Bundesliga-Montagsspiel:Die Nordwestkurve bleibt leer

Lesezeit: 2 min

Traurige Kulisse in Frankfurt. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
  • Eintracht Frankfurt verliert zum Abschluss des 23. Spieltags in eigener Arena 1:2 (0:0) gegen Union Berlin.
  • Aus Protest gegen den ungeliebten Montagabendtermin bleibt die Frankfurter Fankurve leer.
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Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Ausgerechnet dort, wo es meist besonders stimmungsvoll zugeht, waren am Montagabend nur Treppenstufen zu sehen und ein großes schwarzes Protestplakat. Die komplette Nordwestkurve im Frankfurter Stadion blieb leer. Die sogenannte aktive Fanzsene der Eintracht hatte sich für das Heimspiel gegen Union Berlin einen Stimmungs-Boykott verhängt und beschlossen, die knapp 8000 Stehplätze fassende Kurve leer zu lassen.

Es sollte ein Protest gegen die bei vielen Fans ungeliebten Montagsspiele sein, und der Klub unterstützte das Vorgehen auch. Vielen anderen der rund 45 000 anwesenden Zuschauern war zwar anzumerken, dass ihnen die Aktion nicht so recht passte; und jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten versuchten sie auch noch, die Abwesenheit der Ultra-Fraktion mit Gesängen auszugleichen. Aber recht schnell ebbte das auch jeweils ab, und es waren fast nur noch die Fans von Union zu vernehmen.

Da kam erschwerend hinzu, dass das Spiel über weite Strecken nicht so verlief, wie es sich die Anhänger von Eintracht Frankfurt wünschten. Denn vier Tage nach dem überzeugenden 4:1-Sieg in der Europa League gegen Red Bull Salzburg tat sich die Mannschaft von Trainer Adi Hütter gegen Union lange schwer und verlor am Ende mit 1:2 (0:0).

"Eigentlich hatte ich gerufen, dass der kommt", sagt Torwart Trapp

Die Berliner präsentierten sich von Beginn an etwas kampfstärker und kamen auch zu den ersten Gelegenheiten. Yunus Malli traf nach einer Flanke bei einem Volley-Versuch den Ball nicht richtig (21.), und nach einem Fehler von Frankfurts Makoto Hasebe stürmte Marius Bülter in Richtung SGE-Tor. Er konnte aber nicht vollenden, denn Frankfurts Kapitän David Abraham grätschte ihn im letzten Moment ab (34.). Auf der anderen Seite wurde es insbesondere kurz vor dem Halbzeitpfiff gefährlich, als Florian Hübner eine Flanke so unglücklich mit dem Kopf verlängerte, dass er nur knapp am Pfosten vorbei rutschte.

Doch kurz nach dem Seitenwechsel fiel das erste Tor - nach einem kuriosen Kollektiv-Aussetzer in der Frankfurter Abwehr. Am Rande des Strafraums lag der Ball, gleich drei Spieler standen in der Nähe, der Rechtsverteidiger Erik Durm, der Innenverteidiger David Abraham und ein bisschen entfernt auch noch Torwart Kevin Trapp. Alle drei schauten, aber keiner ging richtig hin. Dafür flitzte dann Berlins Christopher Lenz dazwischen und bediente Sebastian Andersson, der zum 1:0 ins leere Tor einschieben konnte (49.). "Eigentlich hatte ich gerufen, dass der kommt", sagte Trapp, "ein komplettes Missverständnis".

Gikiewicz pariert doppelt kurz vor Schluss

Kaum war der Rückstand da, schienen sich die Frankfurter an ihre Stärken zu erinnern. Plötzlich kombinierten sie viel ansehnlicher, und nach einer Stunde hatten sie durch einen Kopfball von Goncalo Paciencia die erste große Chance zum Ausgleich. Doch die Hoffnung darauf währte nicht lange, denn in der 68. Minute konnten sich die Berliner viel zu ungestört in den Strafraum kombinieren, Marcus Ingvartsen brachte den Ball scharf in die Mitte. Dort wehrte Trapp ihn so unglücklich ab, dass er an Evan N'Dickas Schienbein flog - und von dort ins eigene Netz.

Doch auch nach dem zweiten ungewöhnlichen Gegentreffer kamen die Frankfurter noch zu guten Chancen. Paciencia vergab zwar alleine vor dem Union-Tor, und Filip Kostic spielte kurz darauf einen Konter schlecht aus. Aber dafür gelang André Silva ein raffinierter Moment: Mit der Hacke spielte er den Ball an Berlins Torwart Rafal Gikiewicz vorbei, Hübner fälschte unfreiweillig zum 1:2 ins eigene Tor ab (79.).

Kurz danach wurde es im Stadion für ein paar Momente so laut, als befänden sich die Anhänger aus der Nordwestkurve doch geschlossen da. Doch weil Gikiewicz kurz vor Schluss gegen Abraham und Silva binnen weniger Sekunden parierte, war es dann das passende Bild zum Abend, wie sich die Union-Kurve deutlich vernehmbar dem Schlusspfiff entgegensang.

© SZ vom 25.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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