RB Leipzig:"Vom schlau Labern werden wir nicht Meister"

Lesezeit: 2 min

Hätte Lust, um die Meisterschaft zu spielen: RB-Trainer Julian Nagelsmann. (Foto: imago images/Nordphoto)

Vor der Visite bei der TSG Hoffenheim übt sich Leipzigs Trainer Nagelsmann verbal als Meister der kontrollierten Offensive - und lobt einen möglichen Zugang deutlich.

Von Javier Cáceres, Berlin

Als 33-Jähriger ist Julian Nagelsmann im sog. Christenalter. Doch als Prophet, so viel steht fest, sieht er sich deshalb nicht. Und so war es dem Trainer von RB Leipzig ein Leichtes, am Dienstag die Fragen nach dem (weiteren) Verlauf des Titelkampfes abzuwehren.

"Das kann ich nicht vorhersagen, weil: Ich bin nicht der, für den Weihnachten gefeiert wird. Ich bin nur ein Trainer", sagte Nagelsmann am Vorabend der Partie seiner Mannschaft an seiner alten Wirkungsstätte, dem Sinsheimer Stadion der TSG Hoffenheim (20.30 Uhr). Ein paar Gewissheiten gibt es allerdings doch, und sie erlauben sogar ein paar schon jetzt unwiderlegbare Vorhersagen zu treffen.

BVB-Sieg in Bremen
:Terzic entfacht das Feuer

Bei seinem Debüt sucht der Dortmunder Cheftrainer lautstark und vehement den Einfluss auf seine Spieler - auch taktisch ändert er einiges.

Von Thomas Hürner

Zum Beispiel: Tabellenführer Leverkusen ist nur einen Punkt entfernt; der FC Bayern steht lediglich wegen des besseren Torverhältnisses vor Leipzig auf Rang zwei der Tabelle, und weil der Fünfte, Borussia Dortmund, aktuell fünf Punkte zurückliegt, wissen die Leipziger schon jetzt, dass sie am Ende des 12. Spieltages auf einem Champions-League-Platz stehen werden. Und natürlich gibt es auch diese Gewissheit: "Vom schlau Labern werden wir nicht Meister", sagte Nagelsmann, mit vergleichsweise grimmigem Unterton.

Dass Nagelsmann beim Blick auf den Horizont vergleichsweise irritiert reagiert, liegt unter anderem in den Erfahrungen der vergangenen Saison begründet. "Wir waren im letzten Jahr am Ende der Hinrunde ja auch relativ weit oben und haben am Ende trotzdem nichts mit dem Titelkampf zu tun gehabt", rief Nagelsmann in Erinnerung. Vor einem Jahr war Leipzig sog. Herbstmeister geworden, der Vorsprung auf die Mitbewerber aber ging nach der Corona-Pause rasch verloren. Diesmal sind die Unwägbarkeiten anders strukturiert: "Keiner weiß genau, wie alle Mannschaften damit umgehen, dass es wenig Winterpause gibt und dann in der zweiten Hälfte der Saison viele Englische Wochen stattfinden", sagte er. Was wiederum erklärt, dass er auch vergleichsweise verstimmt wirkte, als er auf seinen Ex-Klub FC Augsburg zu sprechen kam. Denn der FCA, bei dem Nagelsmann einst mal Jugendtrainer war, kam dem Wunsch Leipzigs nicht nach, das Pokalspiel vom 22. Dezember in den Januar zu verlegen. Der Grund: eine drohende Überlastung im Januar.

Nagelsmann: "Augsburg wird merken, dass wir bereit sind"

Nagelsmann nannte das einerseits "schon nachvollziehbar". Andererseits betonte er erstens, dass die Leipziger Argumente das gleiche Adjektiv verdienen, und zweitens, dass der Kader der Augsburger nicht kleiner sei als der Personalbestand der Leipziger. "Ich hätte mir ein paar Tage länger zur Regeneration gewünscht. Unabhängig davon sind wir bereit, das Spiel zu spielen. Augsburg wird merken, dass wir bereit sind."

Dürfte im neuen Jahr weiter auf der großen Bühne auftreten: Dominik Szoboszlai (Bildmitte), zuletzt in der Champions League noch für Salzburg gegen Atlético Madrid aktiv, wird Österreich im Winter verlassen. Aber wohin? Nach Leipzig? (Foto: JOE KLAMAR/AFP)

Damit ist auch klar: Augsburg wird nicht schon im Pokal Bekanntschaft mit dem ungarischen Feinfuß Dominik Szoboszlai machen, der kurz vor einem Wechsel von Salzburg nach Leipzig steht. Fix ist der Transfer nicht, gleichwohl fand sich Nagelsmann zu ein paar lobenden Bemerkungen über die 20-jährige Offensivkraft bereit. Szoboszlai sei "ein talentierter Spieler mit einer sehr guten Torgefahr aus dem Mittelfeld, sehr guten Standardsituationen, sehr guten athletischen Voraussetzungen und einer guten Kombination aus Speed und Ausdauer", sagte Nagelsmann.

Sein Fokus gilt aber vorerst nur den Spielern, die nach Hoffenheim fahren und danach Köln empfangen, ehe sie nach der Pokalvisite in Augsburg ein paar freie Weihnachtstage und auch in Maßen kalorienreiche Kost genießen dürfen. "Sie dürfen schon mal ein Plätzchen essen. Aber es ist ratsam, nicht 14 Liter Cola zu trinken oder 21 Packungen Haribo Picobello - oder wie die Dinger heißen - zu essen." Denn um das maximal mögliche Ziel - die Meisterschaft - anzuvisieren, bedarf es einer athletischen Figur. "Bock" darauf, bis zum Ende um den Titel zu spielen, hätten sie alle, betonte Nagelsmann: "Die Spieler, der Trainer und der Klub glaube ich auch."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusOliver Glasner im Interview
:"Für Euphorie brauchst du etwas Außergewöhnliches"

Der VfL Wolfsburg fährt unbesiegt zum FC Bayern. Trainer Oliver Glasner spricht über seine Spielidee, die Reibereien mit Manager Schmadtke und seine persönliche Erfahrung mit Kopfverletzungen im Fußball.

Interview von Felix Haselsteiner und Thomas Hürner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: