Die Geschichte über Gerald Asamoah im aktuellen Reviersport steht hinten im Kleingedruckten auf Seite 30, Rubrik: "NRW-Liga". Auf seine Anhänger muss das beunruhigend wirken. Immerhin hatte das Fachblatt für den Ruhrpott-Fußball den Bericht auf der Titelseite angekündigt: ""Sensation! Asa fängt bei Thon in Hüls an."
Einer der liebsten Schalker: Gerald Asamoah ist in Gelsenkirchen nach wie vor gerne gesehen.
(Foto: Bongarts/Getty Images)Ein wenig Etikettenschwindel haben die Zeitungsmacher allerdings betrieben, denn es ist keineswegs so weit gekommen, dass sich der ehemalige Nationalspieler und amtliche Kabinendiscjockey der WM 2006 auf die demnächst anstehenden Punktspiel-Treffen in der fünften Liga mit TuS Erndtebrück oder Westfalia Rhynern vorbereitet. Vorerst hat sich der 32 Jahre alte Stürmer lediglich dem Training der ersten Mannschaft des VfB Hüls angeschlossen, das seit April vorigen Jahres sein früherer Teamkollege Olaf Thon leitet.
Am 25. Juni, einen Tag vor Schalkes Start in die Saisonvorbereitung, hatte Asamoah den bis 2012 laufenden Vertrag mit seinem Stammverein aufgelöst, gelöscht wurde dabei auch die Vereinbarung, im weiteren Arbeitsleben als "Teambotschafter" Schalke zu Diensten zu sein. Nach zwölf Jahren Zugehörigkeit zum Gelsenkirchener Bundesligaklub war das für beide Seiten keine einfache Sache, aber es war auch unausgesprochen klar, dass Asamoah - heimgekehrt von seinem Ausflug zum FC St. Pauli - keine gute Zukunft im Team des anspruchsvollen Trainers Ralf Rangnick haben würde, und so hat sich Sportchef Horst Heldt mit dem Publikumsliebling auf eine Lösung verständigt.
Sie kostet Schalke eine Abfindung, "die deutlich unter dem liegt, was er verdient hätte", wie es im Klub heißt, und dem Betroffenen einen halbwegs standesgemäßen Abschied ließ. Seitdem ist Asamoah aber vereinslos, und das ist im Fußball ein Status, der im Zivilleben dem Zustand der Staatenlosigkeit gleicht. Ein verlorener Zustand also.
Für Männer in seiner Situation hat der Profiverband VdV in Duisburg das Trainingscamp für vereinslose Profis eingerichtet, das just wieder seinen Betrieb aufgenommen hat und derzeit 26 Teilnehmer zählt. "Aber das ist nichts, was sich für Gerald eignet", wie Thon entschieden feststellt.
Nicht zuletzt darauf hatte sich Thon besonnen, als er Asamoah am vorigen Samstag in der Schalke-Arena beim Abschiedsspiel für Marcelo Bordon antraf. Er hat ihn in der Kabine aufgesucht und gefragt, ob er nicht am Sonntag beim Training mitmachen wolle, und Asamoah nahm das Angebot gern an, zumal er ja quasi um die Ecke vom Sportplatz am Hülser Badeweiher wohnt, in Marl-Sickingsmühle nämlich.