"Der Wahnsinn liegt auf dem Platz", so heißt die Biographie, die der emeritierte Torhüter Jens Lehmann vor über einem Jahr auf den Markt geworfen hat. Zuvor hatte Lehmann die Veröffentlichung extra ein Weilchen hinausgezögert, er hoffte heimlich auf ein finales Kapitel, das von Lehmann, dem Nationaltorwart bei der WM 2010, handeln sollte.
So weit kam es aber nicht, beim DFB vertrauten sie sehr zurecht Manuel Neuer - nun ist aber nicht mehr ausgeschlossen, dass die nächste Auflage doch noch ein neues Abschlusskapitel enthält. Überschrift: "Wie ich auf Schalkes Neuers Nachfolger wurde".
"Die Idee existiert, und sie ist konkret", bestätigte ein Insider am Freitag. Wie berichtet ( SZ vom 1.6.), planen die Schalker ihre neue Nummer eins, den 22-jährigen Ralf Fährmann, mit einer starken Nummer zwei abzusichern. Der ablösefreie Fährmann hatte den Vorzug vor dem Lauterer Kevin Trapp erhalten, dem (zu) teuren Wunschkandidaten des Trainers Ralf Rangnick.
Den Schalker Klubverantwortlichen erscheint es zu riskant, mit dem Duo Fährmann/Schober in die neue Saison zu gehen, weshalb Manager Horst Heldt seit kurzem die Spur Lehmann verfolgt, den er einst nach Stuttgart geholt hatte. Lehmann, inzwischen 41, trainiert seit März wieder beim FC Arsenal, als Stand-by-Keeper hat er ein Premiere-League-Spiel absolviert.
Ob der Überraschungscoup realisiert werden kann, ist offen. Fährmann hat sein Einverständnis signalisiert, er würde Lehmann als Back-up (aber nur als Back-up) akzeptieren, und die Schalker würden sich gewiss ein paar kreative Modelle einfallen lassen, um die Back-up-Rolle des ehrgeizigen Alten attraktiv zu gestalten.
Sie könnten ihm die Pokalspiele überlassen oder ihn mit einem interessanten Anschlussvertrag im Klub ausstatten. Allerdings scheint fraglich, ob die Schalker sich den Promi leisten wollen: Lehmann ist auch als Back-up nicht günstig, und derzeit, so hört man, lägen die Parteien "finanziell noch weit auseinander". Es wäre ja in der Tat kurios, bei der neuen Nummer eins auf Ablösefreiheit zu achten, um dann bei der Nummer zwei die Luxuslösung zu wählen.
Sollte die Idee am Ende zu spektakulär sein, um wahr zu werden, ginge die Suche nach einem Routinier im Tor weiter. Eine Zusammenarbeit Rangnick/Timo Hildebrand oder Rangnick/Frank Rost ist nach früheren Dissonanzen kaum vorstellbar. Gerüchte gibt es um Namen wie Heinz Müller, Jürgen Macho und andere, die eher kein Kapitel in Lehmanns Buch abbekommen.