Bundesliga:Kruses Hattrick befreit Werder Bremen

Lesezeit: 4 min

Max Kruse lässt sich für seine drei Tore gegen Hannover 96 von den Bremer Fans feiern. (Foto: imago/Nordphoto)
  • Werder Bremen gelingt gegen Hannover 96 der erste Sieg dieser Saison.
  • Der FC Schalke 04 gewinnt 2:0 (1:0) gegen den Hamburger SV und erobert den zweiten Platz in der Tabelle.
  • Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen und hier geht es zur Tabelle.

Werder Trainer Florian Kohfeldt wusste, bei wem er sich besonders bedanken musste. Max Kruse durfte nach seinem Hattrick beim 4:0 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 schon kurz vor dem Abpfiff die Ovationen der fast 40 000 Werder-Fans genießen. Der zunächst für sechs Spiele engagierte Coach nahm den Hauptdarsteller kurz vor dem Schlusspfiff vom Platz und ermöglichte ihm so den Sonderapplaus.

Die Symbolfigur des ersten Siegs unter Kohfeldt war Kruse, der drei Tore (55., 59., 78. Minute) selber schoss und den Treffer von Fin Bartels (39.) vorbereitete. So kam Werder am Sonntagabend beim ersten Sieg seit 204 Tagen zu genauso viel Toren wie in elf Spielen zuvor und rückte in der Fußball-Bundesliga auf den Relegationrang 16 vor.

Kohfeldt strahlte und war nach dem großen Abend einfach nur "sehr glücklich". Beim kollektiven Lob vergaß der 35-Jährige keinen seiner Spieler. "Es war ein verdienter Sieg für uns. Das passte heute insgesamt sehr gut", bilanzierte Kohfeldt. "Und Max ist ein absolut wichtiger Spieler für uns, nicht nur wegen seiner Tore."

Der Held des Abends blieb bescheiden. "Die Mannschaftsleistung hat heute gestimmt. Alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir heute umgesetzt", sagte Kruse. "Er ist einfach ein feiner Fußballer", lobte 96-Manager Horst Heldt den dreifachen Torschützen: "Er ist schon außergewöhnlich, nicht nur wegen der Tore." Die vielen Ausfälle seines Teams wollte er als Erklärung nicht gelten lassen und meinte: "Vielleicht ist es besser, eine richtige Klatsche zu kriegen."

Hannover mit schwacher Leistung

Die Bremer spielten vor 41 500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion engagiert und mutig nach vorn und zeigten sich deutlich offensiver als unter Nouri. Ein Plus an Torchancen und Treffern war Ausdruck dieses Übergewichts. Die Bremer spielten keinesfalls wie ein Abstiegskandidat und überzeugten wie schon in der ersten Halbzeit gegen Frankfurt (1:2) - bei Kohfeldts erstem Einsatz an der Linie. "Es macht wieder Spaß, hier Fußball zu schauen", lobte der Stadionsprecher schon in der Pause und kritisierte damit indirekt Nouri.

Der stark in die Saison gestartete Aufsteiger bot hingegen eine seiner schwächsten Leistungen. Die durch die Ausfälle von mehreren Stammspielern geschwächten Hannoveraner kamen kaum zu Offensivaktionen und hatten auch in der Defensive Mühe. Für den fehlenden Torwart Philipp Tschauner stand Michael Esser zwischen den Pfosten. Er hatte deutlich mehr zu tun als sein Gegenüber Jiri Pavlenka. Der aus Darmstadt gekommene Esser, der zuvor nur ein Pokalspiel für 96 absolviert hatte, erwies sich als sicherer Rückhalt; angesichts der Fehler seiner Mitspieler konnte er einem aber leidtun.

Nachdem Esser die ersten Chancen der Bremer noch mit starken Reflexen verhindert hatte, war der Schlenzer von Bartels nach einem herrlichen Pass von Kruse nicht halten. Vorausgegangen war ein Fehler von Hannovers Pirmin Schwegler, den Bartels zu einem Konter nutzte. Während die Bremer sich einige Tormöglichkeiten erarbeiteten, hatten Hannovers Stürmer kaum Chancen. Der Ex-Bremer Martin Harnik und Jonathas erhielten wenig verwertbare Zuspiele. Das umstrukturierte 96-Mittelfeld, konnte nur ganz selten den Ball gefährlich auf die Angreifer spielen.

FC Bayern und Sandro Wagner
:"Es hängt vieles an der Ablöse"

Der FC Bayern und die TSG Hoffenheim pokern um den Preis für Sandro Wagner. Wenn er im Winter geht, würde Julian Nagelsmann seinen dritten Leistungsträger nach München verlieren.

Von Tobias Schächter

Die erste Torchance hatte Hannover erst direkt nach dem Wiederanpfiff, aber Pavlenka parierte hervorragend gegen den frei vor ihm auftauchenden Harnik - die Tore fielen auf der anderen Seite: Der überragende Kruse verwandelte zunächst einen Pass von Philipp Bargfrede, der einen Fehler von Sebastian Maier zu einem Konter nutzte. Und schon vier Minuten später schlenzte der zu Beginn der Saison verletzte Angreifer den Ball nach Bartels-Pass schön am chancenlosen Esser vorbei ins Netz.

Der FC Schalke 04 hat seine Erfolgsserie fortgesetzt und erstmals seit fünf Jahren wieder den zweiten Platz der Bundesliga erobert. Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco gewann am Sonntag ihr Heimspiel gegen den Hamburger SV mit 2:0 (1:0) und ist nun sogar ersten Verfolger von Bayern München. Zugleich holten sich die Königsblauen eine Menge Selbstvertrauen für das richtungsweisende Revierderby am Samstag in Dortmund.

Vor 62 271 Fans in der ausverkauften Arena schossen Franco Di Santo (17. Minute/Foulelfmeter) und Guido Burgstaller (78.) mit seinem vierten Saisontreffer die seit sechs Spielen ungeschlagenen Königsblauen auf den zweiten Rang, den sie zuletzt im November 2012 unter Trainer Huub Stevens belegten.

Dank der um einen Treffer besseren Tordifferenz zog Schalke an RB Leipzig vorbei und fährt mit einem Drei-Punkte-Vorsprung auf den schwächelnden Revierrivalen nach Dortmund. "Im Derby ist man nie Favorit", warnte der erneut starke Schalker Max Meyer nach dem 2:0. "Das ist ein toller Moment, den genießen wir, aber eben auch nur eine Momentaufnahme . Denn wir wissen, dass es hinter uns sehr eng zugeht", meinte der defensive Mittelfeldspieler.

SZ.de-App
:Die wichtigsten Sport-News - direkt auf Ihrem Smartphone

Neu in der SZ.de-App: Analysen und Ergebnisse im Fußball und bei wichtigen Sportereignissen direkt als Push-Mitteilung auf Ihrem Smartphone.

"Wir hatten die Chancen, durch mich und Aaron (Hunt) - aber wir machen das Tor nicht", beklagte HSV-Abwehrspieler Dennis Diekmeier. "Aber wir wissen, was wir können. Und wenn jeder für jeden da ist, dann bin ich optimistisch, dass wir gegen Hoffenheim drei Punkte holen."

Tedesco vertraute derselben Mannschaft wie vor zwei Wochen beim 1:0-Sieg in Freiburg. Der unter einer Stressreaktion im Unterschenkel leidende Nationalspieler Leon Goretzka fehlte erneut im Kader und könnte im Derby am nächsten Samstag bei Borussia Dortmund sein Comeback feiern. "Ich bin positiv gestimmt, dass es in der nächsten Woche wieder klappt", sagte der 22-Jährige vor dem Spiel.

Schalke von Beginn an gefährlich

Beim HSV, dem zuletzt vor sechs Jahren ein Sieg Schalke gelang, gab es nach dem 3:1-Erfolg gegen Stuttgart einen Wechsel. Für den verletzten Schweden Albin Ekdal rückte nach verbüßter Rotsperre Gideon Jung wieder in die Startelf.

Nach einer Gedenkminute für den am Samstag im Alter von 77 Jahren gestorbenen früheren Spieler und Trainer Friedel Rausch übernahm Schalke gegen die Hanseaten gleich die Initiative. Und sofort wurde es gefährlich. Nach einer Flanke des agilen Jewgeni Konopljanka verfehlte ein Kopfball des jungen US-Nationalspielers Weston McKennie (4.) nur knapp das Ziel. Wie die Gastgeber bemühten sich die Norddeutschen um schnelles Umschaltspiel, kamen aber gegen die zweitbeste Defensive der Liga kaum zu Gelegenheiten.

Als Jung den Ukrainer Konopljanka im Strafraum umrempelte, benötigte Schiedsrichter Robert Hartmann nicht einmal den Video-Assistenten. Di Santo, der in der Liga letztmals im März 2016 getroffen hatte, ließ sich die Chance zum frühen 1:0 nicht entgehen. Es war schon der fünfte Elfmeter in dieser Saison für die Schalker, die alle fünf verwandelten - Ligarekord. Zur Halbzeit musste der Torschütze wegen muskulärer Probleme in der Kabine bleiben und wurde durch Breel Embolo ersetzt.

Der Revierclub kontrollierte weitgehend das Geschehen, verpasste jedoch eine höhere Führung. Ein abgefälschter Konopljanka-Schuss (25.) rauschte knapp über das Tor von HSV-Keeper Christian Mathenia. Die bis dahin beste Ausgleichschance verpasste Gotoku Sakai (34.). HSV-Shootingstar Jann-Fiete Arp war ein Unruheherd, blieb aber im Abschluss glücklos.

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: