Bundesliga:Irreguläre Tore lassen Stuttgart und Hannover jubeln

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Leon Andreasen feiert mit seinen Teamkollegen - Kölns Keeper Timo Horn ist fassungslos. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der VfB Stuttgart gewinnt sein erstes Saison-Heimspiel. Torschütze Daniel Didavi stand beim 1:0 gegen den FC Ingolstadt allerdings im Abseits.
  • Hannover 96 gewinnt 1:0 in Köln. Das Tor erzielt Leon Andreasen mit dem Arm.
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Gelb-Rot für Stuttgarts Dié

Daniel Didavi hat die schlechte Heimserie des VfB Stuttgart beendet. Der Spielmacher traf aus Abseitsposition (59. Minute) zum glücklichen 1:0 (0:0) gegen den FC Ingolstadt nach zuvor vier Pleiten vor eigenem Publikum. Für den Neuling war es am Sonntag die erste Niederlage auf gegnerischem Platz. Der zuletzt äußerst fehlerhafte Torhüter Przemyslaw Tyton trug mit einem gehaltenen Elfmeter gegen Mathew Leckie (4.) entscheidend zu dem befreienden Erfolg des bisherigen Tabellenletzten bei. Stuttgarts Geoffrey Serey Dié (86.) sah wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot.

"Wir müssen uns nicht schämen für den Sieg. Großes Lob an die Mannschaft, ich bin froh, dass wir mit dem Dreier alle erstmal durchatmen können", sagte Zorniger nach dem glücklichen 1:0 (0:0).

Vor 45 700 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena hatte Didavi bei seinem entscheidenden Tor klar im Abseits gestanden. Nach einer flachen Hereingabe von Florian Klein war der Mittelfeldspieler frei vor Ingolstadts Keeper Ramazan Özcan aufgetaucht und gab dem Ball mit seinen Stollen den entscheidenden Dreh.

VfB-Keeper Tyton hält Elfmeter

In einem schwachen Spiel hatte Martin Harnik nach nicht mal 180 Sekunden für einen der wenigen Aufreger gesorgt. Bei einem extrem unglücklichen Abwehrversuch im eigenen Strafraum traf der Stürmer anstatt des Balls die Beine von Ingolstadts Benjamin Hübner, der sofort zu Boden ging. Den von Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) zurecht gegebenen Elfmeter setzte Leckie allerdings flach in die Mitte des Tores, so dass Tyton ohne große Mühe mit dem Fuß abwehren konnte.

Ausgerechnet Tyton. Vor zwei Wochen war der Keeper nach dem 2:2 in Hoffenheim noch von einigen Fans ausgepfiffen worden, in der Vergangenheit hatte der Pole bereits zwei Elfmeter verursacht. Gegen den Aufsteiger präsentierte sich der Zugang dagegen in stark verbesserter Form und bewahrte sein Team nicht nur in der Anfangsphase vor dem drohenden Rückstand. "Das tut ihm sicher gut, das tut der ganzen Mannschaft gut", sagte der verletzte VfB-Kapitän Christian Gentner in der Halbzeitpause bei Sky.

Der Rest der VfB-Abwehr startete extrem verunsichert in die Partie. Die mit 19 Gegentreffern weiter mit Abstand schwächste Defensive der Liga agierte ohne Struktur und lud den kampfstarken Aufsteiger immer wieder zu Kontern ein. Nach einer schönen Flanke von Pascal Groß (17.) kam Stefan Lex, der für Moritz Hartmann in die Startelf gerückt war, im Strafraum frei zum Kopfball - scheiterte aber am stark reagierenden Tyton.

Zorniger hatte genau der Mannschaft vertraut, die in Hoffenheim zuletzt einen Punkt geholt hatte. Auch der vom Coach in Hoffenheim für seinen Küsschen-Jubel noch stark kritisierte Timo Werner spielte von Beginn an und vergab in der Anfangsviertelstunde erneut eine Großchance. Nach starkem Pass von Geoffrey Serey Dié (14.) scheiterte er an Özcan. Kurz vor der Pause lenkte Özcan einen Fernschuss von Daniel Didavi (45.+1) mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Nach dem Seitenwechsel drohte das Niveau der Partie zunächst weiter abzuflachen. Erst der Fehler des Schiedsrichtergespanns mit dem anschließenden Treffer durch Didavi schien beide Teams zu beleben. Nur drei Minuten später hatte Groß den Ausgleich auf dem Fuß. Nach feiner Kopfball-Vorlage vom eingewechselten Hartmann lenkte Tyton den Volleyschuss des Ingolstädters mit einem erneuten Reflex aber über das Tor.

Stöger winkt mit seiner Brille

Durch einen irregulären Treffer hat Hannover 96 in der Fußball-Bundesliga den zweiten Sieg in Serie geschafft. Die Niedersachsen gewannen am Sonntag 1:0 (1:0) beim 1. FC Köln und verließen mit nunmehr acht Punkten die Abstiegszone.

Leon Andreasen sorgte in der 38. Minute für den Erfolg, schob den Ball dabei aus kurzer Distanz allerdings mit dem Arm über die Torlinie. Schiedsrichter Bastian Dankert und seine Assistenten hatten dies im Gegensatz zu den meisten der 48 700 Zuschauer nicht gesehen. Kölns Trainer Peter Stöger hielt demonstrativ seine Brille in Richtung Spielfeld - ganz so, als wolle er sie Dankert anbieten.

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"Es ist - schönen Gruß an den DFB - ärgerlich, dass wir heute Handball-Schiedsrichter hier hatten und das Spiel durch einen Kempa-Trick entschieden wird", sagte Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke bei Sky, gab aber auch zu: "Wir haben das Spiel nicht ausschließlich wegen der Schiedsrichter verloren." Kölns Torhüter Timo Horn konnte es kaum fassen: "Ich habe mit einem klaren Pfiff des Schiedsrichters gerechnet. Ein irreguläres Tor hat uns um einen Punkt gebracht. Da gibt es keine zwei Meinungen."

Andreasen gab nach Ansicht der TV-Bilder zu: "Das war ein klares Handspiel. Ich hatte nur gespürt, dass mich etwas am Arm trifft, aber es ging alles sehr schnell." "Das war ein glücklicher Sieg, keine Frage. Aber wir müssen uns nicht entschuldigen und nehmen die drei Punkte gerne mit", befand Hannovers Trainer Michael Frontzeck.

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Von Martin Schneider, Bremen

FC-Trainer Stöger hatte der zuletzt mit 3:0 beim FC Schalke 04 siegreichen Elf vertraut. Für Kevin Vogt und Simon Zoller, dem zweitbesten Torschützen im Team, blieb erst mal nur der Platz auf der Bank. Auch die Gäste, die beim 1:0 gegen Werder Bremen den ersten Saisonsieg schafften, traten in unveränderter Formation an, mussten aber bereits nach einer Viertelstunde den verletzten Kenan Karaman ersetzen. Für ihn kam Felix Klaus in die Partie.

Wie erwartet standen die 96-er recht tief und agierten sehr abwartend. So kam der FC zu ersten guten Möglichkeiten. In der 13. Minute verpasste der Ex-Hannoveraner Leonardo Bittencourt nach einem Angriff über die linke Seite nur knapp. Eine Minute später vergab Stürmer Anthony Modeste, der den Ball im Fallen über das Tor schaufelte. Vor allem der auffällige Bittencourt war gegen seinen ehemaligen Club besonders motiviert und initiierte viele Angriffe über die linke Seite. Modeste verpasste in der 25. Minute nach Vorarbeit des trickreichen Flügelspielers das Tor knapp. Hannover fand kaum Gelegenheit, sich vom Druck zu befreien. Bei einem sehenswerten 20-Meter-Schuss von Marcel Risse bewahrte Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler sein Team mit einer gelungenen Parade vor einem Rückstand. Noch vor der Pause mussten die Kölner dann den irregulären Treffer zum 0:1 hinnehmen.

Erste Heimniederlage seit Dezember 2014

Mit Zoller und Milos Jojic brachte Stöger zwei frische Offensivspieler, die neuen Schwung auch über die Außenpositionen brachten. Modeste hatte in der 65. Minute mit einem Kopfball die Ausgleichschance, doch Zieler war erneut zur Stelle wie auch kurz darauf bei einem Freistoß von Jojic. Die größte Gelegenheit vergab der eingewechselte Philipp Hosiner, der völlig frei stehend vor Torhüter Zieler scheiterte (76.). Somit rettete Hannovers Keeper seinem Team den wertvollen Sieg.

Nach sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien steht Hannover nun auf Rang 14. Die Kölner verpassten es durch die erste Heimniederlage, sich näher an Rang drei heranzuschieben und haben weiterhin 14 Zähler. Im eigenen Stadion waren die Kölner nach dem 1:2 am 6. Dezember 2014 gegen den FC Augsburg in 14 Spielen ungeschlagen geblieben.

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