Hertha BSC:Der Veränderer geht

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Carsten Schmidt: Abschied von Hertha BSC (Foto: Matthias Koch /Imago)

"Ausschließlich unauflösbare private Gründe": Hertha-Geschäftsführer Carsten Schmidt tritt überraschend zurück - das trifft den Klub auch deshalb hart, weil er ein gutes Verhältnis zu Investor Lars Windhorst unterhielt.

Von Javier Cáceres, Berlin

Carsten Schmidt ist nach nicht einmal einem Jahr als Vorsitzender der Geschäftsführung von Hertha BSC aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Diese Nachricht verbreitete der Fußball-Bundesligist am Dienstag in einer Pressemitteilung. "Es sind ausschließlich unauflösbare private Gründe aufgrund von Krankheit in meinem direkten familiären Umfeld, die mich zu diesem Schritt veranlassten", wurde Schmidt in dem Kommuniqué zitiert. Der Vertrag sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Hertha-Präsident Werner Gegenbauer erklärte, man habe der Bitte "nach vertrauensvollen Gesprächen schweren Herzens entsprochen". Gegenbauer und Schmidt kündigten an, sich am Mittwoch in einer Pressekonferenz näher äußern zu wollen.

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Schmidt, 58, war im Dezember 2020 als CEO der Hertha vorgestellt worden. Er hatte sich zuvor vor allem als Manager des deutschen Bezahlsenders Sky in der Branche einen Namen gemacht. Schmidt war nicht von ungefähr als Kandidat für die Nachfolge von Christian Seifert als Chef der Deutschen Fußball-Liga DFL im Gespräch. Er blieb jedoch bei der Hertha, wo er nicht nur das operative Geschäft leitete, sondern auch diverse Strukturreformen anstieß. Unter anderem das nach dem volkstümlichen Namen der Berliner Siegessäule benannte "Projekt Goldelse".

Der Abschied Schmidts trifft die Hertha nicht nur in organisatorischer Hinsicht ins Mark

Schmidt hatte davon gesprochen, mit der Hertha perspektivisch "die größte Aufholjagd, die der deutsche Fußball je gesehen hat", starten zu wollen. Zu den einschneidendsten Veränderungen in Schmidts Amtszeit gehörte die Ablösung des Vorgängers von Fredi Bobic als Sport-Geschäftsführer, Michael Preetz. Er hatte zusammen mit Präsident Gegenbauer die Geschicke der Hertha länger als ein Jahrzehnt bestimmt. Die Aufgaben Schmidts sollen von Manager Fredi Bobic und dessen Geschäftsführer-Kollege Ingo Schiller übernommen werden.

Der Abschied Schmidts trifft die Hertha nicht nur in organisatorischer Hinsicht ins Mark. Schmidt unterhielt auch ein gutes Verhältnis zu Investor Lars Windhorst, der eine Reihe von alteingesessenen Kräften bei der Hertha mehr als nur skeptisch beäugt.

Windhorst war im Sommer 2019 bei der Hertha eingestiegen. Über seine Investmentgesellschaft Tennor hat er insgesamt 374 Millionen Euro in die Hertha gepumpt. Nicht nur das Verhältnis zu den traditionellen Hertha-Machthabern gilt als verbesserungsfähig; die sportlichen Resultate sind es auch. Seit dem Einstieg des ehrgeizigen Investors war die Hertha noch stets in den Abstiegskampf verstrickt. Zurzeit stehen die Berliner auf dem 14. Tabellenplatz - mit nur sechs Punkten aus sieben Spielen, sieben Plätze und sechs Zähler hinter dem Lokalrivalen Union.

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