Bundesliga: Felix Magath:Meistertrainer reloaded

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Was für ein Coup: Völlig überraschend kehrt Felix Magath zum VfL Wolfsburg zurück. Die Bundesliga hat einen neuen Trend - in größter Not greifen die Klubs plötzlich gern zu alten Meistermachern.

Carsten Eberts

Damals, im Sommer 2009, als Felix Magath seinen Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Schalke 04 bekannt gab, da sagte er interessante Sätze. "Ich bin froh und glücklich, dass die Entscheidung raus ist", bekannte Magath, und da sein Wechsel mitten im Wolfsburger Meisterschaftskampf publik wurde, schickte er gleich hinterher: "Ich hatte gehofft, es bis zum Saisonende von der Mannschaft fernhalten zu können. Ich sehe ein, dass der Zeitpunkt nicht der günstigste ist."

Felix is coming home: Felix Magath sitzt ab Sonntag wieder beim VfL Wolfsburg auf der Bank. (Foto: dpa)

Nun ist Felix Magath nicht gerade als Mensch bekannt, der sich um günstige Zeitpunkte schert. Muss er auch nicht. Er wurde am Mittwoch bei Schalke 04 erwartungsgemäß entlassen, überraschte dann jedoch die Trainer-Zunft, als er eilig seine eigene Kündigung hinterherschickte. Was sollte das? Verzichtet der Mann freiwillig auf seine Abfindung? Ausgerechnet Magath?

Am Donnerstagabend, als sich Bayer Leverkusen gerade in der Europa League gegen den FC Villareal mühte, platzte parallel die bislang irrste Nachricht der Saison: Felix Magath kehrt zum VfL Wolfsburg zurück, und zwar sofort, beerbt dort Pierre Littbarski, der ohnehin nur als Interimstrainer installiert war.

Der VfL Wolfsburg hat den Wechsel mittlerweile offiziell bestätigt, Magath wird bereits am Freitagmittag um 13 Uhr bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Laut Bild-Informationen habe schon ein Anruf von VfL-Aufsichtsrats-Chef Francisco Garcia Sanz genügt, um Magath von seinem neuerlichen Engagement zu überzeugen. Magath wird bereits am Sonntag im Kellerduell beim VfB Stuttgart auf der Bank sitzen.

Da macht plötzlich auch Magaths Kündigung Sinn: Er hat sich quasi freigekauft, frei für ein millionenschweres Angebot aus Wolfsburg. Die Angelegenheit in Schalke ist damit gewiss nicht erledigt, die Anwälte werden einiges zu verhandeln haben. Magath will nämlich keinesfalls auf seine Abfindung verzichten, will beweisen, dass die Schalker Kündigung unrechtens war. Dann bekäme er von Schalke womöglich trotzdem eine Abfindung - obwohl er längst wieder woanders auf der Bank sitzt.

In Wolfsburg zog die Magath-Verpflichtung noch weitere Eruptionen nach sich. Auch der Vertrag von Manager Dieter Hoeneß wird aufgelöst, unter ihm war Wolfsburg auf einen Abstiegsplatz gerutscht. "Wir haben uns auf eine einvernehmliche Trennung geeinigt", sagte Sanz. Magath wird demzufolge auch den Managerposten übernehmen.

Trainer Felix Magath
:Mensch, Wolfgang!

Quälix, Querulant und Meistertrainer: Felix Magath wurde in der Bundesliga bereits geliebt - jedoch noch öfter gefeuert. Jetzt ist seine zweite Amtszeit als Trainer in Wolfsburg zu Ende.

Sein Leben in Bildern.

Selbst Jupp Heynckes, 65, der in der Bundesliga fast alles erlebt hat, schmunzelte ob der Nachrichten aus Wolfsburg. Sein Klub Bayer Leverkusen war gegen Villareal soeben in der Europa League gescheitert - doch Heynckes grinste und grinste. Ein paar Tage zuvor habe er mit Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser gescherzt, dass die Bundesligaklubs langfristig lieber Trainer statt Spieler scouten sollten - so groß, wie der Bedarf derzeit sei. "Felix war ja in Wolfsburg sehr erfolgreich", erinnert sich Heynckes, "da haben sie sich bestimmt dran erinnert."

Trainer Felix Magath
:Mensch, Wolfgang!

Quälix, Querulant und Meistertrainer: Felix Magath wurde in der Bundesliga bereits geliebt - jedoch noch öfter gefeuert. Jetzt ist seine zweite Amtszeit als Trainer in Wolfsburg zu Ende.

Sein Leben in Bildern.

Vielleicht formulierte Heynckes damit bereits einen zentralen Satz. Ein Motiv, das erklären könnte, was derzeit in der Bundesliga geschieht: Die Klubs scheinen in ihrer Not zu Altbewährtem zu greifen - zu Übungsleitern, mit denen sie in der Vergangenheit schon einmal Erfolg hatten.

Dabei scheint egal, dass es auch schlechte Zeiten gab. Gerade bei Felix Magath, der in Schalke jüngst bewiesen hat, dass er ein schwieriger Zeitgenosse sein kann. Der Kommunikation gerne Kommunikation sein lässt, sich Widerworte verbittet, lieber einsame Entscheidungen trifft. Immerhin: Beim VfL Wolfsburg sind die Fans ausgesprochen leiser Natur - eine gut organisierte Opposition ist daher kaum zu erwarten.

Es könnte ja noch mal funktionieren.

Die Ähnlichkeiten sind frappierend: Magath holte mit Wolfsburg 2009 den Meistertitel, kehrt nun zurück. Ralf Rangnick, der neuer Schalke-Trainer wird, hält im Verein noch immer den besten Punkteschnitt aller Trainer. Und Jupp Heynckes befindet sich bekanntlich in konkreten Verhandlungen mit Bayern München - jenen Klub, den er 1989 und 1990 zur Meisterschaft führte und zuletzt 2009 im Liga-Endspurt noch Rang zwei erreichte.

Wo führt dieser Irrsinn noch hin? Holt Bayer Leverkusen am Saisonende Christoph Daum zurück? Steht Volker Finke kurz vor einer zweiten Amtszeit beim SC Freiburg?

Einzig der Hamburger SV muss wohl phantasievollere Wege gehen: Denn Ernst Happel, der große Meistertrainer von 1982 und 1983, ist bereits 1992 im Alter von 66 Jahren verstorben.

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