schalke machte in der zweiten Hälfte die Tore. Gewinnt Dortmund am Sonntag in Nürnberg, hat die Borussia 17 Punkte Vorsprung auf den Rekordmeister.

Magath hatte nach der Lautern-Blamage trotz Kälte ohne Handschuhe trainieren lassen - und personell aufgeräumt. Das zeigte sich in der Startelf: Der degradierte Jermaine Jones fehlte natürlich, auch Jefferson Farfan, der grippegeschwächt nicht trainieren konnte. Bayern-Trainer Louis van Gaal brachte seinen Kapitän Mark van Bommel erstmals wieder von Beginn an. Anatolij Timoschtschuk rückte dafür neben Breno in die Innenverteidigung.

Wie würde Schalke nach dieser turbulenten Woche auftreten? Besser als beim 0:5 gegen den FCK, soviel sei vorweg genommen. Gleich in der ersten Abwehraktion gegen Mario Gomez zeigte Benedikt Höwedes Körpereinsatz, er behauptete den Ball, kämpfte. Das hatte es vor einer Woche in Kaiserslautern nicht gegeben. Das Publikum schrie nicht, ätzte nicht, pfiff nicht: Es applaudierte.

Auch Neuers Bewerbungsspiel nahm langsam an Fahrt auf. Gegen den konternden Mario Gomez wäre er nach 31 Minuten noch chancenlos gewesen, dann sammelte er jedoch fleißig Pluspunkte. In der 33. Minute schlenzte Toni Kroos sehenswert aus 20 Metern - Neuer konnte den Ball auf seinem Weg in den Winkel gerade noch ablenken.

Kurz darauf fischte er Gomez den Ball vom Fuß, dann rettete der Schalker Kapitän in Klassemanier gegen den einschussbereiten Kroos. Schweinsteiger traf noch das Lattenkreuz. Dass der FC Bayern in dieser Phase nicht in Führung ging, verstand wohl keiner so recht.

FC Bayern: Einzelkritik
:Stur, unterkühlt, wirkungslos

Ein Franzose, der plötzlich auf stur schaltet. Ein Kapitän, der sich mit krachenden Fouls zurückmeldet. Und eine Mannschaft, die erst tolle Chancen vergibt, in der zweiten Halbzeit dann kollektiv abtaucht. Die Einzelkritik mit Vote.

Philipp Kreutzer, Gelsenkirchen

Zur Halbzeit hatte der Rekordmeister beeindruckende 12:4 Torschüsse gesammelt - einzig Neuer stemmte sich erfolgreich dagegen. Franz Beckenbauer sagte in der Halbzeitpause, er halte Neuer durchaus für den besten Torhüter der Welt. Dazu setzte er sein mildes Kaiserlächeln auf. Irgendwie vielsagend.

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Dass direkt nach der Pause aus dem Nichts das 1:0 für Schalke fallen sollte, war natürlich an Ironie kaum zu überbieten. Zum einen, weil Schalke zu diesem Zeitpunkt alle Offensivbemühungen eigentlich eingestellt hatte. Zum anderen, weil es natürlich Manuel Neuer war, der den Angriff eingeleitet hatte: Weiter Abwurf auf Raúl, der einen Haken schlug, glücklich auf Jurado ablegte - der vollendete via Innenpfosten.

Benedikt Höwedes, der Kampfstarke, stellte das Spiel dann endgültig auf den Kopf. Mit selbigem traf er zunächst aus kurzer Distanz den Pfosten, Bayern-Keeper Jörg Butt schaute konsterniert zu, Höwedes vollstreckte den Nachschuss selbst.

Das Spiel war damit durch. Schalke gewann urplötzlich an Sicherheit, die Bayern schafften es nicht mal, sich aufzubäumen. Torhüter Neuer, dem nach dem Spiel der tausendfache Dank seiner Teamkollegen gebührte, machte sich eine ruhige Schlussviertelstunde, bevor er noch einmal überragend gegen Gomez parierte.

Natürlich wollte Neuer nichts davon wissen, an diesem Abend entscheidender Schalker gewesen zu seun. "Die Mannschaft hat gewonnen, nicht ich", sagte Neuer generös. Sein Trainer Felix Magath resümierte euphorisch: "Die Bayern haben in der ersten Halbzeit ein Klassespiel gemacht, da haben wir Glück gehabt. Wir haben uns erst schwergetan, dann aber ins Spiel gekämpft und verdient gewonnen."

Seinen Torhüter erwähnte Magath nicht gesondert. Warum auch: Jeder hatte gesehen, dass neuer seinen Leistungsnachweis an diesem Abend in beeindruckender Manier erbracht hatte. Natürlich auch die Bayern-Bosse.

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